EM-Fazit: So lief es für die BVB-Spieler bei der Europameisterschaft

Borussia Dortmund

Rekordjäger, tragische Figur, positive Überraschung, Mentalitätsmonster, Nachrücker, Randfigur: Für die elf BVB-Profis hätte die EM nicht unterschiedlicher verlaufen können. Ein Überblick.

Dortmund

, 12.07.2021, 14:30 Uhr / Lesedauer: 4 min
BVB-Profi Thomas Delaney führte sein Team bis ins Halbfinale.

BVB-Profi Thomas Delaney führte sein Team bis ins Halbfinale. © dpa

Elf BVB-Spieler haben an der Europameisterschaft für ihre Nationen teilgenommen. Europameister ist am Ende keiner von ihnen geworden. Dennoch können einige der BVB-Profis sehr zufrieden mit dem Verlauf des Turniers und ihren eigenen Leistungen sein - andere eher weniger. Ein Fazit.

Jadon Sancho

Viele englische, aber auch etliche BVB-Fans staunten nicht schlecht, als Englands Nationalcoach Gareth Southgate sich dazu entschloss, den 21-Jährigen im ersten Gruppenspiel gegen Kroatien nicht einmal in den Kader zu berufen. Auch in den folgenden Partien spielte Jadon Sancho bis auf einen Kurzeinsatz gegen Tschechien keine Rolle bei den „Three Lions“. Wenn er dann mal ran durfte, so wie im Viertelfinale gegen die Ukraine, blieb der zukünftige Premier-League-Akteur allerdings auch weitestgehend blass. Im Finale wurde er dann eine der tragischen Figuren im Elfmeterschießen. Alles in allem war es, trotz des sehr guten Abschneidens der Engländer, für Sancho persönlich eine ernüchternde EM.

Noch-BVB-Spieler Jadon Sancho wurde zu einer der tragischen Figuren des Finals.

Noch-BVB-Spieler Jadon Sancho wurde zu einer der tragischen Figuren des Finals. © dpa

Jude Bellingham

Ganz anders lief es bei seinem Mannschaftskollegen Jude Bellingham, der sich bei dieser EM einen Rekord nach dem anderen sicherte. Durch seine Einwechslung im ersten Gruppenspiel gegen Kroatien wurde er mit 17 Jahren und 349 Tagen – zumindest für wenige Tage – zum bisher jüngsten Spieler, der bei einer EM-Endrunde auf dem Platz stand. Mit seinem Einsatz gegen die Ukraine ist der BVB-Profi nun sogar der jüngste Spieler aller Zeiten in der K.o.-Phase bei einer Europameisterschaft. Zum jüngsten Europameister reichte es am Ende nicht, dennoch eine Erfahrung, die den 18-Jährigen wohl auf allen Ebenen beflügeln dürfte und für seine weitere Entwicklung, auch beim BVB, nur förderlich sein kann.

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Thomas Meunier

Im Auftaktspiel der Gruppe B traf der Rechtsverteidiger von Borussia Dortmund nach seiner Einwechslung erst selbst, legte dann einen weiteren Treffer für Romelu Lukaku auf und auch im Achtelfinale gegen Portugal glänzte er als Vorbereiter. Die Statistiken belegen seine guten Auftritte auf der rechten Seite, gerade offensiv schaltete er sich immer wieder gut mit ein. Aber auch defensiv zeigte er sich deutlich stabiler, als man es bislang von ihm im BVB-Trikot gewohnt war. Die Verantwortlichen von Borussia Dortmund haben diese Leistungen wohlwollend zur Kenntnis genommen. „Er hat mir gut gefallen bei der EM“, sagte Michael Zorc. Nun muss er sich daran messen lassen.

BVB-Rechtsverteidiger Thomas Meunier feierte nach seinem Treffer gegen Russland.

BVB-Rechtsverteidiger Thomas Meunier feierte nach seinem Treffer gegen Russland. © dpa

Thorgan Hazard

Es war das erste große Turnier als Stammkraft für Thorgan Hazard, der in der Nationalmannschaft lange im Schatten seines großen Bruders Eden stand und bei dieser Europameisterschaft das erste Mal auf großer Bühne genau aus diesem hervortrat. Fast immer, wenn es im Angriffsspiel der Belgier gefährlich wurde, war der BVB-Profi irgendwie involviert: als Initiator oder eben als Vollender. So wie in der Gruppenphase gegen Dänemark. Und so wie gegen Portugal, als er mit seinem sehenswerten Distanzschuss sein Land ins Achtelfinale schoss. Ähnliche Spielfreude würde man sich für die kommende Saison sicherlich auch bei Borussia Dortmund wünschen.

Axel Witsel

Vor einigen Wochen hätten wohl nur die wenigsten vermutet, dass Axel Witsel überhaupt mit zur Europameisterschaft fahren würde. Immerhin hatte er sich erst im Januar dieses Jahres einen Achillessehnenriss zugezogen. Gegen Russland musste er noch pausieren, gegen Dänemark reichte es für 30 Minuten. In den restlichen Partien stand der BVB-Profi jeweils die vollen 90 Minuten auf dem Platz und nahm sofort eine tragende Rolle im Spiel der Belgier ein. Er agierte mit der von ihm gewohnten Ruhe, war der Fels in der Brandung vor der Abwehr und setzte immer wieder gekonnt die Offensivkräfte in Szene. Beeindruckend, wie schnell der 32-Jährige zu alter Stärke zurückgefunden hat.

