Die Verkehrsbelastung auf dem Königshalt rund um die Auffahrt zur A42 und A45 in Bodelschwingh ist jetzt schon hoch. 100 Prozent des Lastverkehrs zum und vom künftigen LogPoint Ruhr sollen hinzukommen.

© Uwe von Schirp (Archiv)

Pläne für den „LogPoint Ruhr“ vor der Entscheidung – Kritik aus Mengede

rnKraftwerksgelände an der Stadtgrenze

Logistik und Gewerbe auf dem ehemaligen Kraftwerksgelände an der Stadtgrenze: Darüber entscheidet bald der Dortmunder Rat. Mengeder Politiker stimmen dem „LogPoint Ruhr“ nur im Grundsatz zu.

Mengede, Castrop-Rauxel

, 09.02.2022, 20:39 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die Entwicklung der ehemaligen Kraftwerksfläche an der Stadtgrenze von Dortmund und Castrop-Rauxel steht vor dem nächsten Schritt. Die politischen Gremien in Dortmund beraten und beschließen in diesen Tagen die Änderungen von Flächennutzungsplan und Bebauungsplan.

Mehr noch: Der Beschluss soll gleichzeitig grünes Licht für einen städtebaulichen Vertrag zwischen der Stadt Dortmund und dem Flächenentwickler LogPoint Ruhr GmbH geben. Fällt im Dortmunder Rat am 17. Februar (Donnerstag) letztlich der Beschluss, emächtigt die Politik die Verwaltung Baugenehmigungen zu erteilen.

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Planungs- und Baugesetzgebung lassen das zu – eine „vorgezogene Planreife“, wenn Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung stattgefunden haben und angenommen werden kann, dass der künftige Bebauungsplan festgesetzt wird. „Die Stadt Dortmund und der Investor haben gleichermaßen ein hohes Interesse an der schnellstmöglichen Realisierung des geplanten Vorhabens“, heißt es in der Beschlussvorlage für die politischen Gremien.

Bekannte Pläne

Und die ist mit 33 Seiten umfangreich. Hinzu kommen 644 Seiten Anlagen mit allen Planungen, Gutachten sowie den Stellungnahmen und Hinweisen aus der frühzeitigen öffentlichen Beteiligung vom Februar/März 2021. Ein dickes Paket.

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Grundlegende Änderungen zu den bekannten Plänen für das insgesamt 60 Hektar große Gelände auf Dortmunder und Castrop-Rauxeler Gebiet stehen nicht in der Vorlage. Es bleibt beim Kern, auf dem größten Teil der Fläche auf Dortmunder Gebiet Logistik anzusiedeln. Auf einem kleineren Dortmunder Teil und den sechs Hektar Fläche in Castrop-Rauxel sollen Gewerbebetriebe ansiedeln.

Dreh und Angelpunkt bleibt das Verkehrskonzept. Auch hier nichts Neues. Unstrittig ist die innere Erschließung durch eine neue Straße, die vom Langenacker auf Dortmunder Seite zur Oststraße in Castrop-Rauxel führt. Im Norden verhindert eine Durchfahrtsperre den Schwerlastverkehr nach Castrop-Rauxel.

Beim Bürgerdialog im Februar 2021 visualisierte die LogPoint Ruhr GmbH die geplante Nutzung des ehemaligen Kraftwerksgeländes. Im mittleren Berich sollen große Hallen für Logistik entstehen, im Westen, auf Castrop-Rauxeler Gebiet und im Südosten an der Kreuzloh-Siedlung Gewerbebetriebe.

Beim Bürgerdialog im Februar 2021 visualisierte die LogPoint Ruhr GmbH die geplante Nutzung des ehemaligen Kraftwerksgeländes. Im mittleren Berich sollen große Hallen für Logistik entstehen, im Westen, auf Castrop-Rauxeler Gebiet und im Südosten an der Kreuzloh-Siedlung Gewerbebetriebe. © Hagedorn/LogPoint Ruhr

Die Anbindung an die Gewerbebetriebe und riesigen Logistik-Hallen soll über private Verkehrsflächen des Investors erfolgen. Parallel zur neuen Erschließungsstraße führt ein vier Meter breiter Rad- und Gehweg. Ein weiterer Radweg führt durch einen Grünzug parallel zur Autobahn 45: vom Langenacker über die Siedlung Reiherhorst zur Straße Am Sodkamp.

„Zeitweise Störungen auf der A42“

Besonders im Fokus steht jedoch die Anbindung an den überörtlichen Verkehr. Das Verkehrsgutachten prognostiziert täglich 9336 Fahrzeugbewegungen zum und vom LogPoint Ruhr, darunter 3862 Fahrzeuge im Schwerlastverkehr. Die Lastzüge sollen allein über die Straße Langenacker fahren: 95 Prozent davon laut Gutachten direkt über die Anschlussstelle Bodelschwingh auf die Autobahnen A42 und A45, fünf Prozent über die Straße Königshalt.

