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Hoffnungsschimmer EM: BVB-Sportdirektor Zorc hat klare Erwartungen an Meunier
Borussia Dortmund
BVB-Profi Thomas Meunier nutzt die Europameisterschaft und macht im Belgien-Trikot auf sich aufmerksam. Borussia Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc formuliert klare Erwartungen.
Die erste BVB-Saison von Thomas Meunier war fast durchweg eine zum Vergessen. Die Leistungen des Belgiers bei der Europameisterschaft sind aber ein Hoffnungsschimmer, auch für Borussia Dortmund. Seine Erwartungen für die neue Spielzeit hat Sportdirektor Michael Zorc dem Spieler klar kommuniziert.
BVB-Sportdirektor Zorc hat die Auftritte von Meunier bei der EM 2020 am Fernseher verfolgt
Am Fernseher in Dortmund hat Michael Zorc ermutigende Dinge von Thomas Meunier im belgischen Nationaltrikot gesehen. Im Auftaktspiel gegen Russland kam er nach 27 Minuten ins Spiel und nutzte seine Chance mit einem eigenen Treffer und einer Vorarbeit. Danach war er im Team und lieferte weiter gute Leistungen ab.
Es war vielleicht die Wende zum Guten. Denn Meunier ist eins der Sorgenkinder aus der vergangenen Saison. Ähnlich wie Julian Brandt blickt er auf eine Saison zum Vergessen zurück. Er war einer der wenigen, die nach dem Neu-Start unter Edin Terzic nicht die Kurve bekommen haben, so wie Jadon Sancho oder Gio Reyna, deren Leistungen um Weihnachten herum ebenfalls weit entfernt waren von dem, was man von ihnen erwarten könnte – die sich dann aber im Verlauf der Rückrunde deutlich steigern konnten.
Meuniers Leistungen blieben auf bescheidenem Niveau stecken, und nach dem 2:2 in Köln, ein Tiefpunkt für den 29-Jährigen, zog Terzic im März die Reißleine. Meunier war seinen Stammplatz los, der junge Mateu Morey und in der Endphase Routinier Lukasz Piszczek übernahmen seine Spielanteile. Meunier kam nur noch einmal über 90 Minuten zum Einsatz, saß in allen wichtigen Partien nur auf der Bank und musste die Saison gedanklich schon weit vor dem letzten gespielten Ball abhaken.
Thomas Meunier bekommt bei Borussia Dortmund eine weitere Chance
Genau das tat der Belgier – gemeinsam mit BVB-Sportdirektor Zorc. „Wir waren uns einig, jetzt die Reset-Taste zu drücken“, sagt der Manager in Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. Zorc, der Meunier im Herbst noch vehement gegen die da schon aufkeimende Kritik verteidigt hatte, musste im weiteren Saisonverlauf einsehen, dass sich die Verpflichtung nicht wie erhofft als Glücksgriff entpuppte. Noch nicht. Hofft man zumindest bei Borussia Dortmund, und in der Tat sollte Meunier zumindest eine weitere Chance auch verdient haben.
Das Gesamtpaket aus Erfahrung, auslaufendem Vertrag und Praxis auf allerhöchstem Niveau im Starensemble von Paris St. Germain erscheint auch ein Jahr nach der Verpflichtung von Thomas Meunier sehr attraktiv. Und die Spiele Belgiens bei der EM haben Zorc zumindest darin bestärkt, dass es gute Gründe gab, bei der Nachfolge-Suche für Achraf Hakimi beim schnellen Postboten aus Sainte-Ode hängen zu bleiben. „Er hat mir gut gefallen bei der EM“, beschreibt Zorc, „er hatte gute Vorstöße über die Seite und hat gute Flanken geschlagen.“ Nur das Spiel gegen Italien fiel etwas aus dieser Liste heraus, insgesamt aber hinterließ BVB-Rechtsverteidiger Meunier einen Eindruck, der Hoffnung macht für die kommende Saison in Dortmund.
Meunier kommt mit seiner Art beim BVB an
Die Integration des 29-Jährigen, so Zorc, sei abseits des Platzes rundherum gelungen. Meunier kommt an mit seiner lockeren, ehrlichen Art. Zorc gefällt auch, wie Meunier die erste Saison im schwarzgelben Trikot aufgearbeitet hat. „Er reflektiert seine Leistungen sehr selbstkritisch“, sagt der Sportdirektor. „Er ist ein Super-Typ, der aber vielleicht manchmal sogar zu viel nachdenkt.“
Das Gespräch mit Thomas Meunier hat Michael Zorc darin bestätigt, auf der rechten Seite nur mit einem vorsichtigen Auge nach möglichen Alternativen zu schauen. Zwar hat sich die Personalsituation durch die schwere Verletzung von Mateu Morey zugespitzt, weil sie mit dem Karriere-Ende von Lukasz Piszczek zusammentrifft. Gleich zwei Rechtsverteidiger fallen also aus dem Kader heraus. Doch BVB-Sportdirektor Zorc setzt auf Meunier und dessen kritische Aufarbeitung einer Spielzeit, in der sich viele gewundert – und manchmal auch gefragt haben, wer denn da wirklich im Trikot mit der Rückennummer 24 gesteckt hat.
Borussia Dortmund braucht einen Thomas Meunier in deutlich besserer Form
Auch wenn die Atmosphäre im Gespräch mit dem Belgier herzlich und unvoreingenommen war, so gab es die schonungslose Analyse auch vom Dortmunder Sportdirektor. Borussia Dortmund braucht einen Thomas Meunier in deutlich besserer Form, wenn man die hohen Ziele erreichen will. Und genau das vermittelte Zorc dem Belgier auch. „Ich habe ihm klar gemacht“, sagt Zorc, „dass wir eine deutliche Leistungssteigerung erwarten.“
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.
