
© Thomas Schroeter (Archiv)
Max Zimmer von Casconcept: Weiter kein Bedarf für Corona-Bändchen
Einzelhandel
Warum setzt Castrop-Rauxel nicht auf Corona-Bändchen? Weil Casconcept keinen Bedarf dafür sieht. Anders als etwa das nahe Oberzentrum Dortmund oder der Handelsverband Westfalen-Münsterland.
Das Land NRW verhängte Anfang Dezember 2G im Einzelhandel. Wer in einen Laden möchte, muss seinen Geimpften- bzw. Genesenen-Status nachweisen. Lästig für Kunden und lästig für Händler, fand man in vielen Städten und setzte auf bunte Bändchen oder Stempel als Nachweis.
Das erspart Kunden das Rauskramen des Handys oder eines anderen Nachweises in jedem Geschäft, das sie besuchen. In der Castroper Altstadt verzichtete man auf ein solches Konzept. „Vorerst“, wie es im Dezember vom Casconcept-Vorsitzenden Matthias Zimmer hieß. denn die Kontrolle der Kunden sei nicht so problematisch wie gedacht.
Nun hat eine Einzelhändlerin diesen Verzicht kritisch hinterfragt, da er nicht dem Service-Gedanken dem Kunden gegenüber entspreche. Und auch Leserin Gabriele Reinecke hatte erst vor ein paar Tagen danach gefragt. Und schrieb dazu: „Gerade für unsere Altstadt, der die Kunden immer mehr fehlen, wäre das ein Anreiz und wichtiges Zeichen in der jetzigen Pandemie die Kunden zu halten. Es sind einfach viel zu viele Kunden mittlerweile genervt, den Personalausweis und die Impfbestätigung jedes mal vor Eintritt ins nächste Geschäft vorzuzeigen.“
Casconcept: Kunden sind nicht genervt
Aber die Standortgemeinschaft sieht nach wie vor keinen Bedarf für die Bändchen. Die Einzelhändler der Innenstadt, so heißt es in einer Reaktion auf die Berichterstattung unserer Redaktion, hätten in den Gesprächen mit ihren Kunden nicht den Eindruck gewinnen können, dass diese durch die Kontrollen genervt seien.
Im Gegenteil, so schreibt Casconcept, „vielmehr nutzen einige Einzelhändler die Chance und sprechen Ihre Kunden gezielt mit Namen an“. Max Zimmer, Inhaber von Zimmer Manufakturschmuck, der inzwischen auch zum Casconcept-Vorstand gehört: „Tatsächlich kann ich mich nicht an eine(n) Kund*In erinnern, welche(r) sich wegen der Kontrolle beschwert hat.“
Kaufleute sehen aktuell keinen Mehrwert
Man verschließe sich nicht gegen die Option eines tagesaktuellen Bändchens, „aber wir sehen aufgrund unserer Erfahrungen, und denen aus den Nachbarstädten, aktuell keinen Mehrwert“. Man sei im Gegenteil der Auffassung, dass die Einführung von Corona-Bändchen „zu einem erheblichen logistischen und finanziellen Aufwand für die Einzelhändler in Castrop führen würde“.

Corona-Bändchen oder -Stempel als offensichtlicher 2G-Nachweis sind in vielen Städten schon seit Dezember Standard. Ein guter Kundenservice, wie der Handelsverband Westfalen-Münsterland findet. © picture alliance/dpa
Für Einkaufszentren wie das Centro Oberhausen, die Thier-Galerie in Dortmund oder den Bochumer Ruhrpark als in sich geschlossene Einkaufszentren möge ein solches Konzept durchaus Sinn machen, so der Casconcept-Vorstand weiter, „für das innerstädtische Oberzentrum Castrop Altstadt aus unserer Sicht nicht“.
Dies decke sich mit den Erfahrungen, die Jens Reiter, Inhaber von Reiter Fashion mit seinem Standort in Herne gemacht hat. Dort wurden die Bändchen bereits wieder abgeschafft, so Casconcept abschließend.
Herne ersetzt Bändchen durch Stempel
Dass in Herne die Bändchen wegen hoher Kosten abgeschafft wurden, ist allerdings nicht ganz richtig. Die Bändchen-Regelung soll vielmehr, so die WAZ Herne am 31. Januar mit Verweis auf Norbert Menzel, Vorsitzender der IG Herne-City, in ungefähr drei Wochen nach Aufbrauchen der vorhandenen Bestände auslaufen.
Aber nicht etwa ersatzlos. Denn an Stelle der kostenintensiven Tages-Bändchen soll dann in Herne ein Stempelsystem treten, das den gleichen Zweck wie die Bändchen erfüllen soll. Und im Oberzentrum Dortmund hat man auf Wochen-Bändchen umgestellt. Und ist damit so erfolgreich, dass das Verfahren inzwischen auch auf große Stadtbezirks-Einkaufszentren wie Hombruch und Hörde ausgerollt wurde.
Handelsverband lobt Bändchen-Regelung
Diese Regelung lobte auch Markus Kaluza vom Handelsverband Westfalen-Münsterland. „Wir haben vermehrt Rückmeldungen bekommen“, sagt er, „dass der Prozess der 2G-Kontrolle auch für unsere Kunden umständlich ist – vor dem Laden bereits die Maske aufsetzen, in der einen Hand mit dem Handy den QR-Code aufrufen, in der anderen Hand den Ausweis. Dann noch die Tür öffnen und vielleicht die eigene Tasche halten. Das bestehende Bändchensystem ist ein guter und inzwischen eingespielter Prozess.“
1961 geboren. Dortmunder. Jetzt in Castrop-Rauxel. Vater von drei Söhnen. Opa. Blogger. Interessiert sich für viele Themen. Mag Zeitung. Mag Online. Aber keine dicken Bohnen.
