Viele Geschäfte in der Dortmunder City schließen vor 20 Uhr.

Viele Geschäfte in der Dortmunder City schließen inzwischen wieder vor 20 Uhr. Cityring-Vorsitzender Tobias Heitmann (li.) und Thier-Galerie-Chef Markus Haas (r.) sehen vielfältige Gründe. © Thiel/Schütze; Montage: RN

Dortmunder City: Viele Geschäfte schließen früher als vor Corona

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Wer spät noch etwas einkaufen will, steht oft vor verschlossenen Türen: In der Dortmunder City haben viele Geschäfte ihre Öffnungszeiten reduziert. Das hat nicht nur mit Corona oder dem Online-Handel zu tun.

Dortmund

, 24.05.2022, 05:20 Uhr / Lesedauer: 3 min

Wer an einem Freitagabend durch die Dortmunder City bummelt, fühlt sich ein bisschen wie auf einer Reise in die Vergangenheit – in eine Zeit, als andere Ladenschlussgesetze galten und Geschäfte abends um 18.30 Uhr schließen mussten.

War vor Corona 20 Uhr die normale Ladenschlusszeit, schließen heute viele Geschäfte auf dem Westen- und Ostenhellweg sowie auf der Kleppingstraße, der Betenstraße, im Kaiser- und im Rosenviertel abends eher die Tür ab. Entgegen dem Bild, das man gemeinhin von einer Großstadt hat, leeren sich schon am Nachmittag Straßen und Geschäfte.

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Schon vor Corona habe es keine einheitlichen Öffnungszeiten gegeben, sagt Tobias Heitmann, Vorsitzender des Cityrings, der Gemeinschaft der aktiven Innenstadt-Kaufleute, doch der Online-Handel, die Pandemie mit Homeoffice und der Ukraine-Krieg hätten den Konsumdrang und damit die Besucherfrequenz weiter sinken lassen.

Abends kommen weniger Kunden

„Es kommen abends einfach nicht mehr so viele Kunden“, sagt Heitmann. Vor allem kleine Fachgeschäfte könnten die Personalkosten für längere Öffnungszeiten nicht mehr ohne Weiteres auffangen. Heitmann selbst hat eine Galerie in der Wißstraße und schließt aktuell um 18 Uhr.

Immerhin: Die meisten großen Kaufhäuser und Handelsketten wie Galeria, C&A, Peek & Cloppenburg, H&M, Zara und Sportscheck öffnen zwar noch bis 20 Uhr. Aber schon Geschäfte wie der Herrenausstatter Anson‘s oder das Damenmodengeschäft Appelrath-Cüpper machen ebenso um 19 Uhr Feierabend wie der Brax-Store, Salamander oder Görtz-Schuhe (samstags bis 20 Uhr) am Westenhellweg. Andere schließen noch eher ab wie Wormland (18.30 Uhr), Van Drathen in der Kleppingstraße (18 Uhr), WMF in der Potgasse (18 Uhr) sowie der BVB-Fan-Shop am Markt und in der Thier-Galerie (18 Uhr).

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Die Thier-Galerie hält zwar nach Corona grundsätzlich wieder bis 20 Uhr die Pforten auf, doch einzelne wenige Geschäfte wie das Schuhhaus Zumnorde zum Beispiel machen schon um 18 Uhr oder der Teekontor um 19 Uhr Schluss.

Ab Juni gilt wieder überall 20 Uhr in der Thier-Galerie

Im Einzelfall könne nach den Corona-Lockerungen die Rückkehr zu den alten Öffnungszeiten etwas länger dauern – sei es aufgrund der unterschiedlichen branchenindividuellen behördlichen Auflagen oder gar wirtschaftlicher Faktoren, erläutert Center-Manager Markus Haas. Spätestens ab Juni, so die Planung, sollen alle Geschäfte in der Thier-Galerie wieder zu den mietvertraglichen Öffnungszeiten öffnen.

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Unterschiedliche Öffnungszeiten seien auch für die City nicht vorteilhaft, räumt der Cityring-Vorsitzende Heitmann ein, doch es lohne sich einfach nicht mehr, bis 20 Uhr aufzuhaben. „Als kleiner Händler kann man sich da besser anpassen.“

Das Geschäft sei nicht unbedingt weniger geworden, sagt Heitmann, doch neben dem Online-Geschäft hätten sich die Einkaufszeiten vor allem in die Vormittagsstunden verlagert: „Gerade vormittags ist in der City viel los.“

Personal zielgerichtet einsetzen

Das bestätigt auch Markus Kaluza vom Handelsverband NRW Westfalen-Münsterland: „Viele kommen vormittags.“ Zum Beispiel sei es am vergangenen Samstag (21.5.) „in den Morgenstunden unglaublich voll“ gewesen, darunter waren viele Kunden mit auswärtigen Autokennzeichen.

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Kaluza sieht es so wie Heitmann. Die höhere Besucherfrequenz am Vormittag sei nicht per se ein schlechtes Zeichen für die City, so Kaluza, das sei die Marktlage.

Es sei richtig, das Personal zielgerichtet einzusetzen, wenn die Kunden es nachfragten. „Da braucht sich abends niemand die Füße in den Bauch zu stehen. Wenn es Kernöffnungszeiten gibt, reicht das.“ Die Händler würden schon genau gucken, wann sie die Kunden im Laden hätten, und die Zeiten wieder entsprechend ausweiten.

So schlecht stehe es gar nicht um die Dortmunder City, sagt Kaluza und stützt sich bei seinem Urteil unter anderem auf die jüngste Untersuchung der Comfort-Gruppe, eines unabhängigen Makler- und Beratungsunternehmens.

600 Millionen Euro Jahresumsatz in der City

Als Einkaufsstadt, so die Untersuchung, sei die Dortmunder City die stärkste innerhalb des Ruhrgebiets und reflektiere weit über die Stadtgrenzen hinaus auf ein stattliches Einzugsgebiet von ca. 1,5 Mio. Menschen. Aktuell würden in der City im Einzelhandel auf einer Verkaufsfläche von rund 185.000 Quadratmetern etwa 600 Millionen Euro im Jahr umgesetzt.

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Weiter heißt es in dem Report: „Der City-Umsatzanteil am Gesamtumsatz der Stadt (18 %) sowie der Anteil der Verkaufsfläche (19 %) dokumentieren, dass die Innenstadt mit Abstand den wichtigsten Einkaufsstandort im gesamten Stadtgebiet darstellt.“

Mehr Kneipen und Gastronomie

Aktuell gebe es gute Gespräche mit der Stadtverwaltung, um die City wieder weiter nach vorn zu bringen, stellt Tobias Heitmann fest. Einiges sei schon in Angriff genommen worden, vieles müsse noch getan werden, um die Aufenthaltsqualität in der City zu erhöhen. Gebraucht würden neben mehr Grün und Veranstaltungen auch mehr Kneipen und Gastronomie. Der Cityring-Vorsitzende: „Wir werden nicht müde, weiter dafür zu kämpfen.“

Zudem erwartet Heitmann, dass die Geschäfte ihre Öffnungszeiten vor Weihnachten von Oktober bis Dezember wieder auf 20 Uhr ausweiten.

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