
© Oliver Volmerich
Dortmund fehlen noch immer preiswerte Wohnungen - trotz Bau-Boom
Wohnungsmarkt im Vergleich
In Dortmund werden eifrig Wohnungen gebaut. Die Zahl der Baugenehmigungen für 2021 ist vielversprechend. Ein regionaler Vergleich zeigt aber auch, wo es auf dem heimischen Wohnungsmarkt hakt.
Abgerechnet wird zum Schluss, heißt es. Aber die Zwischenbilanz nach neun von zwölf Monaten stimmt zuversichtlich, dass Dortmund das gesteckte Ziel von 2000 Wohnungsneubauten in diesem Jahr sogar übertreffen könnte.
Die Zwischenbilanz betrifft die Baugenehmigungen für neue Wohnungen. Und die weist für die ersten drei Quartale 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein sattes Plus von 58,3 Prozent aus. Landesweit beträgt der Zuwachs 3,8 Prozent.
Nach den aktuellen Daten, die IT.NRW als Statistikamt des Landes am Donnerstag (25.11.) vorgestellt hat, wurden von Januar bis Ende September 2021 in Dortmund Baugenehmigungen für 1735 neue Wohnungen erteilt. 2020 waren im gleichen Neun-Monats-Zeitraum 1096.
Auch wenn man davon ausgehen kann, dass im letzten Quartal mehr als 300 weitere neue Wohnungen genehmigt werden, ist freilich noch offen, ob wie erhofft tatsächlich mehr als 2000 Wohnungen im Jahr neu gebaut werden. Denn die Bauwirtschaft kommt kaum hinterher, die Aufträge abzuarbeiten.
Dass der Bedarf an neuen Wohnungen groß ist, belegt einmal mehr der frisch erschienene „Regionale Wohnungsmarktbericht“, der Vergleichsdaten für die Städte und Kreise im Ruhrgebiet liefert. Hier gibt es aus Dortmunder Sicht sowohl erfreuliche wie bedenkliche Ergebnisse.
Erfreulich ist, dass Dortmund in den letzten Jahren beim Wohnungsneubau über dem Schnitt auf dem gesamten Wohnungsmarkt Ruhr liegt, beim Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern sogar Spitze ist.
Schwund an preiswerten Wohnungen
Erschreckend ist dagegen, dass der Bestand an öffentlich geförderten Wohnungen mit Preisbindung in Dortmund besonders drastisch zurückgegangen ist. Mit einem Minus von 37,9 Prozent zwischen 2009 und 2019 ist Dortmund negativer Spitzenreiter im Ruhrgebiet und liegt deutlich über dem Durchschnitt von 24,1 Prozent in der Region und 18,9 Prozent in NRW.
Planungs- und Wohnungsdezernent Ludger Wilde tröstete sich am 23.11. nach der Sitzung des Verwaltungsvorstands damit, dass Dortmund mit einem Bestand von 6,4 Prozent an Sozialwohnungen immer noch etwa im Ruhrgebiets-Durchschnitt von 6,5 Prozent und über dem Landesdurchschnitt von 5,8 Prozent liegt.
Quote für öffentliche Förderung
Gleichwohl ist Verwaltung und Politik natürlich bewusst, dass es einen großen Bedarf an preiswertem Wohnraum gibt. Wilde erinnerte daran, dass für neue Baugebiete in Dortmund die Vorgabe gilt, 30 Prozent der Wohnungen mit öffentlicher Förderung zu bauen.
Interessant in diesem Zusammenhang: Bei der Mietbelastungsquote - also dem Anteil des Haushaltsaufkommens, das für die Miete aufgewendet werden muss - liegt Dortmund mit 28,4 Prozent über dem Ruhrgebiets-Durchschnitt von 27,2 Prozent und sogar knapp über dem Landesdurchschnitt von 28,2 Prozent.
Mit vorn liegt Dortmund im Ruhrgebiets-Vergleich auch beim Anstieg der Bauland-Preise. Mit 330 Euro pro Quadratmeter gehört Dortmund mit Essen, Bochum und Mülheim/Ruhr der Spitzengruppe, wobei in Dortmund der Preisanstieg mit mehr als 45 Euro pro Quadratmeter in den letzten Jahren besonders hoch ausfiel.
Größter Plus-Punkt Dortmunds im regionalen Vergleich ist die Flächenreserve für den Wohnungsbau. Knapp 1800 Hektar sind es im gesamten Ruhrgebiet, davon allein in Dortmund 280 Hektar. Das reicht für den Bau von rund 10.000 Wohneinheiten, rechnete Wilde vor. Dortmund ragt damit im regionalen Vergleich positiv hervor.
Der „Regionale Wohnungsmarktbericht“ ist abrufbar unter www.wohnungsmarktbeobachtung.dortmund.de.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
