Gustav Knepper bekam von den Nazis das Kriegsverdienstkreuz. Die Dortmunder Politik will seinen Namen daher tabuisieren. In Castrop-Rauxel ist das noch kein Thema geworden. © Archiv
Nazi-Vergangenheit
AfD und Rechte wollen „Gustav Knepper“ erhalten. Und Castrop-Rauxel?
Der Name Gustav Knepper soll mit dem Abriss des Kraftwerks zwischen Dortmund und Castrop-Rauxel Vergangenheit sein, da er den Nazis nahe stand. AfD und Rechte sind dagegen. Und Castrop-Rauxel?
Das Steinkohlekraftwerk „Gustav Knepper“ zwischen Dortmund und Castrop-Rauxel ist Vergangenheit. Geht es nach der Mehrheit im Dortmunder Rat und nach der Bezirksvertretung in Mengede, soll damit auch die Geschichte des Namens Gustav Knepper beendet sein. Und zwar sofort. Aber es gibt Vorbehalte. In Dortmund wie in Castrop-Rauxel.
Gustav Knepper war, wie aus verlässlichen Quellen inzwischen bekannt ist, im sogenannten Dritten Reich ein geachteter und von den Nazis mit dem Kriegsverdienstkreuz mit Schwertern ausgezeichneter Unterstützer des Unrechtsregimes, wohl auch schon früh ein Unterstützer der NSDAP.
In den 1950er-Jahren wurde trotzdem das Kraftwerk auf der Stadtgrenze nach ihm benannt. 2014 wurde es stillgelegt, dann abgerissen, gesprengt. Auf dem Gelände soll ein riesiges Logistikzentrum entstehen. Dafür wird aktuell in den politischen Gremien beider Städte der notwendige Bebauungsplan beraten.
SPD in Mengede hatte die Diskussion ausgelöst
Doch dieser Bebauungsplan soll nicht mehr „ehemaliges Kraftwerk Knepper“ heißen und der Name Kneppers soll auch im künftigen Logistikstandort nicht mehr auftauchen. Das hatte zunächst die SPD in Dortmund-Mengede beantragt. Sie stieß damit in der Bezirksvertretung auf einstimmige Unterstützung.
Nun hat der Rat der Stadt Dortmund auf Initiative der Fraktion Die Linke+ am 31. März über einen interfraktionellen Antrag in gleicher Stoßrichtung beraten. Die Erkenntnisse über Kneppers Verstrickung in das NS-Regime seien so eindeutig, „dass wir den Namen in Dortmund nicht in einem Gewerbe- und Industriegebiet weiterleben lassen möchten“, sagte Utz Kowalewski, Vorsitzender der Fraktion Die Linke+. „Vielmehr möchten wir bereits jetzt den neuen Bebauungsplan umbenennen und hoffen, dass sich auch die Stadt Castrop-Rauxel anschließt.“
Im Detail beantragt wurde die Umbenennung des Bebauungsplan „Mg 116 – ehemaliges Kraftwerk Knepper“ in „Mg 116 – ehemaliges Kraftwerk“. Außerdem wurde die Verwaltung beauftragt, Gespräche mit der Stadt Castrop-Rauxel aufzunehmen, damit auch dort der Name Knepper keine Verwendung in diesem Zusammenhang findet. Und es wurde beschlossen, dass das zukünftige Gewerbe- /Industriegebiet nicht den Namen Knepper trägt.
Castrop-Rauxel hält am Plan-Namen weiter fest
Die Hoffnung, dass man den Namen Kneppers sofort fallen lässt, erfüllt die Castrop-Rauxeler Politik allerdings nicht. Denn während der Dortmunder Rat mit den Stimmen von CDU, FDP/Bürgerliste, Partei und Linke+ den Antrag gegen die Stimmen von AfD und der Rechten absegnete, ist die Thematik in Castrop-Rauxel gar nicht erst angefasst worden.
Einen ähnlichen Antrag hat in Castrop-Rauxel bisher keine Partei eingebracht und eine sich mit Verweis auf die Berichterstattung unserer Redaktion anbahnende Diskussion zu diesem Thema gab es nicht.
Während die Dortmunder Stadtverwaltung prüfen will, ob eine Umbenennung im laufenden Planverfahren möglich ist, schloss der Bau-Ausschussvorsitzende Dr. Oliver Lind (CDU) eine solche Überlegung aus. Während die Stadt Dortmund die Frage der Umbenennung des Planverfahrens erst einer rechtlichen Prüfung unterziehen will, stand für Oliver Lind in Castrop-Rauxel fest, dass eine solche Umbenennung „das Verfahren unter Umständen um Jahre zurückwirft“.
Daher erstickte der CDU-Politiker eine mögliche Debatte bereits im Keim und verwies lediglich darauf, dass man ja nach Beendigung des Verfahrens entscheiden könne, wie man mit dem Namen Kneppers weiter verfahre. Und so nahm der Ausschuss am 24. März lediglich die „3. Änderung des Flächennutzungsplans „Gewerbegebiet Knepper“ zur Kenntnis.
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