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Sorgen um Dortmunder Wohnungsmarkt: „Die Anspannung bleibt“
Wohnungsmarktbericht
Auf dem Dortmunder Wohnungsamt ist weiterhin keine Entspannung in Sicht. Das belegt der aktuelle Wohnungsmarkt-Bericht der Stadt. Doch es gibt auch Anzeichen, die Hoffnung machen.
Das klingt erst einmal viel: 6900 Wohnungen in Dortmund standen Ende 2020 aus unterschiedlichen Gründen länger als ein halbes Jahr leer. Das ergibt eine sogenannte „strukturelle Leerstandsquote“ von 2,1 Prozent.
Viel zu wenig für eine Großstadt wie Dortmund mit einem Bestand von mehr als 324.000 Wohnungen. Bei einem „gesunden Wohnungsmarkt“ geht man von einer Leerstandsquote von 3 bis 4 Prozent aus, erklärt Dortmunds Planungs- und Wohnungsdezernent Ludger Wilde. Nur dann hätte man eine gewisse Wahlfreiheit bei der Wohnungssuche.
Genau davon kann in Dortmund weiterhin keine Rede sein, wie auch der aktuelle Wohnungsmarktbericht des städtischen Wohnungsamtes zeigt. Er belegt mit einem umfangreichen Zahlenwerk die Engpässe auf dem heimischen Wohnungsmarkt - bei weiter steigenden Mieten und Kaufpreisen. „Die Anspannung ist geblieben“, bilanziert Ludger Wilde.
Das gilt besonders für familiengerechtes und bezahlbares Wohnen. Dort sei die Nachfrage besonders groß. „Doch dafür gibt es im Augenblick noch kein ausreichendes Angebot“, sagt Wilde.
Mehr Neubauten und Genehmigingen
Das Wort „noch“ unterstreicht allerdings die Hoffnung auf Besserung. Und die zieht der Dezernent aus den steigenden Bauaktivitäten in der Stadt. 2020 seien 1922 Wohneinheiten - 2,2 Prozent mehr als im Vorjahr - genehmigt worden. „Das ist die höchste Zahl, die wir in den letzten Jahren erreicht haben“, freut sich Wilde.
Die Zahl der Baufertigstellungen stieg im vergangenen Jahr sogar um mehr als 25 Prozent auf 1725. Und die jüngst veröffentlichten Halbjahres-Zahlen bei den Neubau-Genehmigungen ließen erwarten, dass in diesem Jahr erstmals die Marke von 2000 neuen Wohnungen erreicht werden könne - ein Ziel, das sich die Stadt eigentlich schon vor Jahren gesetzt hat, um die Engpässe auf dem Wohnungsmarkt zu beseitigen.
Seinen Optimismus, das Ziel zu erreichen, begründet Wilde einmal mehr mit dem Flächenpotenzial für Neubauten. Fast 180 Hektar Wohnbauflächen für mehr als 9400 Wohnungen stünden in rechtsverbindlichen oder in Arbeit befindlichen Bebauungsplänen zur Verfügung.

Gut 630 neue Wohnungen sollen in den nächsten Jahren im „Kronprinzen-Viertel“ auf dem Gelände des früheren Südbahnhofs entstehen. © Hans Blossey
Auf die Frage, warum viele Bebauungspläne nur langsam vorankämen, konnte sich der Dezernent einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen. Das läge nicht mehr am fehlenden Personal im Planungsamt. „Es würde schneller gehen, wenn es weniger Widerstände vor Ort geben würde“, verwies er auf Diskussionen mit Bürgerinitiativen um neue Baugebiete.
Ein Problembereich bleibt obendrein: Die Zahl der öffentlich geförderten Wohnungen mit vergleichsweise günstigen Mietpreisen geht weiter zurück, weil für viele bestehende Wohnungen die vertragliche Bindung ausläuft. „Im Laufe der nächsten zehn Jahre werden mehr als 8000 geförderte Mietwohnungen aus der Bindung fallen“, berichtet die stellvertretende Wohnungsamts-Leiterin Anja Laubrock.
Bedarf nicht gedeckt
Die Neubau-Rate reicht bei weitem nicht aus, den Bedarf zu decken, räumen die Experten ein. „Unterm Strich müssten wir 800 Neubauwohnungen pro Jahr fördern, um den Verlust aufzufangen“, erklärt Anja Laubrock.
Davon war man im letzten Jahr weit entfernt. Mit 44 Millionen Euro konnte man zwar mehr Fördergeld akquirieren, als das Budget des Landes generell vorsieht. Der Großteil floss allerdings in Modernisierungen vor allem von kleinen Studierenden-Appartements. Nur 80 neue Mietwohnungen wurden mit öffentlicher Förderung 2020 fertiggestellt.
Das soll sich in diesem Jahr allerdings ändern. Anja Laubrock geht davon aus, dass die Stadt das Globalbudget des Landes von 35 Millionen Euro wieder ausschöpfen und vielleicht sogar erneut einen Nachschlag in Anspruch nehmen könnte. Und es steht in Aussicht, dass bis zu 200 Neubauwohnungen mit öffentlicher Förderung auf den Weg gebracht werden.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
