Thomas Meunier, Thorgan Hazard, Emre Can und Mahmoud Dahoud müssen um ihren Platz bei der WM kämpfen.

WM oder Winterpause? Bei vielen BVB-Profis ist die Antwort noch nicht klar. © IMAGO/Sven Simon

Auch ohne Wechsel: Diese BVB-Profis wollen sich für die WM in Katar empfehlen

rnBorussia Dortmund

Einige Fußballprofis sind in diesem Sommer gewechselt, um ihre Chancen auf eine WM-Nominierung zu erhöhen. Die Wackelkandidaten von Borussia Dortmund nicht. Sie kämpfen nun beim BVB um ihr Ticket.

Dortmund

, 30.08.2022, 06:00 Uhr / Lesedauer: 4 min

Dass die WM im Winter stattfindet, verändert für einige BVB-Profis auch das Geschehen im Transferfenster in diesem Sommer. Die Eigenwerbung beim Großturnier entfällt. Stattdessen müssen sich die Spieler bei ihrem Klub für eine Nominierung ins Zeug legen.

Weltmeisterschaft hat Auswirkungen auf den Transfermarkt

Ganz egal, wie man als Fußballprofi oder als Fan zur Weltmeisterschaft in Katar steht, ob man das Turnier ignoriert oder sich damit arrangiert: Eine WM im November und Dezember auszutragen stellt ein Novum dar. Als eine von mehreren Anpassungen verändert der Winter-Termin schon in diesem Sommer die Gefühls- und die Gemengelage bei den Spielern und auf dem Transfermarkt.

Bis zur WM 2018 galt die einfache, alte Regel: Profis, die bei den Partien der größten Branchenbörse hervorstechen, bekommen in kürzester Zeit Anfragen von Topklubs und lukrative Angebote auf den Tisch. Weil die Turniere im frühen Sommer stattfanden, blieb in aller Regel noch mehr als genügend Zeit, Transfers bis zum Ende der Wechselperiode abzuwickeln. Ein in der Regel einträgliches Geschäft vor allem für die Seite der Spieler und Berater, weil die Marktwerte mancher Fußballer aufgrund der konzentrierten Nachfrage kurzzeitig rapide in die Höhe schossen.

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Ein Beispiel: Borussia Dortmund genoss die Verpflichtung von Raphael Guerreiro im Sommer 2016 umso mehr, weil der Preis des Portugiesen nach dem Gewinn der Europameisterschaft stark angestiegen wäre. Frühzeitig hatte der BVB den Deal fix eingefädelt und musste nur rund zwölf Millionen Euro an den FC Lorient zahlen. Nach dem Turnier wäre wohl mindestens das Doppelte fällig gewesen – und es hätte sich wohl auch mindestens ein zahlungswilliger Klub gefunden.

Nur ein halbes Dutzend BVB-Spieler dürfte für die WM gesetzt sein

Die Plätze im WM-Schaufenster 2022 sind daher begehrt wie eh und je, obwohl inzwischen auch Champions League und Europa League mit ihren großen Starterfeldern eine sehr präsentable Showbühne bieten. Aber wer darf mitfliegen nach Katar? Noch zwei Monate bleiben den vermeintlichen Wackelkandidaten, um sich ins Rampenlicht zu spielen und ihre jeweiligen Nationaltrainer von sich zu überzeugen. Manch einer hat in diesem Transfersommer die Gelegenheit ergriffen und den Klub gewechselt, um die eigenen Chancen auf die Weltmeisterschaft nicht zu ruinieren. DFB-Angreifer Timo Werner, der nach einer glücklosen Zeit vom FC Chelsea zu RB Leipzig zurückkehrte, ist so ein Kandidat. Für alle weiteren Anwärter schließt am 1. September schließt das Transferfenster.

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Bei Borussia Dortmund könnten die ersten Partien der neuen Spielzeit zaghafte Hinweise darauf geben, wer mit einem Verbleib oder einem Wechsel zum BVB seine Perspektiven verbessert oder verschlechtert hat. Nur bei einem halben Dutzend der schwarzgelben Profis darf man aktuell von einer sicheren Nominierung ausgehen.

