Zuerst die schlechte Nachricht: 2023 gab es in Castrop-Rauxel mehr Verkehrsunfälle als im Jahr zuvor. Eine etwas bessere Nachricht: Obwohl sich mehr Unfälle ereignet haben, wurden bei diesen nicht mehr Menschen verletzt als in den Jahren zuvor. 274 Personen wurden 2023 auf den Straßen von Castrop-Rauxel verletzt, zwei davon tödlich. Aber wo genau ist es in der Stadt gefährlich? Haben sich die Schwerpunkte verändert? Antworten gibt es im Unfallatlas, den das Land NRW veröffentlicht. Auf einer Karte ist jeder Unfall mit „Personenschaden“ als kleiner Punkt zu sehen. Gab es nur einen abgefahrenen Seitenspiegel oder Blechschaden, wird der Unfall nicht auf der Karte gezeigt. Der Unfallatlas zeigt, dass sich im Jahr 2023 eine neue Gefahrenstelle für Fußgänger aufgetan hat.
Risiko durch Baustelle
Von 2019 bis 2022 sind im Unfallatlas keine Unfälle mit Fußgängern an der Bochumer Straße verzeichnet. 2023 ändert sich das schlagartig. Insgesamt vier Unfälle mit Fahrradfahrern und deutlich mehr Auto-Unfälle im Vergleich zum Jahr 2022 haben sich an der zentralen Verbindungsstraße ereignet. Warum es zu mehr Unfälle gekommen ist, zeigt der Unfallatlas nicht. Von den Polizeistationen in NRW werden nur die Zahlen gemeldet. Eine starke Vermutung gibt es dennoch. 2023 gab es auf der Bochumer Straße für mehrere Wochen eine große Baustelle. Die Spuren wurden schmaler, der Verkehr war für alle viel schlechter einzusehen. Es könnte eine Erklärung für die Unfälle sein.

Nicht weit von der Bochumer Straße in der Altstadt gibt es eine zweite neue Unfallstelle. Auf der Widumer Straße wurden vier Unfälle registriert, dreimal waren Fußgänger beteiligt. Auf weiteren großen und mehrspurigen Straßen kommt es zwar ähnlich oft zu Unfällen, doch die Widumer Straße war in den Jahren zuvor unauffällig. Ähnlich wie bei der Bochumer Straße hat sich an dieser Stelle aber auch etwas verändert. Ende 2022 hat der Discounter „Action“ an der Straße eröffnet. Das Geschäft zieht viele Kunden an und auch Fußgänger sind verstärkt dorthin unterwegs. Die müssen obendrein noch an der Ein- und Ausfahrt zum Parkhaus im Widumer Platz vorbei, ein zusätzliches Risiko.
Hotspots bleiben
Neben diesen beiden neuen Gefahrenstellen gibt es aber auch alte Hotspots wie den Ickerner Knoten. Die Kreuzung sei gerade für Auswärtige schwierig zu überblicken. Auch die Ecke B235/Pallasstraße taucht auf, ebenso wie der Engelsburgplatz und der Bahnhof. Diese Stellen sind Jahr für Jahr im Unfallatlas zu finden und gelten meist auch als Unfallschwerpunkte im Verkehrsbericht der Polizei. Dass es hier mehr Unfälle gibt, liegt auf der Hand: An diesen Straßen gibt es viel Verkehr, oft treffen Fußgänger, Fahrradfahrer und Autos aufeinander.

Einen traurigen Rekord gab es auf dem kurzen Stück der B235 zwischen der Autobahnabfahrt A2 und der Brücke über den Rhein-Herne-Kanal. Acht Unfälle verzeichnet der Atlas hier, zweimal wurden Menschen schwer verletzt. Auch die Polizei hat diese Stelle als Unfallschwerpunkt im Blick. Im Verkehrsunfallbericht steht, dass es besonders häufig zu Unfällen im Längsverkehr kommt. Zu Unfällen im Längsverkehr zählen beispielsweise frontale Kollisionen und Auffahrunfälle.
Weniger Unfälle auf Problemkreuzung
Es gibt aber auch kritische Kreuzungen, an denen sich die Lage offensichtlich verbessert hat. Lange galt die Kreuzung B235/Grutholzallee als gefährlich, besonders bei Dämmerung. Anfang 2023 wurden neue Laternen angebracht, damit die Kreuzung sicherer wird. Es scheint geklappt zu haben. 2023 ist es rund um die Kreuzung nur zu drei Unfällen gekommen, es waren ausschließlich Autos beteiligt. 2021 waren es noch sechs Unfälle, zwei davon mit Fußgängern.
Besonders wenig Unfälle gab es grundsätzlich in den Randstadtteilen, wie Pöppinghausen oder Becklem. Auch auf Schwerin und in Merklinde gab es deutlich weniger Unfälle als in Castrop, Habinghorst oder Ickern.
Zwei tödliche Unfälle
2023 sind zwei Menschen auf den Straßen in Castrop-Rauxel gestorben. Am 22. Juni ist ein 23-jähriger Kradfahrer auf der Kreuzung Oststraße/Im Dahl von einem Auto angefahren worden und ist noch vor Ort an seinen Verletzungen gestorben. Der zweite Unfall passierte auf der Dortmunder Straße an der Kreuzung Hellweg am 1. August. Ein 38-jähriger Motorradfahrer wurde von einem Auto getroffen, das nach links abbiegen wollte. Er starb später im Krankenhaus. Trotz dieser tragischen Unfälle gelten beide Stellen nicht als Unfallschwerpunkt. Es sind also zwei Einzelfälle und nicht Todesfälle an einer ohnehin schon gefährlichen Kreuzung.
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