Vorwürfe gegen Knappschaftskrankenhaus „So kann man nicht mit Leuten umgehen“

Ärger über Knappschaftskrankenhaus : „Das ist hier menschenunwürdig!“
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Jörg Gröne wollte einfach nur wissen, wo seine Mutter ist. Als er sie am 12. Juli im Knappschaftskrankenhaus in Brackel besuchen wollte, sei von ihr keine Spur gewesen. Nur die Kleidung habe sich noch im Zimmer befunden. „Dann stellte sich heraus, dass man sie nach Lütgendortmund ins Krankenhaus gebracht hat“, berichtet Gröne. „Ohne mir was zu sagen.“

Der Sohn beklagt, dass er nur auf mehrfache Nachfrage eine Auskunft vom Pflegepersonal erhalten habe. „Und die Ärzte kriegt man hier nicht“, so Gröne. „Ich musste die Sachen zusammenpacken und sie ihr dann erst bringen.“ Seine Mutter ist 84 Jahre alt, bettlägerig und schwerhörig.

Am 10. Juni wurde sie nach einem Sturz wegen einer Platzwunde am Kopf ins Knappschaftskrankenaus eingeliefert. Vier Wochen lang befand sie sich in der chirurgischen Abteilung. „Ich bekam als Sohn nicht einmal eine Info, wie oder was mit meiner Mutter passiert“, kritisiert Gröne. „Ich habe versucht, was herauszufinden, und dann erfahren, dass sie eine Lungenentzündung hat.“

So äußert sich die Klinik

Erst in der vergangenen Woche erhob eine Angehörige schwere Vorwürfe gegen die Klinik. Dort dürfe man sich zwar nicht zu Einzelfällen äußern. „Selbstverständlich können wir Einzelfälle, in denen die Kommunikation nicht wie gewünscht funktioniert, bei mehr als 20.000 Patienten, die wir im Knappschaftskrankenhaus Dortmund jährlich versorgen, nicht ausschließen“, erklärt Susanne Janecke, Pressesprecherin des Krankenhauses.

Auf Nachfrage heißt es von ihr: „Angehörige haben bei uns immer die Möglichkeit, einen Arzt zu sprechen – wenn auch nicht immer direkt.“ In diesen Fällen könne man sich an das Pflegepersonal der Station wenden und erklären, dass man einen Arzt sprechen möchte.

„Entweder wird dann direkt ein Kontakt hergestellt, oder es erfolgt ein Journal-Eintrag mit dem Hinweis, dass ein Angehöriger ein Arztgespräch führen möchte“, so Janecke: „Hier werden Kontaktdaten hinterlegt und es erfolgt ein zeitnaher Rückruf. Zudem sind unsere Fachkliniken immer auch über die Sekretariate der jeweiligen Chefärzte erreichbar.“

„Die haben hier kaum Leute"

Anders klingt Grönes Eindruck: „Die haben hier kaum Leute und sind komplett überfordert“, behauptet er. „Die Schwestern hatten kaum Zeit und liefen von Zimmer zu Zimmer.“ Seine Mutter teilte sich ein Zimmer mit drei weiteren Patientinnen, alle im gleichen Alter, so zumindest seine Einschätzung.

„Alle haben geschellt, aber es kam keiner“, berichtet Gröne. „Erst als ich zu den Schwestern ging, kam wer.“ Als er nicht zu Besuch war, habe auch seine Mutter geklingelt. Ihm zufolge vergeblich. Irgendwann sei ihr Stomabeutel geplatzt. „So kann man nicht mit alten Leuten umgehen, das ist hier menschenunwürdig!“, kritisiert Gröne. „Wer hilflos ist, ist hier verloren.“

„Keiner hat sich gekümmert.“

Auch Hartmut Wassermann erhebt schwere Vorwürfe gegen die Klinik. Der einstige Bergmann war schon wegen seines Knies im Knappschaftskrankenhaus. Auch seine mittlerweile verstorbene Frau erhielt dort bereits eine Hüftprothese. Damals waren beide rundum zufrieden. Ende August 2022 ging es für die damals 75-jährige Ehefrau erneut in die Klinik nach Brackel, diesmal wegen der linken Hüfte.

„Am Anfang sah es so aus, als ob alles glatt gehen würde“, erinnert sich Wassermann. Als seine Frau aus der Narkose erwachte, habe sie ihm gegenüber brennenden Schmerzen in der Blase beklagt. Und: Ihr Urin habe sich bräunlich gefärbt. „Für mich als Laie war es ein schlechtes Zeichen“, sagt Wassermann.

Also wendete er sich deswegen zunächst an das Pflegepersonal. „Ich wurde dann angebrummt, dass meine Frau selbst schuld sei, weil sie zu wenig trinkt“, erzählt Wassermann. Also sprach der 78-Jährige daraufhin einen Arzt an. „Er hat darauf gar nicht reagiert“, meint Wassermann. „Es hat sich keiner darum gekümmert.“

„Wir haben kaum Personal!“

Ihm zufolge habe sie später Medizin erhalten, die gegen die Schmerzen half. Auch die Diagnose folgte: eine Blasenentzündung. Aber, so Wassermann: „Ich habe jeden Tag darauf gedrängt, dass sie rauskommt.“ Dazu kam es auch: Nach einem knapp zweiwöchigen Aufenthalt wurde sie am 8. September entlassen. „Sie war psychisch gebrochen durch den Aufenthalt“, behauptet Wassermann. „Was da abgeht, ist nicht menschenwürdig.“

Von der Klinik heißt es zu den Vorwürfen: „Die von Ihnen geschilderten Fälle – falls sie sich tatsächlich so zugetragen haben – bedauern wir sehr“, so Pressesprecherin Janecke. „Eine gute Kommunikation mit Patienten und Angehörigen ist uns sehr wichtig.“

Dafür spricht, dass Hartmut Wassermann ihm zufolge nach Beschwerden eine Einladung zu einem Gespräch mit einem Ober- und Chefarzt erhalten habe. Dort habe der 78-Jährige seine Kritik vorgetragen. Die Antwort, die er unter anderem von einem Chefarzt erhalten habe: „Was sollen wir denn machen? Wir haben doch kaum Personal!“

Auch Hartmut Wassermann erhebt schwere Vorwürfe gegen die Klinik.
Auch Hartmut Wassermann erhebt schwere Vorwürfe gegen die Klinik. © Trilling

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