Michael und Annette Bösing im strömenden Reegen inmitten ihrer Weihnachtsbaumschonung.

© Lydia Heuser

4000 Weihnachtsbäume in Deuten brauchen rund ums Jahr Pflege

rnBaum-Serie

Mitten in der Üfter Mark gedeihen Weihnachtsbäume, die liebevoll vom Ehepaar Bösing versorgt werden. Trockenheit und Tiere gefährden das Wachstum der Nadelbäume. So helfen die Bösings nach.

Deuten

, 03.10.2020, 12:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Der Sommer ging an einem Mittwochnachmittag im September (24.9.) in Deuten zu Ende. Inmitten von 4000 Weihnachtsbäumen regnete es plötzlich in Strömen wie seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr.

Regenzeit gleich Pflanzzeit

Das Ehepaar Annette und Michael Bösing freut der Wolkenbruch, denn bald geht die Pflanzzeit los. Der studierte Agrarwissenschaftler will für Nachschub sorgen. Das nächste Weihnachtsfest kommt bestimmt und dann wollen Dorstener Familien wieder eigenhändig ihren Baum aus der Schonung holen.

Das etwa anderthalb Hektar große Feld bewirtschaftet Bösing seit zehn Jahren mit Weihnachtsbäumen. Seit drei Jahren unterstützt ihn seine Ehefrau Annette Bösing dabei. Ein kleiner Bereich der Schonung ist für die Jungpflanzen, die mit etwa vier Jahren von einer Baumschule hierher kommen, schon vorbereitet. Michael Bösing weiß von Baumschulen, die wegen der anhaltenden Trockenheit noch keine Jungbäume ausgraben. Deshalb ist er froh, dass es nun schüttet wie aus Eimern.

Weihnachtsbäume züchten als Hobby und mit Fachwissen

Das Ehepaar betreibt das Weihnachtsbaumgeschäft nebenbei. Jedes Wochenende kümmern sie sich um die Nadelbäume, kontrollieren den Zustand auf Mangelsymptome, Insektenbefall und Erkrankungen. Tipps holen sich der studierte Agrarwissenschaftler und die Medizinisch-Technische Assistentin bei Weihnachtsbaum-Experten aus dem Sauerland.

Der Dauerbrenner unter den Christbäumen sei die Nordmanntanne. Die weichen Nadeln des aus dem Kaukasus stammenden Baums sind beliebt, pieken sie doch weniger beim Schmücken. Blau- und Rotfichten pflanzt das Ehepaar auch an. „Das sind die klassischen Weihnachtsbäume, wie man sie von früher kennt“, erklärt Michael Bösing. Im Gegensatz zur Rotfichte halte die Blaufichte die Nadeln besser und sie sei trockenheitsresistenter als die Nordmanntanne.

40 Prozent Verlust wegen Trockenheit

In der Schonung finden sich Bäume in unterschiedlichen Größen, die zwischen vier und 14 Jahre alt sind. Im hinteren Bereich stehen winzige Nordmanntannen in Reih und Glied, so klein, dass man sie kaum als Baum identifizieren kann. Michael Bösing zieht ein vertrocknetes, braunes Pflänzchen aus der Erde. Der Setzling ist nicht angegangen und abgestorben. „Nach einem Jahr sind uns 40 Prozent der Setzlinge vertrocknet. Früher ist von 1500 Jungpflanzen einer nicht angegangen“, schildert Michael Bösing die Folgen der Trockenheit.

Dabei gibt das Ehepaar seinen Bäumen Starthilfe und gießt die frisch gepflanzten Tannen an.

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Pflege von Januar bis Dezember

Doch nicht allein der fehlende Regen macht die Sonderkultur der Weihnachtsbäume so pflegeintensiv. Gerade gewachsen soll er sein, buschig im unteren Bereich und mit einer senkrecht nach oben zeigenden Spitze, die in einem ästhetisch schönen Größenverhältnis zum restlichen Baum steht. Um solch ein Endprodukt zu erzielen, müssen die Bösings ihre Bäume beschneiden und vor allem bei den jungen Bäumen die Spitze schützen.

Im Frühjahr setzen sich Singvögel gerne auf die weichen Triebe der Tannen. Um das zu verhindern und die Tannenbaumspitzen zu schützen, klemmen am oberen Teil der Jungbäume Stäbe, an denen kleine Sitzstangen für die Vögel befestigt sind. „Es gibt auch welche mit einem Windrad drauf, damit die Vögel weg bleiben. Aber wir möchten bloß, dass sie sich nicht auf die weichen Spitzen setzen“, erklärt Michael Bösing.

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Baum-Serie: Weihnachtsbäume in der Üfter Mark

Mit der Top-Stopp-Zange werden im Mai und Juni die älteren Bäume zwei bis drei Mal in ihrem Leben bearbeitet. Die Zange prägt Kerben in die Rinde des Baums, sodass der Baum einen Astkranz ausbildet und weniger Energie in die Ausbildung der Spitze investiert.

Annette Bösing bearbeitet die Tanne mit der Top-Stopp-Zange, damit die Spitze in einem guten Größenverhältnis zum Baum wächst.

Annette Bösing bearbeitet die Tanne mit der Top-Stopp-Zange, damit die Spitze in einem guten Größenverhältnis zum Baum wächst. © Lydia Heuser

Und passiert es dann doch, dass ein Baum plötzlich spitzenlos ist, greifen Weihnachtsbaum-Züchter in die Trickkiste: Mit einem Korrekturstab wird ein Trieb des nächsten Astkranzes hochgebunden und am Stamm fixiert. So wird er in die Höhe wachsen und nach und nach die Spitze ersetzen.

Die Ansitzstange für Singvögel schont die zarten Spitzen der Mini-Weihnachtsbäume.

Die Ansitzstange für Singvögel schont die zarten Spitzen der Mini-Weihnachtsbäume. © Lydia Heuser

Aktuell stehen Pflegearbeiten mit dem Freischneider an. „Die breiteren Wege können wir mit dem Rasenmäher bearbeiten. Und bald bekommen wir Schafe, die die Aufgabe übernehmen sollen“, erzählt Annette Bösing.

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Experimente: Zuckerhutfichten und Koreatanne

Neben den traditionellen Weihnachtsbäumen versuchen sich die Bösings auch an Exoten. Die Koreatanne beispielsweise verströmt einen angenehmen Zitrusduft. Seit zehn Jahren wächst sie schon hier und ist mittlerweile gut 2,50 Meter hoch. Das zweite Experiment sind die Zuckerhutfichten, die in Töpfen auf dem Feld gedeihen. „Später kann man sie in den Vorgarten pflanzen“, schlägt Michael Bösing vor.

Diese Zuckerhutfichten sind ein Experiment und mitsamt Topf im Erdreich eingepflanzt.

Diese Zuckerhutfichten sind ein Experiment und mitsamt Topf im Erdreich eingepflanzt. © Lydia Heuser

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