
© Lydia Heuser
NABU-Führung: Eine Sandgrube wird wieder zu Wald
Baum-Serie
Was einst Wald war, muss wieder zu Wald werden. Ferdinand Graf von Merveldt zeigt, wie die Sandgrube am Freudenberg bewaldet wird und welche Bäume dort wachsen. Und: Warum wächst da Roggen?
Zwischen Borkener Straße und Autobahn 31 wird seit den 1950er-Jahren Sand abgebaut. Früher wurde der orange leuchtende Sand zu Kalksandsteinen verarbeitet. Ferdinand Graf von Merveldt, dessen Familie das gut 40 Hektar große Areal gehört, meint: „Die meisten Gebäude in Dorsten sind aus diesen Steinen gebaut.“
Sobald der Sand abgebaut ist, sollen wieder Bäume wachsen
Wo jetzt ein steiler Abhang etwa zwanzig Meter tief in die Sohle der Grube reicht, standen einst Bäume auf einer flachen Ebene. Bevor Bagger sich an den Abbau machten, trugen die Maschinen den fruchtbaren Mutterboden ab und türmten ihn zu dunklen Hügeln an. Denn dieser Boden ist Gold wert. Sobald es an die Renaturierung geht, wird er wieder gebraucht.

Die ausgewiesene Sandgrube an der B224 ist etwa 40 Hektar groß. Im Vordergrund: Sommerflieder, den Schmetterlinge lieben. © Lydia Heuser
„Was früher Wald war, muss wieder Wald werden“, erklärt Ferdinand Graf von Merveldt das Prinzip der sogenannten „befristeten Entwaldungsgenehmigung“. An den Hängen der Grube, die nahe der Bundesstraße liegen, wachsen seit fast drei Jahrzehnten wieder Bäume.
„Die spannende Frage ist nun: Setzen wir auf natürliche Waldverjüngung oder helfen wir nach?“ Bei einer Führung am 3. September will er Interessierten erläutern, wie die Wiederbewaldung der Sandgrube gelingt. Für den Grafen, der seit etwa fünf Jahren NABU-Mitglied ist, steht fest: „Der Wald holt sich jede Fläche zurück. Es geht nur langsamer.“ Angesichts des Klimawandels zu langsam? „Wir unterstützen kräftig“, stellt der Graf klar.
Artenvielfalt nutzt Natur und Mensch
Vier Sorten – Birke, Kiefer, Weide und Akazie – würden sich von selbst ansiedeln. Zusätzlich wachsen hier die Korsische Schwarzkiefer, Douglasie, Roteiche, Feldahorn, Zitterpappel und fünf weitere Baumarten. Der Graf macht eine einfache Rechnung auf, um zu demonstrieren, dass mehrere Baumarten auch den Tieren zugute kommen: „Vier Baumsorten bedeuten vier verschiedene Blüten, die von vier verschiedene Insekten angeflogen werden. Diese Insekten werden von bestimmten Vögeln gefressen.“ Eine größere Vielfalt an Bäumen und Blüten locke unterschiedliche Insekten und damit auch eine Vielzahl von Vögeln an.
Außerdem streut Ferdinand von Merveldt so sein Risiko: Würde der Kiefernbestand durch einen speziellen Schädling dahingerafft, hätte er immer noch 13 andere Baumarten. Würde er nur auf Kiefern setzen und die zerstört, wäre seine Investition komplett verloren.
Pflege und viel Unterstützung
Alle paar Jahre wird der junge Forst begutachtet, die „Zukunftsbäume“ werden mit drei weißen Punkten markiert, Rückegassen für die Waldarbeiter ausgezeichnet und Bäume, die schief wachsen oder anderen im Weg stehen, gefällt.

In der Sohle der Grube gedeiht nicht jeder Baum gleich gut. Im Vordergrund eine vertrocknete Buche, dahinter eine heimische Kiefer. Ferdinand Graf von Merveldt steht neben einer Korsischen Schwarzkiefer. © Lydia Heuser
Der untere Teil der Stämme wird entastet, damit das geerntete Holz später astrein ist und somit besonders stabil und hochwertig. Außerdem steckt der Baum so seine ganze Energie in die Ausbildung seiner Krone, vorausgesetzt, er hat genug Platz und Licht. Dafür werden Nebenbuhler entfernt. Zusätzlich dämmen die von Merveldts so die Waldbrandgefahr ein. Denn je mehr Platz zwischen den Bäumen liegt, umso geringer ist die Gefahr, dass ein Feuer sich ausbreitet. Außerdem fällt so Licht auf den Boden und Begleitwuchs sprießt. Die Folge: Die Oberfläche des Bodens trocknet weniger schnell aus.
Roggen im Wald?

Was wächst denn da Grünes inmitten des Abbaugebiets? © Lydia Heuser
In der Talsohle selbst grünt es stellenweise ebenfalls. Aber auf den rechteckigen Flächen wachsen keine Bäume, sondern Roggen. Das Getreide ist die Grundlage für den Wald der Zukunft. Einmal gesät, hält er drei bis vier Jahre den Begleitwuchs in Schach und hilft so den Jungbäumen, groß zu werden. „Dort, wo Roggen steht, wachsen weniger Disteln“, erklärt der Graf.

Roggen wächst hier schon seit drei Jahren und unterstützt die Bäume beim Wachsen. © Lydia Heuser
Geboren und aufgewachsen im Bergischen Land, fürs Studium ins Rheinland gezogen und schließlich das Ruhrgebiet lieben gelernt. Meine ersten journalistischen Schritte ging ich beim Remscheider General-Anzeiger als junge Studentin. Meine Wahlheimat Ruhrgebiet habe ich als freie Mitarbeiterin der WAZ schätzen gelernt. Das Ruhrgebiet erkunde ich am liebsten mit dem Rennrad oder als Reporterin.
