Rätsel in der Rütgerssiedlung Warum werden bei Rain Carbon so viele Tiny Houses angeliefert?

Rätsel in der Rütgerssiedlung: Rain Carbon und die vielen Tiny Houses
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Die Bewohner der Rütgerssiedlung wundern sich seit Tagen: Was geschieht da auf dem ehemaligen Sportplatz des VfR Rauxel 08? Und warum wird quasi parallel in den vergangenen Wochen des Nachts eine Charge Tiny Houses nach der anderen auf das Gelände des Chemieunternehmens Rain Carbon angeliefert? Von einer Unterkunft für Geflüchtete ist die Rede. Von einem Ersatzstandort für die Notunterkunft an der B235 in Habinghorst. Aber was ist wirklich dran an den Gerüchten? Es stimmt offenbar immerhin ein Teil davon.

Nicole Lienenkämper wohnt in der Siedlung zwischen dem einstigen Rütgers-Werk, das heute „Rain Carbon“ heißt, und dem Fußballplatz (Waldstadion), der 2021 vom VfR aufgegeben wurde. Von der Vördestraße aus kann sie die Arbeiten auf dem Sportplatz beobachten und ist in der Siedlung auch vernetzt. Sie habe von 40 Tiny Houses gehört, erzählt sie von den Gerüchten, die durch die Siedlung waberten: Die habe die Stadt vom Land NRW gekauft und wolle sie auf den Sportplatz stellen. „Oder auch nicht“, ergänzt sie und bittet uns, in dieser Sache nachzufragen.

Solche Module hat die Stadt gekauft: 30 Stück sind es insgesamt. Sie werden vorerst auf dem Gelände von Rain Carbon zwischengelagert.
Solche Module hat die Stadt gekauft: 30 Stück sind es insgesamt. Sie werden vorerst auf dem Gelände von Rain Carbon zwischengelagert. © privat

30 Module werden zwischengelagert

Genau das tun wir und bekommen Antworten von der Stadt Castrop-Rauxel. Maresa Hilleringmann erklärt, dass es sich nicht um 40, sondern 30 solcher Module im Stile von Tiny Houses handle. „Sie werden seit Ende Januar auf dem Gelände von Rain Carbon zwischengelagert“, erklärt die Sprecherin der Stadtverwaltung. Der EUV habe die Anlieferung organisiert, Rain Carbon habe gesicherte Stellfläche zur Verfügung gestellt. „Für diese logistische Hilfe sind wir dem Unternehmen und unserer Tochter EUV sehr dankbar“, so Hilleringmann.

Angeschafft habe die Stadt die Module für die Betreuung und Versorgung geflüchteter Menschen: „Zum Beispiel für Kinder-Angebote oder Sprachkurse“, erklärt die Stadtsprecherin. Dauerhaft untergebracht werden solle darin aber niemand. Es habe Fördertöpfe aus Bundes- und Landesmitteln – konkret aus dem Sondervermögen „Bewältigung der Krisensituation in Folge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine – gegeben, die der Stadt die Anschaffung möglich machten. Das sei ein Beitrag aus dem Abkommen zur Beteiligung des Bundes an den Kosten der Kommunen im Zusammenhang mit der Aufnahme, Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen und zur Digitalisierung von Ausländerbehörden.

Der einstige Sportplatz des VfR Rauxel, früher als Waldstadion bekannt, ist legendär: Hier gab es auf weiten Teilen Naturrasen, vor den Toren zuletzt aber Asche als Untergrund. Inzwischen haben hier die Maulwürfe das Zepter übernommen. Abriss-Container stehen auf der Fläche, um Bauschutt abzutragen.
Der einstige Sportplatz des VfR Rauxel, früher als Waldstadion bekannt, ist legendär: Hier gab es auf weiten Teilen Naturrasen, vor den Toren zuletzt aber Asche als Untergrund. Inzwischen haben hier die Maulwürfe das Zepter übernommen. Abriss-Container stehen auf der Fläche, um Bauschutt abzutragen. © privat

Die Arbeiten im einstigen Waldstadion laufen parallel. „Aktuell erarbeitet die Stadtverwaltung das Konzept für die Nutzung und die Standorte“, so Maresa Hilleringmann. „Auf dem ehemaligen Sportplatz werden gerade die alten Vereinsgebäude abgerissen, weil sie baufällig sind. Sie sollen keine Einladung für Vandalismus o.ä. sein.“

Und gibt es einen Zusammenhang? Auf Nachfrage erklärt die Stadt am Freitag (7.3.2025), dass die Verwaltung mittelfristig plane, die Module auf dem ehemaligen Sportplatz aufzustellen, „zuvorderst für die genannten Zwecke“, erklärt Hilleringmann: also Kinderbetreuung, Sprachkurse und soziale Angebote für Geflüchtete und von Wohnungsnot Betroffene. „Dauerhaftes Wohnen ist nicht vorgesehen.“

Unterstände und Gebäude im ehemaligen Waldstadion werden abgerissen. Hier spielte bis 2021 der VfR Rauxel 08. Später könnten hier die Tiny Houses Verwendung finden.
Unterstände und Gebäude im ehemaligen Waldstadion werden abgerissen. Hier spielte bis 2021 der VfR Rauxel 08. Später könnten hier die Tiny Houses Verwendung finden. © privat

Planungen stehen noch am Anfang

Die Planungen stünden noch am Anfang. Dazu gehöre „natürlich auch noch eine Bürgerinformationsveranstaltung“, so die Stadt. Sowohl das Nutzungskonzept als auch die technische Umsetzung seien aktuell in der Abstimmung.

Für die Nachfolge-Nutzung des Sportplatzes stand schon einmal ein Wohnbaugebiet in Rede. Das stellte sich allerdings relativ schnell als so gut wie unmöglich dar: Der Abstand zum Chemiewerk, für das ganz bestimmte Sicherheitsvorkehrungen gelten, sei zu gering, hieß es nach ersten Erörterungen. Bei Neubebauungen sei der Maßstab dabei anders als bei Bestandsbebauung, so die Begründung dafür, dass diese Pläne nach Informationen unserer Redaktion nicht weiterverfolgt wurden. Aus Politik-Kreisen war danach auch die Idee eines Standortes einer Freiflächen-Photovoltaikanlage aufgeworfen worden.