Alle Infos zur Amazon-Ansiedlung auf der Westfalenhütte
Übersicht
Amazon eröffnet im Herbst 2017 ein Logistikzentrum in Dortmund. Gebaut wird auf der Westfalenhütte. Kostenpunkt: 57 Millionen Euro. Die ersten Pfeiler für die riesige Halle stehen bereits. In der Stadt zu sehen sind Plakate des Internet-Riesen, der nach Personal sucht. Wir fassen hier einige Themen zur Amazon-Ansiedlung zusammen.

Blick in die Zukunft: Die auf einem Foto der Westfalenhütte basierende Animation zeigt, wie das neue Logistikzentrum von Amazon (Bildmitte) samt zugehöriger Parkplätze fertig aussehen soll. Im Herbst soll der Betrieb starten.
Der Bau:
Die Hamburger Garbe Industrial Real Estate GmbH baut für Amazon. Garbe steckt 57 Millionen Euro in das Gebäude und den Ausbau des Straßen- und Kanalnetzes. Amazon investiert 27 Millionen Euro in die technische Ausstattung des Logistikzentrums. Es soll im Oktober, pünktlich zum Weihnachtsgeschäft, den Betrieb aufnehmen. Da zuvor ein Probebetrieb läuft, wird das Gebäude im Sommer fertig werden.
Suche nach Mitarbeitern:
Via Internet und mit Plakaten unter anderem in U-Bahn-Stationen sucht Amazon nach Mitarbeitern für Lager. Ein Jahr nach dem Start soll es dort 1000 Arbeitsplätze geben, nach einigen Jahren bis zu 2000. Derzeit würden vorrangig Fach- und Führungskräfte gesucht, sagt Amazon-Sprecherin Antje Kurz-Möller.
Über 200 Bewerbungen seien bereits eingegangen. Im zweiten Schritt würden Mitarbeiter für den Versand gesucht. In anderen Amazon-Zentren arbeiten auch Mitarbeiter, die nur Englisch sprechen, sowie – etwa in Werne – Gehörlose; beides sei auch in Dortmund möglich, sagt Kurz-Möller. Bei Arbeitsagentur, Jobcenter und Stadt Dortmund hofft man vor allem darauf, dass viele Langzeitarbeitslose bei Amazon eine Stelle finden.
Skepsis bei Einzelhändlern:
Die Freude über die Ansiedlung von Amazon teilen nicht alle Einzelhändler. Nicht, dass auf der Westfalenhütte stationär Waren verkauft würden; aber dass der große Online-Konkurrent so nah an die Stadt heranrückt, beunrunigt manchen Händler. „Wir machen uns Sorgen, dass die immer mehr Möglichkeiten bekommen, während die Einzelhändler ums Überleben kämpfen“, sagt einer, der zu dem Thema nicht namentlich in der Zeitung stehen möchte.
Ein Stichwort zu der Sorge ist Amazons Lieferung am gleichen Tag der Bestellung („Same-Day-Lieferung“). Diese „würde den Einkaufsstraßen die letzte Daseinsberechtigung liefern“, schrieb vor Jahren einmal die Frankfurter Allgemeine Zeitung.
Die Lieferung am selben Tag gibt es bei Amazon, zum Beispiel aus dem Lager in Werne, längst; wie es dahingehend in Dortmund aussehen wird, lässt Amazon-Sprecherin Kurz-Möller noch offen. „Aber tendenziell gibt es in allen Logistikzentren Artikel, die für den Same-Day-Versand geeignet sind.“ Das neue Lager sei „kein Konkurrent für die Einzelhändler, die um die Ecke sitzen“, sagt sie. „Klar ist das für stationäre Händler zweischneidig, wenn viele Kunden online bestellen. Aber wir erfüllen nur den Kundenwunsch und bieten auch kleinen Unternehmen die Möglichkeit, ihre Produkte über Amazon zu vertreiben.“ Via Amazon Marketplace.
Bei Handelsverband und Cityring kann man die Sorge der Einzelhändler nachvollziehen. Hätte Amazon das neue Lager woanders als in Dortmund angesiedelt, wäre den Händlern aber nicht geholfen gewesen, sagt Cityring-Chef Dirk Rutenhofer. Und dann entstünden auch keine neuen Arbeitsplätze.
Der Handel müsse sich etwas einfallen lassen, sagt er, zudem müsse sich jeder Verbraucher fragen: „Wo kaufen wir? Online oder lieber im stationären Einzelhandel, um diesem die Stange zu halten?“
Amazon als Steuerzahler:
Wer zu Amazon recherchiert, hört früher oder später die Frage: „Zahlen die Gewerbesteuer?“ Bis April 2015 versteuerte Amazon die Gewinne aus dem Deutschland-Geschäft in Luxemburg. Von der Wirtschaftsförderung hieß es bei Bekanntgabe der Amazon-Ansiedlung, man setze auf Einnahmen aus der Grund- und Gewerbesteuer. Nun sagte Sprecher Arturo de la Vega mit: „Aussagen zur Grund- und Gewerbesteuer bezüglich der Firma Amazon“ gebe es wegen des geltenden Steuergeheimnisses nicht.
Losgelöst von Amazon sei es so, „dass eine Steuerfestsetzung für die Grund- und Gewerbesteuer mit einem erheblichen Zeitverzug vorgenommen wird“, weil die Grundlagenbescheide von der Finanzverwaltung übermittelt werden müssen. Es könnte also etwas dauern, bis Geld fließt.
Sprecherin Antje Kurz-Möller sagt, „dass Amazon in Dortmund Gewerbesteuer zahlen wird“. Diese richtet sich nach dem Gewinn. Da Amazon kräftig in das Logistikzentrum investiert, ist die Frage, was an Gewinnen zunächst übrig bleibt. Und ob das Unternehmen vom Start weg in Dortmund nennenswert Gewerbesteuer zahlt. Dazu sagte Kurz-Möller, sie könne keine „näheren Details“ zur Verfügung stellen.
Sie verweist auf zwei Medienberichte aus dem Jahr 2016, in denen die Bürgermeister von Graben und Pforzheim – beides Amazon-Standorte – Amazon als großen Gewerbesteuerzahler loben. Das Logistikzentrum in Graben wurde allerdings auch schon 2011 in Betrieb genommen, jenes in Pforzheim im Jahr 2012.