13 Hunde auf 6 Quadratmetern eingesperrt - trotzdem darf Körnerin Rudel behalten
Verwahrloste Tiere
Eine Frau hält in einer Gartenanlage ein Hunde-Rudel unter kritischen Bedingungen. Tierschützer kämpfen für die Nackthunde. Seit Mittwochnachmittag ist klar: Die Tiere bleiben vorerst.

Abgemagert war dieser Hund aus dem Rudel der Halterin. © Oliver Schaper (Repro)
Zwischen zügellos in alle Richtungen wachsendem Gestrüpp und farbenfroh blühenden Rosen verbirgt sich eine kleine Gartenlaube, deren Hintergründe wie ein Fremdkörper in dieser Idylle wirken. Denn hier in der Gartenanlage „Zur Lenteninsel“ hält eine Bewohnerin 13 Nackthunde unter fatalen Bedingungen auf sechs Quadratmetern.
Die meisten Tiere sind in einem bedenklichen Gesundheitszustand. Ihr droht nun der Rausschmiss. Die Hunde darf sie behalten.
„Das hat weder schön ausgesehen, noch gut gerochen“
Wie lange das Rudel dort bereits auf diese Weise haust, ist nicht bekannt. Am 5. August (Sonntag) informierte eine Nachbarin die Polizei ob der schlimmen Bedingungen der Tiere. Diese rückte aus und sprach anschließend ebenfalls von erbärmlichen Verhältnissen. „Das hat weder schön ausgesehen, noch gut gerochen“, berichtet Pressesprecherin Cornelia Weigand.
Die Polizei gab die Zuständigkeit an den Tierschutzverein Arche 90 weiter und veranlasste die Überstellung ins Tierheim. In der Laube sei es heiß und stickig gewesen, die Rollladen waren heruntergefahren, beschreibt der Verein in einem Statement die Situation vor Ort.
Die Hunde hätten ein aggressives und auffälliges Verhalten an den Tag gelegt. Mit dem gesamten Team schaffte man es, 13 der 14 Hunde einzufangen, einer konnte über die Nachbargärten fliehen. Das entflohene Tier ist noch nicht wieder aufgetaucht.
Stark verletzte Hoden und abgemagerte Tiere
Die Hunde wurden im Tierheim untersucht und ärztlich versorgt. Was sich dort herausstellte, war äußerst bedenklich, so die Tierschützer: „Die Männchen hatten zum Teil stark verletzte Hoden, einige waren bis auf die Knochen abgemagert, andere hatten Augenentzündungen“, erzählt Pressesprecherin Gabi Bayer.

Gabi Bayer vom Tierschutzverein Arche 90 vor dem Gartengrundstück, auf dem das Hunderudel gehalten wird. © Oliver Schaper
Trotzdem – und das entzieht sich jeglichem Verständnis der Tierschützer – kamen die Hunde auf Anweisung des Veterinäramtes zwei Tage später zurück zu ihrer Besitzerin. Als Begründung ließ das Amt wissen, dies sei nach Analyse des Zustandes von Tierärzten die geeignetste Maßnahme gewesen. Man wolle der Besitzerin eine Chance geben, für bessere Verhältnisse zu sorgen.
Auflagen sollen ignoriert worden sein
Mit einigen Auflagen verordnete die Stadt der Frau, die verletzten Hunde ärztlich zu versorgen, die Geschlechter zu trennen, die geschlechtsreifen Tiere unfruchtbar zu machen und sie höchstens eine Stunde pro Tag im Inneren ihrer Gartenanlage zu halten. Zudem sei der Bestand zeitnah durch Abgabe zu reduzieren.
Acht Tage lang standen Gabi Bayer und Kollegin Ulrike Grüning nun vor dem Garten der Frau. Acht Tage lang hat sich nichts, „aber überhaupt nichts“ getan. Die Auflagen seien einfach ignoriert worden, sagt Bayer. „Acht Tage lang sind die Hunde jetzt in Dunkelhaft.“
„Überdenken Sie mal Ihre Methoden“
Am Mittwoch (15. 8.) endete dann die Auflagenfrist für die Hundehalterin. „Ich verwette ‘ne Kiste Apfelschorle, dass die ‘ne Fristverlängerung bekommt“, gibt sich Bayer wenig zuversichtlich, als gerade der Zuständige des Veterinärwesens die Lage im Gartenhäuschen prüft. Gespannt warten Tierschützer wie aufmerksam gewordene Nachbarn mehrere Minuten auf das Ergebnis.

Am Mittwochmittag war viel los in der Gartenanlage. © Oliver Schaper
Als der Beauftragte der Stadt die Gartenlaube verlässt, gibt es keine Antwort. Bloß den Vorwurf an den Tierschutzverein Arche 90: „Überdenken Sie mal Ihre Methoden. Die Besitzerin steht unter massivem Druck, wenn Sie hier seit Tagen lungern.“
Die Worte treffen auf Entsetzen pur bei Bayer und Grüning. Man habe der Frau mehrmals Hilfe angeboten, Futter zu holen, zum Tierarzt zu gehen. Sogar bei der Suche des geflohenen Hundes habe man geholfen. Die Verteidigungspredigt an den Beauftragten verpufft indes, als dieser den Rücken zukehrend davon schlendert.
Tierliebhaber, aber keine Menschenquäler
Die Tierschutzorganisation sei sich durchaus bewusst, dass jemand, der ein ganzes Rudel in seiner Gartenlaube hält, Probleme hat, die es anzugehen gilt, gibt Grüning zu verstehen. Sie habe sich nicht helfen lassen. „Denken die wir sind Tierliebhaber, aber Menschenquäler, oder was?“

Die Rippen sind bei diesem Nackthund durch die Haut hindurch zu sehen. © Oliver Schaper (Repro)
Soweit hätte es nie kommen dürfen, findet Frank Bendrin, der Obmann des Gartenvereins „Zur Lenteninsel“. „Es ist überhaupt nicht erlaubt, Hunde hier in unserer Anlage zu halten.“ Das sei der Besitzerin auch in einer Abmahnung mitgeteilt worden. Dann habe sie die Hunde mit nach Hause genommen, aber wäre nun einfach wiedergekommen. Mit der Konsequenz muss sie nun leben. Die Kündigung ist vorbereitet. „Sowas zerstört die Idylle hier“, so Bendrin.
Die Stadt hat die Auflagen geprüft und das Ergebnis steht
Im Laufe des Mittwochnachmittags kam dann die Bestätigung der Stadt, dass die Auflagen von der Besitzerin teilweise befolgt wurden und sich der Zustand der Hundehaltung verbessert habe. Die notwendige Reduzierung des Bestandes und die Unfruchtbarmachung werden per Ordnungsverfügung durchgesetzt.
Das Veterinäramt werde den Fall weiter beobachten, die Arche mit Sicherheit auch.