
© Uschi Bläss
Umsatzeinbußen und Pandemie-Panik: Das Castroper Adventszelt leidet
Coronavirus
Das Adventszelt in Castrop macht weiter, so lange es geht. Das ist die Botschaft, die Zelt-Chef Bubi Leuthold in der Pandemie senden will. Er leidet unter heftigen Umsatzeinbußen.
Ab ins Zelt heißt es seit Jahrzehnten in jedem Jahr auf dem Castroper Altstadt-Markt. Außer 2020, da fiel das Adventszelt wegen der Corona-Pandemie aus. 2021 ist die Lage vergleichbar, was die nackten Infektions- und Klinikzahlen angeht. Nicht aber, was die Impfzahlen angeht. Die lagen schließlich vor zwölf Monaten noch bei Null. Jedenfalls steht das Zelt und wird bespielt. Es kommen auch Gäste, aber viel weniger. Wir sprachen mit Zelt-Chef Bubi Leuthold über...
... den Rückgang der Besucherzahlen:
Ja, wir merken sehr deutliche Rückgänge. Mehr als 50 Prozent vom Umsatz büßen wir ein zu einem normalen Jahr.
... die Stimmung in einem fast leeren Zelt:
Ach, die, die da sind, erleben bei uns auch in dieser Zeit einen schönen Abend. Aber es ist schon teilweise sehr leer. Abende mit 50, 60 Gästen haben wir, dabei hätten wir Platz für 300 oder 400. Bei Mike Best vor einer Woche am Mittwoch waren nur 30 Leute da, aber die hatten Spaß. Ein Künstler wie Ingo Appelt, deutschlandweit unterwegs, war sehr angetan davon, dass wir 150 Gäste bei dem Abend mit ihm hatten. Er hat uns gesagt, dass das anderswo schwieriger sei. Und Dienstag bei Bruno „Günna“ Knust waren 120 da. Der war damit auch zufrieden. Aber früher hatten wir an diesen Abenden 400 Leute im Zelt... Jetzt könnten 300 rein, aber die Leute sind halt sehr verunsichert.
... ein Zuschussgeschäft:
Ja, Sie haben Recht, das ist es in diesem Jahr absolut. Wir haben hohe Kosten für Zelt und Personal und Gagen. Verdienen werden wir unterm Strich nichts. Aber das gilt in der Gastronomie in diesen Wochen ja auch schon. Wenn wir mit vier blauen Augen davon kommen, dann ist das schon gut für uns... (lacht)
... das anstehende Wochenende mit dem Zugpferd Nummer 1, Seven Cent:
Wir werden das Wochenende richtig voll sein. 300 Leute kommen am Freitag und 300 am Samstag zu Seven Cent. Da machen wir aber auch ausnahmsweise mit 2G-Plus-Regel und haben fast nur positive Reaktionen. Die Abende haben Disco-Charakter, da lassen wir uns auch freiwillig auf die Pandemie-Bedingungen für Tanzveranstaltungen ein. Wir wollen für unsere Bedienungen, aber auch für die Gäste die Sicherheit.
... die nächsten Wochen:
Man muss damit rechnen, dass wir nicht bis Weihnachten geöffnet haben. Aber auch das gilt genauso für unsere Gastro-Geschäfte. Ich schließe keinen weiteren Lockdown aus.
... die Frage, ob er Ab ins Zelt hätte absagen sollen:
Diese Entwicklung war im September und Oktober nicht abzusehen. Stand heute würde ich natürlich sagen: Wir machen das Zelt nicht. Aber ich bereue es auch nicht, dass wir uns vor Wochen dafür entschieden haben. Denn das Zelt hat Tradition. Auch wenn wir bei weitem nicht die Reservierungen haben, die wir sonst hatten, gerade von größeren Unternehmen auch außerhalb der Stadt. Aber warten wir mal ab, wie es weiter geht.
... einen Punkt, an dem er das Zelt schließen würde:
Wir sagen nur ab, wenn es einen Lockdown gibt. Vorher lassen wir uns von der Lage nicht einschüchtern.
... die Lage in der Gastronomie bei Tante Amanda und im Leutholds 1910 am Markt:
Die größeren Gruppen stornieren ihre Events, bei denen sie mit 30, 40, 50 Leuten gekommen wären. Das ist eigentlich der Umsatz-Puffer jedes Jahr, den man für Januar und Februar braucht, wenn es leer ist. Aber immerhin: Kleinere Feiern mit bis zu 20 Leuten finden nach wie vor statt. Und das „A la Carte“-Geschäft auch.
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
