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Omikron-Welle, Omikron-Wand? Im Kreis RE stehen wir vorm Omikron-Rätsel
Meinung
Während aus Frankreich eine neue Mutation aufkommt, ist zurzeit erst einmal Omikron in aller Munde. Im Kreis Recklinghausen wissen wir aber viel zu wenig darüber, meint unser Autor.
Überall machen Schlagzeilen die Runde wie: „Omikron-Alarm in XYZ“ oder „Omikron-Welle hat nun auch XYZ erreicht“. Oder: „XYZ meldet Infektions-Rekord wegen Omikron“. In Castrop-Rauxel, der Stadt am östlichen Rand des Kreises Recklinghausen, sind dagegen nur fünf Fälle wirklich bekannt. Fünf! Stand 29.12. Und die zuständige Pressestelle des Kreises sagt uns am 4.1. auf Nachfrage: Aktuellere Zahlen können wir nicht übermitteln.
Noch mehr sagt sie: Wir übermitteln nun auch auf Nachfrage an die Presse gar keine Omikron-Daten mehr. Es heißt, wir könnten davon ausgehen, dass es eine hohe Dunkelziffer gebe und sich der Kreis RE ziemlich genau im Landesschnitt bewege.
50.000 Infektionen: 92 Mal nachgewiesen Omikron
Omikron-Welle, Omikron-Wand: Im Kreis RE stehen wir vorm Omikron-Rätsel. Fast 50.000 Corona-Infektionen sind seit Ausbruch der Pandemie im Kreis RE nachgewiesen worden. Vom 29.12. ist bekannt, dass 92 Fälle auf Omikron basierten. Am 15.12. gab es 4, am 22.12. dann 21 Omikron-Nachweise. Nun müssten es also um die 400 sein, wenn man diesem Trend folgt. Aber man weiß es nicht. Zumindest die Öffentlichkeit nicht.
Ein PCR-Test macht eine Probe nach Definition des Robert-Koch-Instituts erst einmal nur zum Omikron-Verdachtsfall. Solche Verdachtsfälle durch PCR-Test gibt es NRW-weit nun 12.000 (Stand 5.1.). Knapp 1000 sind durch eine Sequenzierung erwiesen. Dabei untersucht das Labor die Probe noch genauer.
Auswertung und Übermittlung zu aufwendig?
Nach Informationen unserer Redaktion weiß der Kreis RE konkreter, wie viele Omikron-Fälle es gibt, meldet es auch täglich dem RKI. Man schaffe es aber nicht mehr, unter der derzeitigen Infektionslast, die Zahlen für die Medien aufzubereiten. Schon gar nicht auf eine der zehn Städte heruntergebrochen.
Das ist, ohne übermäßig neugierig wirken zu wollen, schlecht. Denn die Variante breitet sich nun mal aus. Es ist vielleicht bald relevant, ob man Urtyp (nicht mehr vorhanden), Alpha (kaum mehr vorhanden), Delta (aktuell führend) oder Omikron (in Kürze führend) hat: Es könnte sein, dass Quarantäne-, Isolationsdauern und Freitesten-Regelungen darauf einzeln abgestimmt werden.
Kommunikation soll für mehr Transparenz und Verständnis für die Pandemie sorgen. Vielleicht würde sie sogar neue Motivation schaffen, sich vor Ort angemessen zu verhalten. Denn dass wir am Anfang einer fünften Welle stehen, oder vielleicht sogar vor einer Omikron-„Wand“, das haben viele im Alltag noch nicht begriffen. Je eher aber, desto besser.
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
