
Gute BVB-Laune nach der Rückkehr aus Berlin: Jude Bellingham (r.) und Niklas Süle. © Groeger
Drei Punkte und eine wichtige BVB-Erkenntnis: Harte Arbeit zahlt sich aus
Meinung
Der BVB ist nach dem 1:0 in Berlin im Soll. Die 90 Minuten im Olympiastadion zeigen: Harte Arbeit zahlt sich aus.
Dass es kräftig ruckeln würde zu Saisonbeginn, das war den Verantwortlichen von Borussia Dortmund schnell klar. Neuer Trainer, einige neue Spieler. Eine veränderte Hierarchie in der Kabine. Zudem neuerliche Verletzungsrückschläge in der Vorbereitung und der Schock nach der Tumorerkrankung von Sebastien Haller. Dass der BVB vom Fleck weg würde brillieren können, das durfte unter diesen Umständen niemand erwarten.
Der BVB erfüllt in Berlin seine Pflicht – und hat noch viel Luft nach oben
Und trotzdem hatte sie alle, Bosse, Trainer und auch die Profis selbst, dieses 2:3 gegen Werder Bremen vor einer Woche doch gewaltig durchgeschüttelt. Sorgen flammten auf, dass es auch der neuen Borussia an entscheidenden Tugenden mangeln könnte. Und so steckte dann jetzt auch der unmissverständliche Auftrag im Reisegepäck nach Berlin, das kleine Feuerchen sofort wieder auszutreten. Genau das gelang.
Es war noch immer kein atemberaubender Fußball der Schwarzgelben, es blieb spielerisch noch vieles Stückwerk, die Fehlerzahl war erneut zu hoch, die Abstimmung und Pass-Präzision passte oft noch nicht. Aber die Elf von Edin Terzic gab über die gesamte Distanz alles – und belohnte sich dann für ihre Fleißarbeit. Die bessere Mannschaft bekam am Samstag im Olympiastadion die Punkte.
Der BVB kann auf einen perfekten Bundesliga-Spieltag blicken
Wie groß die Last war, die den Borussen mit dem Schlusspfiff von den Schultern fiel, das zeigten die Reaktionen auf dem Rasen. Spieler und Trainer fielen einander um den Hals, sie ballten Jubelfäuste und schrien die Anspannung aus sich heraus. Die Dortmunder Kurve besang das Team frenetisch. Sie alle wussten, wie wertvoll dieser knappe Triumph war: Die Unruhe ist eingefangen, das zuvor angekratzte Selbstvertrauen gestärkt – und die Bayern, die am Samstagabend gegen Gladbach beim 1:1 Federn ließen, sind in der Tabelle nicht davongezogen. Also ein perfekter Tag aus BVB-Sicht.
Der BVB ist trotz aller Probleme und fußballerischen Luft nach oben wieder gut im Geschäft. Und genau darum ging es in Berlin. Ums Durchbeißen. Und um die Erkenntnis, dass auch auf diese Art und Weise Spiele gewonnen werden können, manchmal so gewonnen werden müssen – denn der BVB war das Team im Olympiastadion, das mehr Gier auf den Sieg zeigte.
BVB-Profis in den kommenden Wochen unter extremer Belastung
In den nun bald anstehenden Englischen Wochen in Serie wird diese Tugend bei der hohen Belastung in extremem Maße gefragt sein. Ans körperliche Limit gehen, Siege über die Zeit arbeiten, konsequent dagegenhalten, wenn es spielerisch hapert. Vielleicht wird das sogar wichtiger werden als das feine Füßchen am Ball. Die Borussia hat in Berlin gezeigt, dass sie sich zum Sieg malochen kann. Jetzt muss sie in dieser Hinsicht noch zum Serientäter werden. Dann darf es auch ruhig weiter ein bisschen ruckeln.
Sascha Klaverkamp, Jahrgang 1975, lebt im und liebt das Münsterland. Der Familienvater beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit der Sportberichterstattung. Einer seiner journalistischen Schwerpunkte ist Borussia Dortmund.
