Dortmund soll Flüchtlings-Ambulanz bekommen

Gesundheitsgipfel

Die ärztliche Versorgung von Flüchtlingen in Dortmund soll neu organisiert werden: Die Stadt plant eine zentrale Ambulanz für Asylbewerber. So sollen die ohnehin überlaufenen Notaufnahmen der Krankenhäuser entlastet werden. Die Idee kommt aus dem Osten.

DORTMUND

, 25.02.2016, 16:51 Uhr / Lesedauer: 2 min
Die Flüchtlinge in Dortmund sollen zukünftig in einer zentralen Ambulanz ärztlich versorgt werden.

Die Flüchtlinge in Dortmund sollen zukünftig in einer zentralen Ambulanz ärztlich versorgt werden.

Ausgerechnet Sachsen, das Bundesland mit den meisten Übergriffen auf Flüchtlingsheime, wird zum Dortmunder Vorbild bei der Einrichtung einer Ambulanz zur ärztlichen Versorgung von Flüchtlingen und Asylbewerbern. Die Anregung zur Nachahmung erfolgte auf der Gesundheitskonferenz zum Thema Flüchtlinge. Fast 60 Teilnehmer aus allen gesundheitsrelevanten Bereichen Dortmunds waren der Einladung der Stadt am Mittwoch gefolgt. Eine eigene Anlaufstelle für Zuwanderer wird die ohnehin völlig überlaufenen Notaufnahmen der Krankenhäuser entlasten.

Dr. Frank Renken, Chef des Gesundheitsamtes, glaubt, die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen habe mit ihren Flüchtlingsambulanzen „eine sehr gute Lösung“ gefunden. Die regelmäßigen Sprechstunden dort werden über das Asylbewerberleistungsgesetz abgerechnet. Restkosten, die nicht gedeckt seien, würden von der Kommune übernommen.

Amtsarzt: keine unkalkulierbaren Mehrkosten

Der Amtsarzt rechnet deshalb aber nicht mit unkalkulierbaren Mehrkosten für die Stadt, zumal Zuweisungen des Landes zur Finanzierung von Versorgungsstrukturen vor Ort auf der Basis des Jahres 2008 abgerechnet würden. „Durch Zuwanderung ist Dortmunds Einwohnerzahl jedoch längst von 580.000 auf 600.000 gestiegen“, sagt er.

Für die Ausgestaltung der Sprechstunden muss dann die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe in Dortmund sorgen. Benötigt werden Ärzte aus den medizinischen Fachgruppen Innere/Allgemeinmedizin, Gynäkologie, Chirurgie und Kinderheilkunde. Dazu kommen Dolmetscher und Sozialarbeiter.

Ort für Ambulanz muss noch gefunden werden

In spätestens zwei Wochen soll ein Gespräch mit Verantwortlichen aus Reihen der Kassenärztlichen Vereinigung, dem Sozialamt, Jugendamt, der Verbände und den Krankenhäusern folgen. Dr. Renken will mit der Ambulanz im Mai starten. Ein Ort muss noch gefunden werden.

Die psychiatrische Versorgung traumatisierter Flüchtlinge dürfte sich etwas schwieriger gestalten. Der Stadt liegen zwar zwei Anträge zu psychosozialen Zentren für die Behandlung Erwachsener und Jugendlicher vor, aber Amtsarzt Renken will den Anteil der individuellen Therapie eher reduzieren. „Es gibt gar nicht so viele Therapeuten in Deutschland“, merkt er an.

Mehr Schulungen für Mitarbeiter

Dr. Renken setzt mehr auf Schulung von Mitarbeitern in Flüchtlingseinrichtungen, um sie zu befähigen, psychische Auffälligkeiten zu erkennen, einzuschätzen und dann entsprechend zu handeln. „Wir wollen ihnen Psychiatrie-Wissen vermitteln, sie aber nicht zu Therapeuten ausbilden“, stellt er klar.  

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