BVB-Legende Kevin Großkreutz über VfB-Trennung: „Es kam nur von einer Person“

Borussia Dortmund

Kevin Großkreutz nimmt den BVB gegen den VfB Stuttgart in die Pflicht. Vor dem Wiedersehen mit seinem Ex-Klub verrät der 34-Jährige, wie es damals zur Trennung kam.

Dortmund

, 21.10.2022, 16:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Wenn Borussia Dortmund am Samstag (15.30 Uhr) den VfB Stuttgart im Signal Iduna Park empfängt, schlagen zwei Herzen in der Brust von Kevin Großkreutz. Der BVB, so sagt es der 34-Jährige im Podcast „Viertelstunde Fußball“, sei natürlich immer seine unangefochtene Nummer eins. Für die Schwaben aber empfindet der gebürtige Dortmunder eben auch mehr als bloße Sympathie.

BVB-Ikone Kevin Großkreutz spricht offen über Prügelattacke

Das hat mit einer intensiven Zeit als Spieler des VfB und seiner dunkelsten Stunde im Profifußball zu tun. Im Februar 2017 war Großkreutz gemeinsam mit Jugendspielern des Vereins im Stuttgarter Rotlichtviertel unterwegs – und geriet in eine Schlägerei. Dabei wurde der Dortmunder so heftig verprügelt, dass er nach eigenen Angaben beinahe gestorben wäre. Großkreutz wurde mit einer Platzwunde am Kopf und einer Jochbeinprellung ins Krankenhaus eingeliefert.

„Ich war zur falschen Zeit am falschen Ort“, sagt Großkreutz im Podcast. Die Täter wurden später gefasst und zu Gefängnisstrafen verurteilt. Dass er mit Jugendspielern im Rotlichtmilieu ausging, wurde Großkreutz seinerzeit jedoch zum Verhängnis. Es kam zur Trennung. Das Ende seiner Profi-Karriere war damit besiegelt. Unter Tränen gab Großkreutz seinerzeit eine Pressekonferenz, bei der er die Fans, die Mannschaft und den Verein um Verzeihung bat.

Ex-BVB-Profi Kevin Großkreutz über die Trennung vom VfB Stuttgart

Natürlich müsse man zu seinen Fehlern stehen. „Es war eine doofe Aktion, war scheiße. Dazu muss man stehen“, sagt Großkreutz. Er stellt aber auch klar: „Die Jungs wären auch ohne mich feiern gegangen. Ich habe sie nicht gezwungen. Ich war mit 16, 17, 18 auch unterwegs. Das ist doch normal.“ Dass es deswegen zur Trennung kam, habe vor allem mit einer Person zu tun gehabt: dem damaligen Manager Jan Schindelmeiser.

„Es kam nur von einer Person. Ich glaube, er hat auch ein bisschen drauf gewartet und dann den Moment genutzt. Ich glaube, wenn ein anderer da gewesen wäre, wäre ich nicht entlassen worden. Er ist menschlich top, aber er war schon eigen und nicht für mich“, vermutet Großkreutz. Noch als er im Krankenhaus gelegen habe, habe Schindelmeiser seinen Berater angerufen und um ein Gespräch gebeten. „Ich habe mich dann selbst aus dem Krankenhaus entlassen und bin sofort mit meinem Berater zur Geschäftsstelle des VfB. Schindelmeiser war der Meinung, dass wir getrennte Wege gehen sollten. Ich war nicht der Meinung. Wir haben uns dann aber geeinigt“, berichtet Großkreutz.

Viel Zuspruch von Teamkollegen für Ex-BVB-Profi Kevin Großkreutz

Mit dem damaligen Trainer Hannes Wolf seien die Wogen bereits geglättet gewesen. „Ich habe mich bei ihm entschuldigt und eigentlich war alles geregelt“, so Großkreutz. „Wäre das nicht passiert, würde ich vielleicht immer noch beim VfB spielen. Weil ich mich dort so wohl gefühlt habe, ich mit den Menschen gut klargekommen bin, sie haben mich geliebt, ich habe sie geliebt und deswegen wird der VfB auch immer in meinem Herzen bleiben“, sagt Großkreutz.

