Lorenz (26) kommt aus Oberfranken in Bayern. Für die Redaktion testet er, wie viel das Benediktiner Wirtshaus in Dortmund mit einem echten bayerischen Wirtshaus gemein hat.

© Marie Ahlers

Ein echtes Wirtshaus? Ein Bayer testet das „Benediktiner“ am Friedensplatz

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Kann das „Benediktiner Wirtshaus“ am Dortmunder Friedensplatz mit einem echten bayerischen Wirtshaus mithalten? Für die Redaktion getestet hat es einer, der es wissen muss.

Dortmund

, 31.07.2021, 17:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Im März 2021, mitten im Corona-Lockdown, eröffnete am Friedensplatz im Herzen Dortmunds ein fast schon exotisches Restaurant: Das Benediktiner Wirtshaus mit bayerischem Bier und deftigem Essen aus dem Süden.

„Als Dortmunder Jung mit Liebe zur Stadt und Liebe zum BVB haben wir es gewagt, ein bayerisches Wirtshaus mitten in Dortmund zu eröffnen“, erzählte Bujar Berisha, der das Restaurant zusammen mit seiner Frau Mentore betreibt, bei der Eröffnung.

Bujar (l.) und Mentore Berisha betreiben das Benediktiner-Wirtshaus am Dortmunder Friedensplatz.

Bujar (l.) und Mentore Berisha betreiben das Benediktiner-Wirtshaus am Dortmunder Friedensplatz. © Sabrina Fehring (Archiv)

Kann das Benediktiner Wirtshaus in Dortmund mit einem echten bayerischen Wirtshaus mithalten? Beurteilen kann das nur einer, der mit der süddeutschen Wirtshauskultur aufgewachsen ist.

Lorenz (26) kommt aus einem kleinen Dorf in Oberfranken, in dem das Wirtshaus bis heute ein wichtiger Anlaufpunkt für Menschen jeden Alters ist. „Das Wirtshaus ist ein Ort der Kommunikation“, erzählt Lorenz. „Es ist ein Ort, wo man zu jeder Tageszeit hingehen, ein Bier trinken und entspannen kann.“

Am Samstag (24.7.) testete Lorenz Dortmunds neues Wirtshaus. Und berichtete der Redaktion, ob die Berishas mit ihrer Wirtsstube mit dem bayerischen Original mithalten können.

1. Der erste Eindruck

Ein erster Unterschied zum Wirtshaus daheim fällt Lorenz schon beim Betreten des Benediktiners auf: „Mich stört ein bisschen die Musik“, kommentiert er die laute Popmusik aus den Boxen. „Da krieg ich so ein Ballermann-Feeling.“ Normalerweise laufe im Wirtshaus keine Musik - damit man sich unterhalten kann. Auch fehle ihm die Gemütlichkeit - für ihn eines der wichtigsten Dinge in einem Wirtshaus.

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„Das Allerwichtigste in einem Wirtshaus ist aber der Wirt“, erklärt Lorenz. „Es braucht einfach eine positive Bezugsperson, die einen willkommen heißt.“

Stattdessen wurde er beim Ankommen im Restaurant kurz und knapp an den Tisch verwiesen. „Es fehlte die Herzlichkeit“, beobachtet er. Aber das kann der Tester verzeihen: „Der Laden brummt gerade, es ist viel zu tun.“ Zudem ist die Kellnerin umso freundlicher und aufmerksamer.

Lorenz‘ erster Eindruck vom Benediktiner ist positiv. Er hat aber auch Anmerkungen.

Lorenz‘ erster Eindruck vom Benediktiner ist positiv. Er hat aber auch Anmerkungen. © Marie Ahlers

Beim Blick auf die Karte des Benediktiner Wirtshauses ist Lorenz angetan. Das Benediktiner Bier hält er für ein „solides“ Bier, über das Bitburger auf der Karte kann er großzügig hinwegschauen und sogar den „Russ“ kann man hier trinken, das bayerische Äquivalent zum Radler.

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Außerdem findet er fast alle Speisen wieder, die es auch in seiner Heimat im Wirtshaus geben würde. „Radi & Rabi“, ein Salat aus Rettich und Kolrabi, Leberknödelsuppe und natürlich deftige Hauptgerichte: „Es sind auf jeden Fall die Klassiker dabei“, lobt Lorenz.

