Bauunternehmen rodet in Mengede ohne Genehmigung
Rodung Mengede
Kein Bebauungsplan, kein Bauantrag und trotzdem beginnt ein Gütersloher Unternehmen mit vorbeiretenden Arbeiten auf einem Grundstück in Mengede. Das hat nun Konsequenzen.

Hinter der Hecke ihres Gartens an der Straße Eckei 26 befindet sich das gerodete Grundstück. Die größeren Bäume, in denen nach Aussage von Frank Fischer und Jenni Pätsch auch der Waldkauz und einige Fledermausarten beheimatet sind, stehen bislang allerdings noch. © Nils Heimann
Die Gütersloher Firma Innotec Bau Invest hat ein jahrelang brach liegendes Grundstück an der Schaphusstraße erworben, um dort Ein- und Mehrfamilienhäuser zu errichten. Das bestätigte Geschäftsführer Robert Pawlowicz auf Anfrage.
Es läuft ein Verfahren gegen Investor
Allerdings hat sich das Unternehmen offenbar nicht an die gültigen Spielregeln gehalten und die Fläche zu einem Großteil illegal gerodet. Herausgekommen ist das durch Hinweise von Anwohnern in der angrenzenden Straße Eckei. Nun läuft ein Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen den Investor.
Die Geschichte: „Am 23. März schellte es plötzlich bei unserem Vermieter, Georg Maschefski“, erzählt Frank Fischer, der gemeinsam mit Lebensgefährtin Jenni Pätsch und deren Sohn Leo in Maschefskis Haus am Eckei 26 zur Miete wohnt. „Es stand ein Mann vor der Tür, der sagte, dass Trampolin, das seit Jahren auf dem Grundstück hinter unserem steht, müsse weg.“
Nachforschungen ergaben, dass das Grundstück verkauft wurde
Das habe Fischer und seine Lebensgefährtin aufgeschreckt. Nicht, dass sie das Trampolin entfernen mussten, denn das stand ja schließlich nicht auf ihrem Grundstück. Vielmehr wollten sie wissen, was denn mit der Brache geschehen solle. „Meine Nachforschungen haben damals ergeben, dass das Grundstück, das zu einem Teil der Volksbank Dortmund-Nordwest und zum anderen der evangelischen Noah-Gemeinde gehört hatte, verkauft wurde“, berichtet Jenni Pätsch. Außerdem hätte sie erfahren, dass dort Wohnbebauung entstehen solle.
So weit eigentlich erst mal nichts Besonderes. Doch exakt zwei Monate später, also am 25. Mai, hätten dann plötzlich Rodungsarbeiten auf dem Gelände begonnen, so Frank Fischer. „Ich war arbeiten, da hat unser Vermieter angerufen und mir das erzählt“, sagt Fischer. „Nach Feierabend bin ich dann gemeinsam mit Herrn Maschefski sofort da hin, um die Arbeiter zu fragen, ob sie das denn überhaupt dürften.“
Arbeiter waren nicht gerade freundlich
Nach Fischers Aussage seien die Arbeiter nicht gerade auskunftsbereit und schon gar nicht freundlich gewesen. Daher hätten er und eine weitere Anwohnerin das Umweltamt kontaktiert, um zu erfragen, ob das alles rechtens sei, was dort vor sich geht. „Hintergrund ist, dass auf dem Grundstück Waldkäuze brüten und auch seltene Fledermäuse leben“, begründet Jenni Pätsch diesen Schritt.
Dass längst nicht alles rechtens war, teilte Stadtsprecherin Heike Thelen auf Anfrage dieser Zeitung mit: „Wegen nicht genehmigter Rodungsarbeiten wird zurzeit ein Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen die Veranlasser eingeleitet.“
Es wird ermittelt, ob gechützte Tiere zu Schaden gekommen sind
In Zuge dieses Verfahrens werde auch ermittelt, ob und inwiefern nachweislich geschützte Tiere zu Schaden gekommen seien, so Thelen, die allerdings darauf hinwies, dass die größeren Bäume –mögliche Höhlenbäume für Fledermäuse und Waldkauz– aktuell noch stehen würden, da nur Gebüsche, Strauchwerk und kleinere Bäume gerodet wurden. Thelen sagte zudem, dass an der Schaphusstraße geplant sei, einen Bebauungsplan aufzustellen, ein Bauantrag aber noch nicht gestellt worden sei.
Innotec-Geschäftsführer Robert Pawlowicz widersprach am Telefon vehement den Vorwürfen: „Auf diesem Grundstück wurde seit über 20 Jahren illegal Müll abgeladen. Den mussten wir erst einmal entsorgen. Dafür mussten wir Brennnesseln und abgestorbene Büsche und alte Äste und abgestorbene Baumreste, die dem Sturm zum Opfer gefallen waren, vom Grundstück entfernen.
Diverse Vogelarten von Anwohnern ausgedacht
Pawlowicz glaube auch nicht daran, dass die vorgenommenen Arbeiten aus ökologischer Sicht Nachteile mit sich bringen würden. Vielmehr wittert er die Absicht, „uns bei der Bereinigung zu stoppen.“ So seien seiner Meinung nach, die Bodenbrüter und diverse Vogelarten, die unter Artenschutz stehen könnten, nur von den Anwohnern ausgedacht worden.