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Mehr sozialer Wohnungsbau: Dortmund will 30-Prozent-Quote einführen
Wohnungsmarkt
In Dortmund muss preisgünstiger Wohnraum geschaffen werden. Die Stadt setzt deshalb eine neue Zielmarke für öffentlich geförderte Wohnungen bei Neubau-Projekten. Auch an anderer Stelle nimmt sie sich in die Pflicht.
Die letzten Zahlen zu den erteilten Baugenehmigungen stimmen optimistisch. Im ersten Halbjahr 2021 wurde der Bau von 1180 neuen Wohnungen in Dortmund genehmigt. Das nährt die Hoffnung, dass man das gesteckte Jahresziel von 2000 neuen Wohnungen in diesem Jahr erreicht.
Die Zielzahl von 2000 Neubauten soll auch noch einmal im kommunalen Wohnkonzept festgeschrieben werden, das jetzt in der Politik beraten und im November vom Rat der Stadt verabschiedet werden soll.
55 Seiten umfasst das Papier, das in den vergangenen Monaten vom städtischen Wohnungsamt und einem externen Gutachterbüro erarbeitet wurde. Es ist die Neuauflage des ersten städtischen Wohnkonzepts von 2009. Doch seitdem hat sich viel verändert. Aus einem entspannten Wohnungsmarkt ist ein Markt mit Engpässen und steigenden Mieten geworden.
Schnellere Planung
Daraus sollen jetzt Konsequenzen gezogen werden. Hauptziel ist, ausreichenden und bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen, erläuterte die stellvertretende Wohnungsamts-Leiterin Anja Laubrock bei der Vorstellung des Konzepts. Und dazu muss mehr Wohnbauland zur Verfügung gestellt und mehr gebaut werden.
Wobei: Genug Wohnbauflächen gibt es nach Überzeugung der Stadt eigentlich. „Wir haben da kein Mengenproblem, sondern ein Problem der schnellen Umsetzung“, erklärt Planungsdezernent Ludger Wilde.
Deshalb nimmt sich die Verwaltung mit dem Wohnkonzept vor allem selbst in die Pflicht. Pro Jahr soll durch Aufstellung neuer Bebauungspläne Baurecht für 800 bis 1200 Wohneinheiten geschaffen werden, lautet das Ziel. Dazu will man in einem zweistufigen Verfahren Planung und Umsetzung neu organisieren. „Wir wollen schneller reagieren können“, sagt Anja Laubrock. Dazu beitragen soll, dass alle Verfahrensschritte, die in der Verwaltung zu erledigen sind, mit Zieldaten versehen werden.
Höhere Quote für öffentlich geförderten Wohnungsbau
Ein zweites Problem ist es, ausreichend preiswerten Wohnraum zu schaffen, zumal sich die Zahl der öffentlich geförderten Wohnungen mit Mietpreisbindung wegen auslaufender Fristen weiter verringern wird. Die Stadt will da mit ihrer eigenen neu aufgestellten Dortmunder Stadtentwicklungsgesellschaft DSG gegenarbeiten. Sie hat das Ziel, bis 2027 mehr als 800 öffentlich geförderte Wohnungen zu schaffen.
Die Stadt will zudem generell die Quote für öffentlich geförderten Wohnungsbau bei Neubau-Projekten erhöhen. Laut Ratsbeschluss müssen bei neuen Bebauungsplänen mindestens 25 Prozent der Wohneinheiten für öffentliche Förderung reserviert werden. Mit dem kommunalen Wohnkonzept soll diese Quote auf 30 Prozent erhöht werden.
Die Quote soll beim Verkauf kommunaler Grundstücke, aber auch über städtebauliche Verträge mit privaten Bauherren für Neubau-Projekte festgeschrieben werden. Für schon laufende Vorhaben gelte natürlich der Vertrauensschutz mit der bisherigen 25-Prozent-Quote, sagte Ludger Wilde. „Aber ich gehe davon aus, dass wir in vielfältiger Weise von der neuen Quote Gebrauch machen werden.“
Als Zielgruppen nimmt das Wohnkonzept besonders die Schaffung bezahlbaren Wohnraums für Familien, Senioren, Menschen mit Behinderungen und Haushalte, die es auf dem Wohnungsmarkt besonders schwer haben, in den Blick. Wobei man großen Wert darauf lege, gemischte Wohnquartiere zu schaffen. „Wir wollen Wohnraum für alle zur Verfügung stellen“, versichert Anja Laubrock.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
