Der Brand vor drei Monaten zerstörte den Hagebaumarkt am Westring komplett. Castrop-Rauxels einziger Baumarkt ging in Flammen auf. Es war einer der größten Löscheinsätze der Feuerwehr der vergangenen 50 Jahre. Den Rettungskräften gelang zwar, zu verhindern, dass Nachbargebäude betroffen werden. Aber die Halle am Westring und alles, was drin war, war nach wenigen Stunden nur noch Rauch und Ruß.
Die Frage, was dort nun geschehen wird, wurde lange abgewogen. Jetzt hat der Eigentümer Jörg Langenhorst eine bittere Entscheidung getroffen: Der Baumarkt wird nicht neu aufgebaut. Die rund 20 Beschäftigten erhielten am Dienstag (25.6.2024) nach Informationen unserer Redaktion die erste Information via WhatsApp. Am Mittwoch folgte dann offenbar das rechtsfeste Dokument: die Kündigung per Einschreiben.

Am vergangenen Wochenende, als der Abriss so richtig Fahrt aufnahm, soll Eigentümer Jörg Langenhorst noch persönlich vor Ort gewesen sein. Da soll aber noch kein Wort über das Ergebnis seiner Abwägungen gefallen sein.
Schon vor einigen Wochen hatte der Betreiber des Baumarktes, der heute in Süddeutschland lebt, gegenüber unserer Redaktion seiner Überlegungen offengelegt: „Man muss ja das ganze Paket betrachten“, sagte Langenhorst Ende April im Gespräch mit unserer Redaktion. Das Wichtigste sei damals für ihn erst einmal gewesen, dass die Beschäftigten finanziell abgesichert seien. „Jetzt brauchen wir Grundlagen für Entscheidungen. Die Mitarbeiter sind dann die Ersten, die es erfahren“, so Langenhorst.
Auf die Geschäftslage ging er damals auch in Kürze ein: Das Unternehmen an diesem Standort sei gesund und wirtschaftlich zu betreiben gewesen. „Es war ein vernünftig laufender Markt“, so Langenhorst wörtlich. Das klang nicht euphorisch, nicht nach einer echten „Cash Cow“, aber das Geschäft war einträglich. Auch die relativ weit fortgeschrittenen Pläne eines Wettbewerbers, der Hellweg-Bau- und Gartenmarkt-Kette aus Dortmund, an der Siemensstraße neu zu bauen, spielten in den Überlegungen für einen neuen Business-Plan wohl eine nicht unwesentliche Rolle.
Und was sagt Langenhorst heute? „Wir hätten den Markt nie geschlossen. Unter normalen Umständen, ohne dieses dramatische Brandereignis, hätten wir sogar bald investiert. Er lief gut. Es wären Investitionen in Store-Management und im Bereich EDV angefallen. Der Markt war stabil. Durch den Brand hat sich die Ausgangsposition aber erheblich geändert.“
Er habe hier praktisch wie bei einer kompletten Neueröffnung entscheiden müssen. Zwei Jahre bis zur Wiedereröffnung wären mindestens verstrichen. Für ihn, der gar nicht mehr hier lebt, hätten unterm Strich Aufwand und Ertrag nicht im Verhältnis gestanden. Der Markt sei sein „Baby“ gewesen, als er ihn als junger Baustoffe-Unternehmer aus Recklinghausen damals eröffnete. Viele der Mitarbeiter kenne er seit 25 oder 30 Jahren.

Mitarbeiter tun Langenhorst Leid
Ihnen gegenüber habe er auch kein absolut reines Gewissen. „Aber Kollegen von anderen Hagebaumärkten haben schon ganz konkret angefragt, ob sie Mitarbeiter aus unserem Markt bekommen können“, so Langenhorst. Er vermittle da gern.
Er habe grundsätzlich auch lange darüber nachgedacht, wie er die Beschäftigten informiert. Auch eine Mitarbeiterversammlung habe er abgewogen. „Aber wenn ich dazu eingeladen hätte, zwei Tage vorher, dann hätten sie zwei Nächte schlecht geschlafen“, sagt der Unternehmer. „Sie sind gefangen in dieser Entscheidung, das tut mir auch Leid. Was es mir aber leichter macht: Im Normalfall stehen die Leute nicht auf der Straße. Es ist de facto sogar das Gegenteil der Fall: Sie sind hoch nachgefragt. Das beruhigt mich ein bisschen.“
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 26. Juni 2024.