Angriff wegen Regenbogen-Fahne: „Schulen sind häufig keine sicheren Orte“

Vorfall an Schule

Nachdem Schülerinnen mit einer Regenbogenfahne von anderen Jugendlichen angegangen worden sind, werden Konsequenzen gefordert. Ein Verband sieht Lehrkräfte nicht genügend vorbereitet.

Dortmund

, 09.06.2022, 18:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Zum Beginn des „Pride Month“ Juni sind drei Mädchen mit einer Regenbogenfahne in ihrer Robert-Koch-Realschule unterwegs gewesen. Von anderen Jugendlichen wurden sie ausgelacht und in eine Ecke gedrängt, sie sollen auch geschlagen worden sein. Der Vorfall löst zahlreiche Reaktionen aus.

Nach der Berichterstattung unserer Redaktion hat die Dortmunder Ratsfraktion FDP/Bürgerliste eine Pressemitteilung veröffentlicht, in der sie Konsequenzen seitens der Stadtverwaltung fordert. „Queerfeindliche Attacken sind in keiner Weise hinzunehmen“, schreibt der Vorsitzende Michael Kauch.

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Von der Stadt Dortmund als Schulträgerin erwarte er ein klares Statement: „Allen voran vom Oberbürgermeister.“ Er nimmt ein Schweigen der Verwaltung wahr: „Man stelle sich das bei Hetze aus rassistischen Motiven vor“, so Kauch. Die Stellungnahme seiner Fraktion ist die einzige politische, die unserer Redaktion bis zum Redaktionsschluss dieses Textes am Donnerstagabend, 9.6., 18.30 Uhr bekannt geworden ist.

Aufklärung in frühen Jahrgängen

Die schulpolitische Sprecherin der Fraktion, Antje Joest, ergänzt: „Der Vorfall macht erneut deutlich, wie wichtig die Schulaufklärung über gleichgeschlechtliche Liebe und die Erziehung zur Akzeptanz ist - und zwar auch schon in frühen Jahrgängen.“ Das Aufklärungsprojekt, das die Stadt bereits fördere, sei nicht genug.

Mehrere Medien haben den Vorfall nach dem Bericht unserer Redaktion aufgegriffen. Der Dachverband der Schwulen-, Lesben-, Bisexuellen- und Transidentenvereine in Dortmund (Slado) hat ebenfalls eine Stellungnahme veröffentlicht.

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„Aktuell sind Schulen, auch in Dortmund, häufig keine sicheren Orte“ für queere Menschen, heißt es darin. Eine Studie des Deutschen Jugendinstituts zeige, dass mehr als die Hälfte der lesbischen, schwulen, bisexuellen und Trans-Jugendlichen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität bereits Diskriminierung im schulischen Kontext erfahren habe.

„Wir bewundern den Mut der drei Schülerinnen und sind dankbar für das wichtige Zeichen, das sie gesetzt haben“, schreibt der Verband. Für die gesamte Dortmunder Schullandschaft bestehe dringender Nachhol- und Qualifikationsbedarf, damit sich so ein Vorfall nicht wiederholt. Lehrkräfte wüssten in der Regel nicht genug über die Lebensrealität der Betroffenen und darüber, wie sie mit solchen diskriminierenden Vorfällen umgehen sollen, heißt es.

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