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Eine kritische Belastung der beiden Autobahnen erkennen die Stadtplaner nicht. Schließlich sei der sechsstreifige Ausbau der A45 (Sauerlandlinie) zwischen den Kreuzen Castrop-Rauxel-Ost und Dortmund-Nordwest beschlossene Sache. Im Bundesverkehrswegeplan für 2030 sei er als „vordringlicher Bedarf“ kategorisiert.

Im Verkehrskonzept räumen die Planer "zeitweise Störungen" auf der A42 vor dem Kreuz Castrop-Rauxel Ost ein.

Im Verkehrskonzept räumen die Planer "zeitweise Störungen" auf der A42 vor dem Kreuz Castrop-Rauxel Ost ein. © Tobias Weckenbrock (Archiv)

Auf der A42 käme es vor dem Kreuz Castrop-Rauxel-Ost zu „zeitweisen Störungen“, räumen sie ein. Das sei auf „eine zu geringe Kapazität der Einfahrt auf die A45 zurückzuführen“.

Planer zerstreuen Einwände

Die künftige Verkehrsbelastung im Kreuz zeigt eine mikroskopische Verkehrssimulation. Es komme zu „relevanten Veränderungen auf der A42 aus beiden Richtungen“, heißt es. Unter Einbezug aller Fahrabläufe nehme die Fahrzeit je Fahrzeug um durchschnittlich 2,5 bis 3,5 Minuten zu. Eine Gefahr für die Funktionsfähigkeit des Kreuzes sehen Planer und Gutachter zusammenfassend indes nicht.

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Mit Verweis auf die direkte Anbindung des LogPoint Ruhr über den Langenacker an die Autobahnen zerstreuen die Planer Einwände und Bedenken aus dem vorangegangenen Beteiligungsverfahren. Anwohner und Mengeder Politiker hatten etwa auf LKW-Verkehre aus dem Gewerbegebiet Deininghauser Weg verwiesen.

Ein Luftbild aus dem Geo-Portal des Regionalverbands Ruhr zeigt die 60 Hektar große Fläche an der Stadtgrenze von Dortmund und Castrop-Rauxel während der Aufbereitung für die künftige Nutzung.

Ein Luftbild aus dem Geo-Portal des Regionalverbands Ruhr zeigt die 60 Hektar große Fläche an der Stadtgrenze von Dortmund und Castrop-Rauxel während der Aufbereitung für die künftige Nutzung. © RVR 2021

Die neue Erschließungsstraße über den LogPoint Ruhr lasse von der Oststraße/Nierhausstraße eine Zufahrt nur für PKW und Kleintransporter zu, heißt es in der Beschlussvorlage. Zudem werde die Oestricher Straße für den Lastverkehr auch baulich gesperrt. LKW sollen über die Oststraße und Pallasstraße zur A42-Anschlussstelle Castrop-Rauxel fahren. Auch einen Schleichwegverkehr über die Nierhausstraße und Auf dem Brauck schließen die Planer derzeit aus.

Bezirksvertreter halten Kritik aufrecht

Den Mengeder Ortspolitikern reicht all das nicht. In ihrer Sitzung am 2. Februar kritisierten sie einstimmig, dass das Verkehrskonzept in keiner Weise an bestehende Forderungen angepasst wurde. Sie fordern ein Gesamtkonzept für den Stadtbezirk.

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Die Bezirksvertreter verlangen weiterhin eine Sperrung des Braucks für LKW. Außerdem kritisierten sie, dass der Lückenschluss des Radwegs an der Nierhausstraße nicht in die Planung eingeflossen sie. Letztlich verweisen sie darauf, dass der vorhandene Gleisanschluss an den LogPoint Ruhr nicht genutzt werde. „Wir sind für das Gewerbe- und Industriegebiet, aber nicht ohne Verkehrskonzept“, erklärt CDU-Fraktionssprecher Andreas Flur.

Das Abstimmungsergebnis: Mit sieben Stimmen von Grünen, CDU und FDP lehnte die Bezirksvertretung eine Empfehlung für den Ratsbeschluss ab. Vier Ja-Stimmen gab es von der SPD. „Wir fordern auch ein komplettes Verkehrskonzept“, sagt Fraktionssprecherin Sylvia Dettke. „Aber wir wollen, dass es weitergeht.“

Einstimmiger Beschluss

BV beschließt Namensänderung

Bis zu einer neuen Namensgebung für das Gewerbe- und Industriegebiet soll die an den Bebauungsplan angelehnte Bezeichnung „Mg116 - ehemaliges Kraftwerk“ verwendet werden.