Einige BVB-Profis müssen um ihr WM-Ticket bangen

Als sehr wahrscheinliche WM-Fahrer gelten Niklas Süle, Nico Schlotterbeck und Marco Reus (alle Deutschland), Gregor Kobel (Schweiz), Raphael Guerreiro (Portugal) und Jude Bellingham (England). Im Fall von Manuel Akanji, absoluter Stamm- und Führungsspieler bei der Schweiz, wäre ein missglückter Transfer bis zum Deadline Day an diesem Donnerstag (1. September) ein Horrorszenario. Dann müsste er in Dortmund bleiben, womöglich ohne Spielpraxis. Ein Dilemma: Bei einer Sommer-WM hätte er sich ganz anders präsentieren können. Und sein Klub hätte statt auf eine Ablöse von rund 20 Millionen Euro auf das Doppelte hoffen können. Nun spielen die geringe Restlaufzeit des Vertrags bis 2023 und die klare Abwanderungstendenz eher möglichen Interessenten in die Karten.

Weitaus größer ist die schwarzgelbe Fraktion, die um ein Ticket für den Kick in Katar bangen muss. Dazu zählt in erster Linie auch eine ganze Reihe deutscher Nationalspieler wie Mats Hummels, Mahmoud Dahoud, Julian Brandt, Emre Can oder Karim Adeyemi. Nur starke Leistungen im Verein werden bei Bundestrainer Hansi Flick die Türen öffnen. Hummels, 33 Jahre alt, spornt der Konkurrenzkampf mit den BVB- und DFB-Positionspartnern Niklas Süle und Nico Schlotterbeck noch einmal an. „Wenn ich beim BVB auf dem Niveau spiele, auf dem ich spielen kann, gibt es schon Trainer, die das in ihrer Mannschaft gerne sehen würden“, sagte er im Exklusiv-Interview mit den Ruhr Nachrichten.

Brandt, Can, Meunier und Hazard mit wenig Spielzeit beim BVB

Brandt oder Can, denen den gesamten Sommer über Möglichkeiten für einen Wechsel nachgesagt wurden, haben sich entschlossen, ihren mitunter holprigen Weg beim BVB fortzusetzen. Während der Offensivspieler Brandt aktuell von den Verletzungen einiger Mitspieler profitiert und Einsatzzeiten sowie Scorerpunkte sammelt, hat der Allrounder Can aktuell wenig Aussichten auf einen Stammplatz in der ersten Dortmunder Elf. Adeyemi ist auch für die bessere Sichtbarkeit in diesem Sommer aus der österreichischen in die deutsche Bundesliga gewechselt. Brandt und Can wählten die vermeintlich sichere Variante und bleiben Borussen. Beide stehen im Austausch mit Flick und wissen, was von ihnen gefordert wird.

Thomas Meunier und Thorgan Hazard klatschen sich ab.

Würden gerne mit Belgien zur WM: Thomas Meunier und Thorgan Hazard. © imago images/Panoramic International

Überlegungen ähnlicher Natur mögen auch Thomas Meunier oder Thorgan Hazard angestellt haben. Während Hazard nach einem guten ersten Jahr zwei enttäuschende Saisons angehängt hat und bei der belgischen Nationalmannschaft unumstrittener ist als bei seinem Arbeitgeber, zeigte bei Meunier die Formkurve in der Vorsaison endlich nach oben. Doch unter Trainer Edin Terzic haben beide Belgier alles andere als ein Grundrecht auf die Startelf. Ihre Ambitionen mit den „Roten Teufeln“, immerhin WM-Dritter 2018 und Weltranglistenzweiter, soll das eher triste Dasein in Dortmund nicht torpedieren. Da augenscheinlich keiner von beiden den Klub verlassen wird, darf sich der BVB über zwei positive Aspekte freuen: Die Spieler stehen unter Druck und müssen Leistung bringen, um auf den WM-Zug aufzuspringen. Oder sie verpassen den Trip nach Katar und stehen ausgeruht ab Januar 2023 voll zur Verfügung.

BVB-Profi Giovanni Reyna und der Wettlauf gegen die Zeit

In eine vergleichbare Situation hat sich Donyell Malen manövriert, der bei der EM 2021 noch Stammspieler bei den Niederlanden war. Doch bei „Oranje“ ist der Konkurrenzdruck nicht minder groß als beim deutschen Vizemeister. Noch kann auch Malen, aktuell verletzt, darauf hoffen, mit starken Leistungen bei Bondscoach Louis van Gaal Eindruck zu hinterlassen.

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Anders gelagert ist der Fall von Giovanni Reyna, der nach einer schmerzhaften Verletzungsmisere um Anschluss kämpft. In alter Form gehört er bei den USA zu den sportlichen Anführern und Hoffnungsträgern. Die alte Frische und Fitness zurückzuerlangen, sich beim BVB wieder in einen guten Rhythmus zu bringen, wird für den 19-Jährigen zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Neu-Borusse Salih Özcan gehört in der Türkei unter Trainer Stefan Kuntz die Zukunft. In der Gegenwart allerdings haben die Türken in den Play-offs die Qualifikation verpasst.