
Mit einer Glanzparade parierte BVB-Keeper Gregor Kobel den Schuss von Herthas Marco Richter. © IMAGO/Jan Huebner
BVB-Torwart Gregor Kobel: Deshalb ist er diese Saison noch besser
Borussia Dortmund
Gregor Kobel ist seit Wochen in herausragender Form. Der Schweizer hat sein Torwartspiel noch einmal verbessert. Neben den positionsspezifischen Qualitäten hilft er dem BVB noch mit anderen Eigenschaften.
Sandro Schwarz, Trainer der Hertha, trauerte einem möglichen „i-Punkt“ hinterher, den ein Treffer des gerade von einer Krebserkrankung genesenen Marco Richter bedeutet hätte. Einer aber hatte etwas dagegen: Gregor Kobel machte in der 79. Minute auch die letzte von mehreren sehr guten Berliner Torchancen beim 1:0 des BVB zunichte und rettete seiner Elf in einer umkämpften Partie den Sieg.
BVB-Keeper Gregor Kobel bleibt zum dritten Mal ohne Gegentor
Im fünften Pflichtspiel blieb Kobel zum dritten Mal ohne Gegentor und bestätigte damit seine aktuell herausragende Form. In beinahe allen Punkten des Torwartspiels hat der Schweizer mit Beginn seiner zweiten BVB-Saison noch einmal zugelegt. Seine Präsenz im Eins-gegen-Eins zermürbte beim Liga-Auftaktsieg gegen Bayer Leverkusen Stürmer Patrick Schick, ein Wahnsinns-Reflex gegen den noch abgefälschten Aufsetzer-Schuss von Berlins Jonjoe Kenny verhinderte im Olympiastadion einen frühen Rückstand.
Auch danach galt: Die BVB-Innenverteidigung um die sehr präsenten Mats Hummels und Nico Schlotterbeck verhinderte bis auf wenige Ausnahmen ein Eindringen der Berliner in den Dortmunder Strafraum. Was aus der Distanz aufs Dortmunder Tor flog, wurde zur sicheren Beute von Gregor Kobel. Strafraumbeherrschung, eine positive und aktive Ansprache an die Kollegen – Kobel strahlt aktuell eine große Sicherheit und viel Selbstvertrauen aus. Das überträgt sich auch auf die Vorderleute.
Gregor Kobel macht beim BVB den nächsten Entwicklungsschritt
Die Fans feierten jede Parade des ehemaligen Stuttgarters lautstark, sie wissen aktuell einen starken Rückhalt hinter einer zum Teil neu formierten Innenverteidigung. Kobel macht den nächsten Entwicklungsschritt nach einem schon sehr ordentlichen ersten Jahr in Dortmund mit großem Selbstverständnis. „Er hat trotz der vielen Gegentore schon im vergangenen Jahr sehr konstant gespielt“, sagt Torwarttrainer Matthias Kleinsteiber im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. „Ich war aber auch sehr zuversichtlich, dass er in dieser Saison noch draufpacken kann.“
Nach seinem Wechsel vom VfB Stuttgart zur Borussia sei es zunächst auch darum gegangen, „die große Herausforderung“ zu meistern, wie Kleinsteiber beschreibt. „Er stand als Torhüter nach dem Wechsel zu einem großen Klub deutlich mehr im Fokus. Jede Aktion von ihm wurde viel intensiver bewertet.“ Das habe der Schweizer mit der ihm eigenen Art und Weise souverän bewältigt.
BVB-Torhüter Gregor Kobel lobt seine Vordermänner
Aktuell gibt Kobel einer Mannschaft, die das gemeinsame und intensivere Verteidigen zum Schwerpunkt der Saison-Vorbereitung gemacht hatte, auch durch seine positive Ausstrahlung Sicherheit. „Man ist froh“, sagte der Schlussmann nach dem Schlusspfiff in Berlin, „wenn man als Torwart auch dazu beitragen kann, dass wir die Punkte einfahren. Aber die Jungs vor mir machen es wirklich sehr gut.“

Gregor Kobel lobt seine Vordermänner: Nico Schlotterbeck darf sich durchaus angesprochen fühlen. © IMAGO/Kirchner-Media
Wer den ehrgeizigen Kobel kennt, der kann erahnen, wie sehr ihn die Gegentorflut in seinem ersten Dortmunder Jahr gewurmt haben muss. Aktuell freue ihn „die klare Steigerung im Abwehrverhalten der gesamten Mannschaft“, lobte er nach dem Spiel in Berlin. „Wir haben auch heute die Führung sehr leidenschaftlich verteidigt, bis auf die letzten sechs Minuten gegen Bremen stehen wir in den Spielen bislang sehr stabil.“
Kobel, Meyer, Lotka: Klare Hierarchie im BVB-Tor
Dass im Vorjahr in Kobel, Marwin Hitz und dem ausgemusterten Roman Bürki gleich drei potenzielle Nummer-eins-Torhüter im Kader standen, befeuerte zwar den Konkurrenzkampf und hielt den Leistungsanspruch in jedem Training hoch. Speziell Bürkis besondere Situation brachte aber auch eine gewisse Unruhe mit sich. Nun steht Kobel als klare Nummer eins in der Hierarchie unangefochten an der Spitze, das hat seine Brust noch breiter werden lassen. Auffällig ist die Ruhe, die er in jeder Situation und auch mit dem Ball am Fuß ausstrahlt. Auch Kleinsteiber verweist auf die „gute Energie“ im Team der Torhüter. „Das Arbeiten ist professionell und von großem Respekt untereinander geprägt.“ Mit seinem neuen Stellvertreter Alexander Meyer pflegt Kobel ein ebenso gutes Verhältnis wie zu Marcel Lotka, der als neue Nummer drei das Trainings-Niveau anhebt.
Dass Kobel nach seinem erneut starken Spiel nicht die ganz großen Schlagzeilen des Wochenendes gehörten, lag an einem Landsmann, mit dem er sich um den Nummer-eins-Status im Tor der Schweizer „Nati“ bei der WM in Katar streiten wird. Gladbachs Yann Sommer brachte die hoch dekorierte Offensive der Münchner Bayern mit 19 Paraden zur Verzweiflung. Es war ein beeindruckendes Wochenende der Schweizer Torhüter, die ihre Ausnahmestellung im Torwartspiel in der Bundesliga untermauerten.
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.
