„Verbieten! Auflösen!“: Debatte um Verstöße gegen Corona-Regeln bei Demo

Anti-Rassismus-Demo

Knapp 5000 Menschen versammelten sich zu einer Demonstration in der Dortmunder Innenstadt. Im Internet entbrannte danach eine teils hitzige Diskussion über Verstöße gegen die Corona-Regeln.

Dortmund

, 07.06.2020, 15:45 Uhr / Lesedauer: 2 min
Anti-Rassismus-Demo in Dortmund.

Mehr als 5000 Teilnehmer sind am Samstag (6.6.) zur Anti-Rassismus-Demo auf den Hansaplatz gekommen. © Kevin Kindel

Es waren deutlich mehr Teilnehmer als im Vorfeld vermutet: Anlässlich der weltweiten Anti-Rassismus-Demonstrationen versammelten sich am Samstag auch in Dortmund etwa 5000 Menschen auf dem Hansaplatz, um gegen Ungleichheit und Polizeigewalt zu demonstrieren. Der laut Corona-Schutzverordnung erforderliche Mindestabstand konnte dabei kaum eingehalten werden. Das sorgte im Internet für heftige Diskussionen - auch auf der Facebook-Seite unserer Redaktion.

Beim eigentlichen Thema der Demonstrationen, dem Kampf gegen Rassismus, herrscht im Netz überwiegend Einigkeit. Denn so wie eine Facebook-Userin auf unserer Seite, fasst ein Großteil der Menschen die Hintergründe der Demonstration zusammen: „Es ist wichtig, dass man sich für die Bekämpfung von Rassismus einsetzt. So etwas gehört nicht mehr in die heutige Zeit.“

Abstandsregeln kaum einzuhalten

Doch die große Demonstration löste auch eine Diskussion über die nach wie vor geltenden Corona-Schutzmaßnahmen aus. Streitpunkt war diesmal nicht die Maskenpflicht, die in Dortmund von den meisten Teilnehmern nach bisherigen Erkenntnissen eingehalten wurde, sondern insbesondere das Abstand halten. Denn Bilder vom Dortmunder Hansaplatz zeigen: Der Mindestabstand von 1,5 Metern konnte vielfach nicht gewährleistet werden.

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„Bescheuert“, schreibt ein User auf Facebook - und fasst damit die Meinung derer zusammen, die aufgrund ähnlicher Bilder einen erneuten Anstieg der Coronavirus-Fallzahlen befürchten. Solche Äußerungen gibt es vielfach. Eine andere Nutzerin betont: „Eine Demo gegen Rassismus? Gerne, bin dabei. Aber unter solchen Umständen nur mit vorgegebenen Regelungen.“

Diese Kommentare zählen aber noch zu denen, die in ihrer Formulierung eher harmlos erscheinen. Manch einer fällt da schon drastischer aus: „Bei solchen Bildern muss man sich über den zurückliegenden Anstieg der Corona-Fallzahlen nicht wundern. Unser Ziel sollte es sein, den Virus zu bekämpfen. Es gibt Menschen, die wollen ihren Alltag zurück und müssen Geld verdienen.“

Trotz der eigentlichen Absichten der Demonstrationen hätten sich viele Facebook-Nutzer eine andere Vorgehensweise seitens der Behörden gewünscht.

So sei die Demo zwar notwendig gewesen, betont ein User, die Art und Weise der Veranstaltung allerdings äußerst fragwürdig. „Großveranstaltungen sind in Dortmund verboten. Und eine Demo mit 5000 Menschen ist ja wohl eine Großveranstaltung. Man hätte sie deshalb verbieten oder auflösen müssen.“

„Am Bahnhof hat das Abstandhalten niemanden interessiert“

Einen anderen Blickwinkel formuliert eine andere Userin, die die Kritik gänzlich zurückweist - und damit keineswegs alleine ist: „Tatsächlich wurde relativ viel Abstand gehalten. Wir konnten erkennen, dass sich ein Großteil der Menschen an die Vorgabe gehalten hat“, schreibt sie. Auf dem Hansaplatz sei zwischen den Teilnehmern der Demonstration während der Veranstaltung teilweise mehr Abstand gewesen als sonst auf dem Westenhellweg.

Wie unterschiedlich die Situation in der Innenstadt wahrgenommen wurde, zeigt auch der Kommentar einer weiteren Demo-Teilnehmerin: „In der Innenstadt haben sich die Menschen vielleicht an die Abstandsregeln gehalten, aber am Bahnhof, wo viele der Demonstranten angekommen sind, hat sich wirklich niemand dafür interessiert.“

Ein Grundtenor, der sich abseits der hitzigen Diskussion in den Kommentaren herauskristallisierte, war: „Auch, wenn man darüber streiten kann, dass es während der Corona-Krise solche Großveranstaltungen gibt, muss man stolz sein, dass so viele Menschen zu einer so wichtigen Sache öffentlich Stellung beziehen.“

Ob Anzeigen wegen Verstößen bei der Polizei vorliegen und was daraus folgen könnte, war bis Redaktionsschluss dieses Textes (Sonntag, 15.30 Uhr) noch nicht in Erfahrung zu bringen. Wir werden das Thema weiter begleiten.

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