Notunterkunft Castrop-Rauxel vor der Schließung? Unterbringung von Flüchtlingen ist offen

Notunterkunft vor der Schließung? Unterbringung von Flüchtlingen offen
Lesezeit

In der Castrop-Rauxeler Notunterkunft an der B235 ist Platz für rund 1000 Personen. Eine Vollauslastung ist dabei selten. Aber mit Stand vom 21.3.2025 sind 756 Menschen dort untergebracht. Die Auslastung von rund 75 Prozent ist dabei durchaus üblich. Doch wie geht es hier weiter? Bleibt die Einrichtung erhalten? Oder wird auf dem Gelände, wo früher das Eon-Kraftwerk stand, bald alles anders?

In der Unterkunft gibt es in der Regel kleine Zimmer mit vier Etagenbetten, in denen oft ansonsten nicht mehr Platz ist als für einen Tisch und zwei Stühle. Außerdem gibt es eine große Mensa und einen Aufenthaltsraum sowie Sanitäranlagen in den Leichtbauhallen des Landes NRW, das die Notunterkunft bereitstellt. Rundherum sind die Flächen überwiegend asphaltiert. Für die Kinder gibt es einen kleinen Spielplatz.

Von den Untergebrachten sind etwa die Hälfte allein gekommene Männer und nur ein Drittel Familien. 18 Prozent sind alleinreisende Frauen mit oder ohne Kinder. Ein Drittel der in Habinghorst Untergebrachten sind insgesamt Frauen und Mädchen. 78 Prozent sind Erwachsene, 22 Prozent Minderjährige.

Die Menschen kommen aus 31 Herkunftsländern, meldet die Bezirksregierung Münster auf Anfrage unserer Redaktion, am häufigsten aus Syrien, der Türkei, Afghanistan und aus dem Irak.

Ob die Art der Unterbringung angemessen ist, ist umstritten. Die Frage ist auch, ob sie in Zukunft so bleibt. Denn seit Wochen gibt es Diskussionen. Bürgermeister Rajko Kravanja will aber trotz unserer und politischer Anfragen erst Ende April zu den Plänen näheres sagen.

Fakt ist: Bis 2030 soll auf dem Gelände eine Feuer- und Rettungswache gebaut werden. Das allerdings, so Feuerwehrchef Björn Gehre gegenüber unserer Redaktion, stehe nicht in Konflikt mit einer Unterkunft für Geflüchtete auf der Fläche. Platz sei für beides.

Fakt ist auch: Die Stadt bzw. der Eigentümer der Fläche, der EUV Stadtbetrieb, will wohl keinen Entsorgungshof mehr dort errichten, wie es vor Jahren angedacht war. Man ist offenbar zufrieden mit dem derzeitigen Bringhof am Deininghauser Weg und will dort beim Entsorger Lobbe bleiben. Unklar ist aktuell, was aus der eigentlich ebenfalls hier geplanten Bezirkssportanlage für den Castrop-Rauxeler Norden wird. Es könnte sein, dass sie aus Kostengründen nicht realisiert wird. Der Wunsch der Stadt war aber bisher, den Naturrasenplatz am Habichthorst / Nordlager zu Wohnbauland zu machen und dafür ersatzweise dieses neue Stadion zu bauen.

Die Bezirksregierung Münster meldet, dass der Mietvertrag für die NU bis zum 31.12. laufe. Vor dem Hintergrund der Zuwanderungszahlen sei sie weiterhin erforderlich, werde „für die Vorhaltung landeseigener Plätze benötigt“, so Sprecherin Lea Heitkamp. Zur Zukunft liefen Gespräche mit der Stadt. „Diese sind noch nicht abgeschlossen. Wir prüfen derzeit mehrere Optionen“, heißt es von ihrer Seite.

Unabhängig vom Standort würden alle neuen Einrichtungen des Landes NRW heute in den Standards von Zentralen Unterbringungs-Einrichtungen geplant. Davon gibt es 29 in NRW. Sie sind die zweite Anlaufstelle für Geflüchtete, die in Deutschland ankommen. Ein Beispiel ist die ZUE im Dortmunder Indupark (Stadtteil Oespel): Sie wurde in einem einstigen Hotel eingerichtet.

Die erste Woche in Deutschland verbringen sie in der Regel in einer der fünf Erstaufnahmeeinrichtungen in NRW. Die Zahl der Notunterkünfte liegt bei 21. Sie sind oft eher provisorisch errichtet, haben vorübergehenden Charakter. ZUEs dagegen sind feste Einrichtungen, nicht in Leichtbauhallen-Bauweise errichtet.

Die Bezirksregierung Arnsberg verwaltet eine ZUE in Dortmund-Oespel.
Die Bezirksregierung Arnsberg verwaltet eine ZUE in Dortmund-Oespel. © Lukas Wittland

Die Plätze in einer Landesunterkunft (NU und ZUE) werden 1:1 auf die kommunale Aufnahmeverpflichtung nach dem Flüchtlingsaufnahmegesetz angerechnet. Das heißt: Die Zahl der kommunalen Zuweisungen ist für Castrop-Rauxel aktuell deutlich niedriger, weil die 1000 Plätze voll mitzählen. Würde man die Einrichtung schließen oder eine (vielleicht kleinere) ZUE einrichten, müsste die Stadt selbst mehr Geflüchtete aufnehmen. Der Wohnraum ist allerdings knapp.

Wie in dieses System die Anschaffung von Tiny Houses passt, die zuletzt bei Rain Carbon auf dem Gelände des Chemiewerks zwischengelagert wurden, ist unklar. In den 30 kleinen Container-Häuschen könnte man 30 Familien oder WGs unterbringen. Also vielleicht 100 bis 150 Personen. Allerdings, sagte die Stadt zuletzt auf Anfrage unserer Redaktion, seien diese Module trotz vollausgestatteter Einrichtung nicht fürs Wohnen, sondern für Schulungen angeschafft worden.

Castrop-Rauxeler aus der Rütgerssiedlung in Bladenhorst, die die Anlieferung beobachteten, äußerten mehrfach ihre Skepsis, ob die Verwaltung ehrlich und offen antwortet. Da kann wohl erst Bürgermeister Kravanja helfen, wenn er bis Ende April die Pläne auf den Tisch legt.

So ist das Leben in einer Dortmunder ZUE im Indupark: rn.de/castrop