
© Lydia Heuser
Obstbäume brauchen einen Schutzzaun gegen Rotwild
Baum-Serie
Waldbaden war gestern, heute heißt es: früh aufstehen, ab in den Wald und ran an die Motorsäge. Freiwillige helfen dem RVR bei der Neupflanzung von Bäumen auf der Streuobstwiese.
Urlaub – da kommen einem doch Meer, Berge, Sonne und Strand in den Sinn und nicht Motorsägen, Hammer und draußen sein bei Wind und Wetter. Doch für die Teilnehmer vom Bergwaldprojekt ist genau das Urlaub.
Harte Arbeit als Ausgleich
„Es ist super erholsam trotz der harten Arbeit. Bevor ich wieder zurück auf die Bühne gehe, drücke ich hier noch mal auf den Resetschalter“, erklärt Christoph Türkay. Er ist Schauspieler am Theater in Göttingen und seine Ferien verbringt er als Gruppenleiter des Bergwaldprojekts. Der Verein aus Baden-Württemberg bietet in Deutschland, Österreich und der Schweiz Projektwochen an. Sieben Tage war der Verein im Naturpark Hohe Mark im Einsatz. An einem Tag haben wir die Teilnehmer auf der Streuobstwiese begleitet.
15 Freiwillige haben den Regionalverband Ruhr am Vortag bei der Beseitigung der spätblühenden Traubenkirsche unterstützt. Jetzt geht es an den Bau neuer Schutzzäune. Auf einer alten, historischen Streuobstwiese, die einst die Dorstener mit Obst versorgte, müssen einige Bäume ersetzt werden. RVR-Revierförster Christoph Beemelmans hat vorab kranke und tote Bäume entfernt und die Pflanzlöcher vorbereitet. Damit die Bäume eine Überlebenschance haben und gut anwachsen, braucht es den Zaun.
Zwei Tage für 20 Schutzzäune
Die Freiwilligen müssen noch die Holzpfosten zurechtsägen, die Löcher für die Pfosten bohren, den Zaun aufstellen – und das für 20 Bäume. Zwei Tage hat Projektleiterin Katja Fuchs dafür eingeplant. „Ich finde es klasse, dass das Forstamt des RVR sich entschieden hat, hier weiterhin die Streuobstwiese zu erhalten. Streuobstwiesen haben vielfältige Funktionen. Die alten Bäume dienen Vögeln zum Brüten. Die Wiesen selbst werden extensiv genutzt“, erklärt sie. Die Wiese drumherum wird von Rotwild besucht und Insekten fühlen sich hier ebenfalls wohl, denn gespritzt wird hier nicht.

Vom Birnenbaum fallen schon die ersten reifen Früchte. © Lydia Heuser
Erwin Boschuk hat sein mobiles Sägewerk mitgebracht, um Lärchen- und Eichenstämme in Form zu bringen. „Die Woche ist ein Heimspiel für mich“, erzählt der 65-Jährige. Er kommt aus Oberhausen, ist eigentlich Maschinenschlosser und betreibt seit 22 Jahren einen Forstbetrieb. Die Teilnehmer kommen aus ganz Deutschland, sind Ärztinnen, Ingenieure oder Studenten. „Man lernt hier sehr viel und es ist ein guter Ausgleich zum Job“, meint Anika Raymond, die zum zweiten Mal dabei ist.

Erwin Boschuk hat sein mobiles Sägewerk mitgebracht. © Lydia Heuser
Steffen Müller treibt mit einer Maschine Löcher in die Erde, in die die Pfosten kommen. Vier Stück je Pflanzloch sind in einem Radius von 90 Zentimetern vorgesehen. Katja Fuchs leitet ihn an: „Du musst den Bohrer richtig an deine Beine pressen.“ Und schon geht es leichter und im Handumdrehen sind die Vorbereitungen abgeschlossen.

Steffen Müller bereitet die Löcher für die Holzpfähle vor. © Lydia Heuser
Nun sind die Holzpflöcke dran, an denen die Baustahlmatten befestigt werden. Die älteren Wildschutzzäune bestehen aus Knotengitter und sind teilweise schon unter dem Gewicht der Rehe eingeknickt. Denn das Wild stellt sich mit seinen Vorderbeinen auf den Zaun, um so besser an die Äste zu gelangen.
Für die Jungbäume, die im Herbst gepflanzt werden sollen, wäre das fatal. Auch die Rinde der Bäume wollen die Helfer schützen. Wenn die Rehböcke ihr Geweih schälen, bevorzugen sie junge mannshohe Bäume, um sich den Bast, eine behaarte Hautschicht, abzustreifen. Der Bock schlägt dafür sein Geweih gegen die Bäume - so markiert er außerdem sein Revier. Der Baum überlebt dieses rabiate Vorgehen häufig nicht. Fegeschäden nennen Experten diesen Wildschaden.
Verbissschäden stellen eine weitere Gefahr dar, die durch den Zaun minimiert werden soll.
Geboren und aufgewachsen im Bergischen Land, fürs Studium ins Rheinland gezogen und schließlich das Ruhrgebiet lieben gelernt. Meine ersten journalistischen Schritte ging ich beim Remscheider General-Anzeiger als junge Studentin. Meine Wahlheimat Ruhrgebiet habe ich als freie Mitarbeiterin der WAZ schätzen gelernt. Das Ruhrgebiet erkunde ich am liebsten mit dem Rennrad oder als Reporterin.
