
© Oliver Schaper
Es klebt vertrocknetes Blut zwischen Tür und Riegel am Eingang des graumelierten Wohnblocks Hannibal auf Höhe der Bornstraße Nummer 81. Hier hat der Labrador Odin vergangene Woche seine Rute eingeklemmt und zur Hälfte abgetrennt. „Eine Selbstamputation“, wie die Besitzer meinen. Die schwere Tür hat keinen Stopper beim Schließen. Mehrere Tage herrschte Sorge um weitere Vorfälle dieser Art. Das Wohnungsunternehmen LEG sei informiert gewesen, tat allerdings lange nichts.
Zusammen mit dem Hund Odin wohnen hier im vierten Stock des Hannibals seine Besitzerin Patricia Hanif, ihre Nichte Naomi Hanif und ihre Mutter Erika Faye. Seit 1997 nun schon. Zur Zeit ist auch noch Naomis Schwester Mona da. „Hier ist richtig Leben im Haus“, sagt sie. Kriterien wie Generation oder Herkunft spielen dabei keine Rolle. Nicht einmal, in welche Riege des Lebewesens man sich kategorisieren lässt, so scheint es. Ob Mensch oder Hund. Das Zusammenleben in den über 200 Wohnungen funktioniere allgemein wunderbar. „Wir sind glücklich hier.“ Eigentlich. Nun überlegt die Familie allerdings auszuziehen. Grund dafür ist nicht zuletzt der Umgang der LEG mit dem Unfall.
Dringliche Forderung
Mehrere Male habe Mona Hanif das Wohnungsunternehmen in den vergangenen Tagen kontaktiert, immer wurde sie zum Reparaturdienst weitergestellt, der dann aber nichts unternommen hätte. Hanif forderte Dringlichkeit ein. „Stellt euch mal vor, da steckt eine Kinderhand zwischen“, sagte sie warnend. Auch das half nicht.
Der Mann von Mona Hanif war es, der am Donnerstagabend (26. 7.) nichts ahnend mit Odin an der Leine durch die Haustür nach draußen ging. Die Tür sei zugeknallt wie ein Fallbeil und durchtrennte Odins Rute, berichtet sie. „Eine Hälfte lag dann im Hausflur.“ Sofort musste die Familie ihrem Hund Erste Hilfe leisten. „Die Blutung war extrem“, erinnert sich Mona Hanif. Dann mussten sie bis nach Recklinghausen fahren, da sich dort die nächste Tierklinik befindet, die rund um die Uhr geöffnet hat. Der Labrador habe gejault und gebellt. Schrecklich sei das gewesen.

Der Labrador Odin mit seiner verletzten Rute. © Oliver Schaper
Die Behandlung hat bereits knapp 500 Euro gekostet und ist noch lange nicht abgeschlossen. Man rechne mit mindestens 300 Euro, die noch auf die Besitzer zukommen. Um das Geld gehe es aber gar nicht primär, gibt Hanif zu verstehen. „Es geht darum, dass diese Gefahrenquelle da unten beseitigt wird.“ Die Familie bezahle „horrende Miete“, aber die LEG käme ihren Pflichten nicht nach, so ihr Vorwurf. Das gehe hier im Hannibal von Ratten- über Kakerlakenbefall bis zum Ausfall des Fahrstuhls. Und nun eben einer Tür, „die einer Guillotine gleicht“.
Neue Tür vor acht Wochen
Vor acht Wochen wurde die Tür erneuert. Es gab seit 20 Jahren keine Probleme, weiß Mona Hanif. „Normalerweise fällt sie zügig zu, aber stoppt kurz bevor sie ins Schloss fällt und rastet dann langsam ein.“ Die neue Tür hingegen scheppert ungebremst ins Schloss.
Zum Beweis holt Mona Hanif eine knackige Möhre aus der Küche und fährt die vier Stockwerke mit dem Fahrstuhl hinunter. Mit der Möhre zwischen Tür und Riegel macht ihre Schwester Patricia die Tür weit auf und lässt sie zufallen. Dann: lautes Knallen, ein Knacken und eine perfekt halbierte Möhre. „Stell dir vor, das ist ein Kinderfinger“, wiederholt sie ihre Sorge bedächtig, das Gemüse in die Luft haltend.
LEG nur über Hotline erreichbar
Früher hätte man eine direkte Ansprechpartnerin kontaktiert, die für den Hannibal zuständig gewesen ist, sagt Hanif. „Die hat sich um vieles gekümmert.“ Mittlerweile muss die Hotline der LEG angerufen werden, um Kontakt mit den Vermietern aufzunehmen. Sie sitzt in Düsseldorf.
Judith-Maria Gillies versteht den Unmut der Hanifs. Sie ist Pressesprecherin der LEG. Die Prozedur sei aber nun einmal die, dass ein Schaden zunächst beim Reparaturdienst gemeldet werden muss, erklärt sie. Da die Anfragen enorm hoch seien, müssten Fälle priorisiert werden. Über das Wochenende war eine Reparatur noch nicht möglich. Im Laufe des Montags meldete sich Mona Hanif dann nochmals und bestätigte, dass die Tür nun repariert worden sei. „Die fällt nun ganz langsam zu.“
Als Odin unten durch die Tür muss, fängt er zwar sogleich wieder mit dem Jaulen an, verletzen wird er sich aber wohl dort nicht mehr.
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