Eine Freiflächen-Photovoltaik-Anlage beim VfR Rauxel: Das geht auf eine Idee der SPD und der Grünen in Castrop-Rauxel zurück. Der verwaiste Sportplatz, auf dem seit 2021 kein Ball mehr rollt und aus dessen Kiosk auch keine Kleinigkeiten mehr verkauft werden, ist für die Koalition im Stadtrat eine gute Option für ein Sonnen-Kraftwerk. Die CDU funkte nun dazwischen: Kann man hier nicht besser ein Wohngebiet realisieren?
Jonas Ehm (CDU) sagte kürzlich im Fachausschuss für Klimaschutz und Umwelt, dass klar sei, dass man mehr PV-Anlagen brauche. Aber hier? Auf so einer attraktiven Fläche mit grünem Hinterland? In Bahnhofsnähe? Da wäre doch ein Baugebiet die bessere Option. „Für PV-Anlagen haben wir genug Alternativflächen entlang der A2 und A42“, meinte Ehm.
Er selbst sei wie viele andere von dem angespannten Wohnungsmarkt in Castrop-Rauxel betroffen. „Ich selbst suche seit einem Jahr eine geeignete Wohnung. Das ist ohne Wohnberechtigungsschein richtig schwierig. In meinem direkten Umfeld wandern die Leute aus Castrop-Rauxel darum nach Dortmund und Bochum ab.“
Der aufgegebene Sportplatz an der Vördestraße scheine eine geeignete Fläche für ein Baugebiet zu sein. „Ja, es liegt in der Nähe zu Rain Carbon, aber auch in der nähe anderer Wohnbebauung“, so Ehm. „Die Fläche ist nicht unattraktiv, auch für Pendler, die von hier locker zu Fuß zum Bahnhof kommen. Freiflächen-PV-Anlagen sollten wir lieber im Außenbereich realisieren, nicht auf innerstädtischen Flächen, die wir Wohnraum vorbehalten sollten“, so die Argumentation der CDU gegen den Koalitions-Vorstoß. Auch dieser Prüfauftrag: einstimmig verabschiedet.

Stadtbaurätin Bettina Lenort erläuterte die rechtliche Grundlage: „Rain Carbon ist ein Störfallbetrieb“, sagte sie im Umweltausschuss, „da gilt die Störverordnung der EU. Fakt ist, dass um das Werk von Rain Carbon ein Gürtel gelegt wurde: Abstandsflächen für Wohnbebauung. Der Sportplatz liegt zu einem großen Teil darin, darum kann man eine Neuausweisung als Baugebiet hier rechtlich nicht machen. Auch wenn sie Recht haben, dass das Thema Wohnbebauung ein Schwert ist, das dauernd über uns hängt: Hier geht es nicht.“

So kam es im Ausschuss und eine Woche später, am Donnerstag auf der Ratssitzung, zu zwei einstimmigen Beschlüssen: Für das Sportplatz-Gelände wird der Bau einer Freiflächen-Photovoltaik-Anlage geprüft. Die CDU setzte zugleich formal ihren Prüfauftrag durch, das Gebiet auch für Wohnbebauung zu prüfen. Alternativ solle geprüft werden, auf welchen Freiflächen entlang der Autobahnen A2 und A42 PV-Anlagen errichtet werden könnten. „Sie lassen sich nach der letzten Änderung des Bau-Gesetzbuches mit einer neuen Regelung für Photovoltaikanlagen privilegieren.“
- Photovoltaik-Anlagen erzeugen elektrischen Strom aus Sonnenenergie. Sie werden zumeist auf Dächern gebaut.
- PV-Anlagen können auch auf Freiflächen gebaut werden. Darunter ist sogar noch Bewuchs möglich.
- Eine Anlage soll in Bladenhorst am Rande des großen Gestüts Forstwald in direkter Nachbarschaft zum Industriegebiet Friedrich der Große in Herne entstehen.

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