13 Hunde auf sechs Quadratmetern: Arche-90-Tierschützer wollen die Stadt verklagen
Verwahrloste Hunde
Die Gemüter sind erhitzt, seitdem das Veterinäramt entschieden hat, dass eine Frau in Körne ihr Nackthund-Rudel auf sechs Quadratmetern halten darf. Nun drohen Tierschützer mit einer Klage.

Völlig abgemagert, verstört, teilweise verletzt: Die 14 Nackthunde war in einem schlimmen Zustand. © Oliver Schaper
Der Fall geht seit Tagen durch die Sozialen Medien und berührt viele. 13 verwahrloste Hunde, die auf sechs Quadratmetern in der Gartenanlage "Zur Lenteninsel" in Körne hausen. Die Fenster sind abgedunkelt, es ist heiß und stickig. Die Tierschutzorganisation Arche 90 nennt das ganze "Dunkelhaft". Die Halterin der Tiere soll völlig überfordert sein.
Einen Tag nach Bekanntwerden der Geschichte kommen Helfer zur kleinen Gartenlaube, die von Gestrüpp und Blumen eingerahmt wird. Sie stellen Futter vor das Gartentor. Doch die Hilfe verläuft im Sand. "Die Halterin will sich nicht helfen lassen", sagt Gabi Bayer von Arche 90. Der Tierschutzverein habe der Frau ebenfalls immer wieder Hilfe angeboten. Sie wollten die Tiere zum Arzt bringen, sogar die Kosten der Behandlung übernehmen, damit die Hunde versorgt werden.
Der Verein stellte auch Kontakt zu "Nackthunde in Not" her. Einem Verein, der sich um die Vermittlung der Tiere kümmert. "Die haben Kontakte bis runter nach Wien", so Bayer. Darüber hätten die Hunde innerhalb weniger Tage vermittelt werden können. Schließlich soll die Frau nach Auflage des Dortmunder Veterinäramt ihr Rudel stark reduzieren. "Doch Dr. Wurm (Anm. d. Red.: Amtstierarzt des Veterinäramtes) hat darauf nur gesagt, dass die Nachfrage gerade nicht so groß sei", sagt Bayer.
Halterin verstößt laut Arche 90 gegen das Tierschutzgesetz
"Die Tiere hätten untergebracht werden können", ist sich Gabi Bayer sicher. Die Tierschutzorganisation hätte sich auch um alles gekümmert. "Für die Stadt Dortmund wären keine Kosten entstanden." Man verstehe nicht, warum das Veterinäramt sich dagegen entschieden hätte. "Vielleicht fehlt ja das Geld." Ein Sprecher der Stadt Dortmund erklärte am Donnerstagnachmittag auf Anfrage dieser Redaktion, dass die Halterin weiter in regelmäßigen Abständen kontrolliert werde, damit die Umsetzung der Auflagen durchgesetzt werden. Zu einer möglichen Klage wollte er sich nicht äußern.
Doch Arche 90 zieht nun Konsequenzen. Der Verein verklagt die Stadt, da die Haltung der Tiere gegen das Tierschutzgesetz verstoße. "Darin steht, dass ein Hund, der auf Kniehöhe ist, mindestens sechs Quadratmeter Platz haben muss", so Bayer. In der Gartenlaube teilen sich 13 Nackthunde diese Quadratmeterzahl. Außerdem will der Verein gegen den Amtstierarzt Dr. Rüdiger Wurm eine Dienstaufsichtsbeschwerde einreichen, wie sie auf Facebook mitteilten.
Eine Nachbarin hatte am 5. August (Sonntag) die Polizei ob der schlimmen Bedingungen der Tiere gerufen. Diese gab die Zuständigkeit an Arche 90 weiter. Die Hunde hätten ein aggressives und auffälliges Verhalten an den Tag gelegt, manche waren verletzt oder abgemagert. Bei der Befreiung der Tiere entwischte ein Hund, der bislang noch nicht wieder aufgetaucht ist.
Halterin erfüllte die Auflagen nicht
Das Veterinäramt gab die Tiere zwei Tage später zurück, die Besitzerin sollte daraufhin bis zum 15. August (Mittwoch) für bessere Bedingungen sorgen. Mit einigen Auflagen verordnete die Stadt der Frau, die verletzten Hunde ärztlich zu versorgen, die Geschlechter zu trennen, die geschlechtsreifen Tiere unfruchtbar zu machen und sie höchstens eine Stunde pro Tag im Inneren ihrer Gartenanlage zu halten.
Diese Auflagen erfüllte die Halterin nach Ablaufen der Frist nicht. Das Veterinäramt warf Arche 90 vor, die Frau zu sehr unter Druck zu setzen. Dem widerspricht Frank Bendrin, der Obmann des Gartenvereins „Zur Lenteninsel“. Nach seiner Aussage gegenüber der Tierschutzorganisation, sei das Verhältnis zu der Hundehalterin schon immer schwierig gewesen.