Schweinebraten, Schweinshaxe, Schnitzel, immer mit den klassischen Beilagen Kraut und Kartoffelstampf. Dass auch einige Burger auf der Karte stehen, ist für den Tester aber ein No-Go: „Das hat auf einer Wirtshaus-Karte eigentlich nichts zu suchen“, findet er.

2. Das Essen

Als Vorspeise bestellt Lorenz Radi & Rabi, anschließend den Jungschwein-Schinkenbraten mit gebratenen Brezn-Knödeln, Bayrisch Kraut, Bratensaft und geröstetem Kümmel. Für sein Gegenüber gibt es die Wirtshaus-Würstelpfanne mit gegrillter Bauernbratwurst, Käsekrainer und Leberkäs auf Kartoffelstampf und Bayrisch Kraut.

Das Radi & Rabi ist ein Sommergericht mit Rettich und Kolrabi. Dazu gibt's natürlich eine Brezel.

Das Radi & Rabi ist ein Sommergericht mit Rettich und Kolrabi. Dazu gibt's natürlich eine Brezel. © Marie Ahlers

Den Radi & Rabi findet er lecker und frisch. Der Schweinebraten kommt allerdings ohne Kruste, „obwohl es bei dem Braten eigentlich knuspern und krossen muss.“ Zudem erinnert der Braten ihn eher an ein Kassler. „Das Kraut hat eine tolle Süße und ist gut gewürzt“, lobt er aber und auch die Brezn-Knödel befindet er für gut.

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Er testet auch die Würstlpfanne seines Gegenübers. Auch sie kommt gut weg. Beim Leberkäs könne man ohnehin nicht viel falsch machen, den Käsekrainer findet er „großartig“ und die Rostbratwurst schmeckt ebenfalls. „Der Kartoffelstampf ist auch super“, lobt er, „richtig buttrig.“

Beide Gerichte kommen mit der gleichen Soße, einer Senf-Bratensauce, die den Stempel „zum Finger ablecken gut“ bekommt.

Zum Hauptgang gibt es Jungschwein-Braten und eine Würstlfpfanne. Experte Lorenz lobt besonders die Sauce und das Bayrisch Kraut.

Zum Hauptgang gibt es Jungschwein-Braten und eine Würstlfpfanne. Experte Lorenz lobt besonders die Sauce und das Bayrisch Kraut. © Marie Ahlers

Die Portionen sind ein bisschen kleiner, als Lorenz es aus dem Wirtshaus gewohnt ist. Das hat jedoch den Vorteil, dass nach dem Hauptgang noch Platz für Kaiserschmarrn ist.

Der wird mit Fruchtkompott und Vanilleeis serviert und begeistert Lorenz uneingeschränkt: „Lecker abgeschmeckt und nicht zu süß.“

Zum Nachtisch gibt's Kaiserschmarren - er wird mit Kompott und Vanilleeis serviert.

Zum Nachtisch gibt's Kaiserschmarren - er wird mit Kompott und Vanilleeis serviert. © Marie Ahlers

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3. Die Preise

Das Radi & Rabi kostet 6,50 Euro, der Jungschwein-Schinkenbraten 15,90 Euro, die Würstlpfanne 16,90 Euro. Der Kaiserschmarrn kostet 9,90 Euro. Für das gesamte Wirtshaus-Dinner inklusive Getränken fallen am Ende 63,50 Euro an.

Wirtshäuser sind eigentlich dafür bekannt, dass man sich dort für wenig Geld satt essen kann. „Mit vier bis fünf Euro weniger pro Gericht wäre man eher an Wirtshaus-Preisen dran“, sagt Lorenz mit Blick auf die Preise im Benediktiner Wirtshaus.

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Gerade auch, weil der Material-Aufwand für ein Gericht wie die Würstlpfanne nicht so hoch sei. „Und ähnlich war es auch bei meinem Schweinebraten, bei dem nur zwei Scheiben Fleisch dabei waren“, erklärt er. „Dafür dann fast 16 Euro zu nehmen, finde ich ein bisschen viel.“

4. Fazit

„Wer einen Einblick in die bayerische Küche haben möchte, wird im Benediktiner Wirtshaus gut bedient“, stellt Lorenz nach seinem Test-Essen fest. Alle Klassiker seien gut abgedeckt, besonders das Kraut, die Soße und den Kaiserschmarrn lobt er.

Verbessern könnte man sich im Wirtshaus seiner Meinung nach beim Schweinebraten und den Preisen. „Und Gemütlichkeit will nicht so ganz aufkommen, dafür geht alles ein bisschen zu schnell.“