Dr. Watzl: „Wenn sich alle über 60 infizieren, sind die Krankenhäuser zu“

Dortmunder Immunologe

Was passiert, wenn die Corona-Impflücke so groß bleibt wie aktuell? Der Dortmunder Immunologe Carsten Watzl hat bei ZDF-Talker Markus Lanz seine Prognose abgegeben.

Dortmund

, 07.01.2022, 18:23 Uhr / Lesedauer: 2 min
Professor Dr. Carsten Watzl leitet das Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund.

Professor Dr. Carsten Watzl leitet das Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund. © Oliver Schaper

Er hatte viel Zeit für ausführliche Erklärungen. In der ZDF-Talkshow von Markus Lanz ist am Mittwochabend Professor Dr. Carsten Watzl einer der vier Gäste gewesen. Der Leiter des Fachbereichs Immunologie am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund führte viel aus – zur aktuellen Omikron-Situation, aber auch zu Impflücke und Impfpflicht.

Wissenschaftlich gesehen, so Watzl, der auch Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie ist, gebe es weiterhin nur eine Schlussfolgerung: „Wir müssen die Impflücke schließen.“

Einschränkungen auch im Winter 2022/23?

Erst recht, seitdem die stark ansteckende Omikron-Variante das Geschehen dominiert. „Wir haben noch zwei Millionen Menschen über 60, die nicht immunisiert sind“, verdeutlichte Watzl. „Wenn die sich in der Omikron-Welle alle infizieren, dann sind die Krankenhäuser zu.“

Zudem: Man dürfe sich nicht der Illusion hingeben, die Pandemie im Sommer 2022 überwunden zu haben. Zumindest wenn man „im nächsten Winter wieder so viele Ungeimpfte“ habe. In dem Fall, so Watzl weiter, „müssen wir wieder allgemeine Einschränkungen aussprechen.“

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„Omikron hat eine freie Spielwiese und kann alle infizieren.“

Zurück zur aktuellen Situation, zur starken Ausbreitung von Omikron: Die sei zu erwarten gewesen, so der Dortmunder Professor. Diese Corona-Variante breite sich auch bei Geimpften aus, anders als Delta beispielsweise. Was bedeute:

„Omikron hat eine freie Spielwiese und kann alle Leute infizieren.“

Nur, ebenso wichtig sei auch: „Die Impfungen machen genau das, was sie tun sollen: Sie schützen vor einem schweren Verlauf.“ Er sei lange Zeit ein absoluter Gegner der Impfpflicht gewesen, so Watzl. „Wenn ich mir die Daten anschaue, gibt es keinen Grund, sich nicht impfen zu lassen und mich dem Risiko der Infektion auszusetzen. Das gilt für alle Altersgruppen.“

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Warten auf Zahlen im Juli – und dann die Impfpflicht?

Mittlerweile habe er aber einsehen müssen, dass sich viele nicht überzeugen ließen. Und das habe Folgen für die ganze Gesellschaft. Deshalb: „Wenn es irgendwann nicht mehr geht, dann geht es nicht mehr. Ich hätte gerne einen Notschalter.“

Watzls Zeitplan: „Wenn wir bis Juni – oder von mir aus bis Juli – nicht bei einem Wert xy sind, dann kommt diese Impfpflicht.“ Wie viel xy sind? Watzl nannte 90 Prozent für die Gruppe Ü60, knapp 90 Prozent bei Erwachsenen allgemein.

Die getroffenen Maßnahmen hätten sicherlich die Omikron-Welle verzögert. Doch die Daten aus den Nachbarländern würden eindeutig auf eins hindeuten: „Die Fallzahlen gehen nach oben und sie gehen wirklich steil nach oben in den nächsten Tagen.“

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