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Mats Hummels

Auch die beiden BVB-Defensivstrategen Mats Hummels und Emre Can konnte den frühen Abgang der Deutschen Nationalmannschaft im Achtelfinale nicht verhindern. Hummels wurde gleich im ersten Spiel zur tragischen Figur, köpfte beim 0:1 gegen Frankreich den Ball ins eigene Tor und sorgte damit für die knappe Auftaktschlappe. Beim 4:2 gegen Portugal stand er eine Stunde auf dem Feld, ehe er für Emre Can weichen musste. Beim 2:2 gegen Ungarn und beim 0:2 gegen England im Achtelfinale stabilisierte er die Defensive, konnte aber weder die Gegentore verhindern noch das Ausscheiden abwenden.

Bitterer Moment für Mats Hummels: das Eigentor gegen Frankreich.

Bitterer Moment für Mats Hummels: das Eigentor gegen Frankreich. © dpa

Emre Can

Emre Can wiederum war für Joachim Löw nur ein Mann für Kurzeinsätze. Die 28 Minuten im zweiten Gruppenspiel gegen Portugal waren noch sein längstes Beschäftigungsverhältnis. Gegen Frankreich (zwei Minuten) und gegen England (drei Minuten) war nachher nicht mal das Trikot angeschwitzt. Gegen Ungarn blieb es ganz unangetastet.

Manuel Akanji

Die Schweiz und mit ihr Manuel Akanji haben bei der EM für Furore gesorgt. Nach der Vorrunde nach einem 1:1 gegen Wales, einem 0:3 gegen Italien und einem 3:1 gegen Türkei als Dritter weiter, schalteten die Eidgenossen im Achtelfinale überraschend Weltmeister Frankreich im Elfmeterschießen aus. Akanji machte nicht nur durch seine blond gefärbten Haare auf sich aufmerksam, er traf dabei auch vom Punkt. Im Viertelfinale gegen Spanien allerdings ging den Schweizern, die den Favoriten nach aufopferungsvoller Verlängerung erneut ins Elfmeterschießen gezwungen hatten, die Düse. Nur ein Elfer ging rein, auch Akanji verschoss.

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Gregor Kobel

Nachdem sich Schlussmann Jonas Omlin von HSC Montpellier beim Aufwärmen vor der Partie gegen Wales am Sprunggelenk verletzte, wurde die neue Nummer 1 von Borussia Dortmund nachnominiert. Gregor Kobel blieb aber ohne Einsatz.

Thomas Delaney

Dem frühen Schock über den Zusammenbruch des Teamkollegen Christian Eriksen auf dem Rasen folgte ein dänisches Märchen, wie es Hans Christian Andersen nicht schöner hätte schreiben können. Die skandinavischen Außenseiter qualifizierten sich mit gerade mal drei Punkten aus der Gruppenphase für die Endrunde. Das 4:1 gegen Russland reichte aus, um die Niederlagen gegen Finnland (0:1) und Belgien (1:2) zu kompensieren. Das war der Brustlöser. (Spätestens) Ab dem Achtelfinale spielten Thomas Delaney und Co. unbekümmert auf, fegten zunächst Wales mit 4:0 aus dem Wettbewerb. Im Viertelfinale dann setzten sie sich gegen starke Tschechen mit 2:1 durch. Hier brachte der Dortmunder Delaney seine Farben durch einen frühen Kopfballtreffer zum 1:0 auf Kurs. Auch im Halbfinale verkauften sich die Dänen teuer. Doch gegen England zog Delaney mit seinem Team letztlich in der Verlängerung nach einem umstrittenen Elfmeter zum 1:2 den Kürzeren. In allen sechs Partien erteilte ihm Nationalcoach Kasper Hjulmand das Mandat für die Startelf, wechselte ihn aber im weiteren Verlauf aus.

Pure Freude bei BVB-Akteur Thomas Delaney.

Pure Freude bei BVB-Akteur Thomas Delaney. © dpa

Raphael Guerreiro

Als Titelverteidiger ins Turnier gestartet, war für Raphael Guerreiro und Portugal bereits im Achtelfinale Endstation bei dieser EM. Der Dortmunder stand in allen Partien über die vollen 90 Minuten auf dem Platz, erlebte ein Auf und Ab der Gefühle. Zunächst gelang ihm ein prima Einstand, so steuerte der Linksverteidiger beim 3:0 gegen Ungarn selbst einen Treffer bei. Danach folgten eine 2:4-Pleite gegen Deutschland und ein 2:2-Remis gegen Frankreich. Als einer der besten Gruppendritten ging es für Guerreiro und Co. trotzdem ins Achtelfinale. Dort verabschiedete sich die Selecao dann mit 0:1 gegen Belgien.

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