Michael Meusch und Kevin Großkreutz begrüßen sich herzlich.

Dicke Kumpels: VfB-Zeugwart Michael Meusch und BVB-Legende Kevin Großkreutz verstehen sich prächtig. © www.imago-images.de

Die Zeit sei für ihn und seine Familie enorm belastend gewesen. „Ich wurde 14 Tage in der Presse zerpflückt“, sagt Großkreutz. Zugleich habe er enormen Zuspruch erhalten – von den Fans und vielen Kollegen aus der Fußballbranche. „Mir haben alle geschrieben, es gab viele aufmunternde Worte. Sebastian Kehl hat mich zu sich nach Hause eingeladen, hat mit mir geredet. Da sieht man, Kehl war immer ein Kapitän.“ Selbst viele Bayern-Spieler hätten ihm geschrieben. Sein damaliger Teamkollege Simon Terodde habe ihn direkt im Krankenhaus besucht.

Ex-BVB-Star Kevin Großkreutz hat VfB-Fans in sein Herz geschlossen

Und auch von den Fans habe er eine riesige Rückendeckung erfahren. Nach Bekanntwerden der Trennung starteten die VfB-Anhänger sogar noch eine Petition zum Verbleib – 50.000 Fans unterschrieben sie. „Wie die Fans zu mir gehalten haben, das war Wahnsinn. Welchen Zuspruch ich erhalten habe, das werde ich nie vergessen“, versichert der 34-Jährige. Doch die Karriere als Profi war für den Dortmunder nach diesem Kapitel beendet. „Es war eine schwierige Zeit, aber wir haben alles überstanden. Ich denke da überhaupt nicht mehr dran, für mich ist das Thema abgehakt“, sagt Großkreutz.

Aus seinen Worten spricht Dankbarkeit. „Toi toi toi, dass ich hier noch sitze. Ich weiß, dass es im Leben schnell gehen kann. Ich hatte Glück im Unglück, es hätte schlimmer ausgehen können.“ Nun wisse er, was wichtig sei im Leben und er wisse viele Dinge noch mehr zu schätzen.

Kevin Großkreutz sieht BVB im Heimspiel gegen Stuttgart in der Pflicht

Auf die Begegnung mit dem VfB freut sich Kevin Großkreutz ganz besonders. Zeugwart Michael Meusch ist ein dicker Kumpel. Ihn möchte Großkreutz vorab im Teamhotel besuchen und über alte Zeiten quatschen. Auch auf das Wiedersehen mit dem ehemaligen BVB-Scout Sven Mislintat und den Ex-Borussen Pascal Stenzel freue er sich. In Dan-Axel Zagadou und Chris Führich zählen sogar noch zwei weitere ehemalige Schwarzgelbe zum Aufgebot der Stuttgarter.

Jetzt lesen

Und der BVB? „Gegen Union war es schon nicht so gut und gegen Hannover war es jetzt auch nicht berauschend, da haben wir Kobel ein bisschen was zu verdanken. Aber Pokalspiele sind schwierig. Hauptsache, du bist weitergekommen“, sagt Großkreutz. Am Samstag gegen den VfB aber müsse der BVB gewinnen, um den Anschluss an die Bayern nicht zu verlieren. Großkreutz nimmt seinen Herzensverein in die Pflicht: „Es muss jetzt was kommen. Gerade zu Hause muss man ein Zeichen setzen und auch mal konstant gute Leistungen bringen.“ Kevin Großkreutz möchte als BVB-Fan das sehen, was er als BVB-Profi auf dem Rasen gezeigt hat: Einsatz und Leidenschaft. Deswegen lieben sie ihn auch beim VfB Stuttgart.

Lesen Sie jetzt

Der RN-BVB-Podcast

Der BVB-Podcast der Ruhr Nachrichten - einmal in der Woche Experten-Talk zum BVB. Jetzt hier, bei Spotify oder bei Apple Podcasts hören.

BVB-Newsletter

Täglich um 18 Uhr berichtet unser Team über die wichtigsten schwarzgelben Neuigkeiten des Tages.