Ungebrochener Ehrgeiz: Wie Axel Witsel auch beim BVB wichtig bleiben will

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Ungebrochener Ehrgeiz: Wie Axel Witsel auch beim BVB wichtig bleiben will

rnBorussia Dortmund

Axel Witsel hat bei der EM ein Comeback hingelegt, das auch die BVB-Bosse verblüfft. Nach überstandenem Achillessehnenriss will er sich nun Marco Rose empfehlen. Witsel hat ambitionierte Ziele.

Dortmund

, 08.07.2021, 06:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die erste Turnierwoche dieser paneuropäischen Europameisterschaft war gespielt, da stand in Tubize ein wichtiger Pressetermin auf dem Programm. Der kleine Ort unweit der belgischen Hauptstadt Brüssel beherbergte während der EM die Nationalmannschaft des Landes, die sich selbst die „Roten Teufel“ nennen, was in den vergangenen Jahren ganz gut passte. Denn das kleine Nachbarland Deutschlands hatte eine Ansammlung von großen Talenten hervorgebracht, die teuflisch gut Fußball spielen können und nun, bei der um ein Jahr verschobenen EM, nach dem Titel greifen wollten. Das Vorhaben scheiterte nach einem packenden Viertelfinale gegen Italien (1:2).

Witsels Comeback hat nicht nur beim BVB für Überraschung gesorgt

Zwei Mediziner aus dem Trainerstab hatten sich angekündigt, denn vor dem zweiten Gruppenspiel gegen Dänemark gab es wichtige Dinge zu verkünden. Geert Declercq und Lieven Maesschalk erklärten, dass eine Rückkehr des 32-jährigen Axel Witsel nach einem Achillessehnenriss im Januar nun medizinisch vertretbar sei. „Das Risiko ist nicht bei null, aber es ist ein kalkulierbares. Nach der Diskussion mit Trainer und Spieler denken wir, dass Axel spielen kann“, erläuterte Declerq.

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Und so kam es dann auch. Witsel, bei Borussia Dortmund unter Vertrag, wurde beim 2:1 gegen die Dänen 31 Minuten vor dem Ende eingewechselt, danach stand er in den drei noch folgenden Spielen jeweils 90 Minuten auf dem Platz. Nicht nur aus Dortmunder Sicht war sein Comeback fünf Monate nach einer der schwersten Fußball-Verletzungen überhaupt die große Überraschung.

Der BVB stand Witsels Comeback bei der EM zurückhaltend gegenüber

Als der belgische Verband im Mai Witsel nominierte, schien das vor allem aus psychologischen Gründen ein gelungener Schachzug zu sein. Witsel genießt einen enormen Stellenwert in seiner Heimat, bei den Fans, aber auch bei den Mitspielern. Ihn als moralische Stütze dabei zu haben und gleichzeitig mal zu schauen, wie er die Belastung überhaupt vertragen würde, das war ein logischer Gedankengang. Verbunden mit der klitzekleinen Resthoffnung, dass er es ja doch schaffen könne ins Team.

Wie groß bei Trainer Roberto Martinez der Optimismus in dieser Hinsicht war, ist nicht überliefert. Klar ist aber, dass Witsels Klub in Deutschland dem Plan sehr zurückhaltend gegenüberstand. Zu früh wieder anzufangen, birgt bei einem Achillessehnenriss die Gefahr einer erneuten Ruptur. Jeder, formulierte damals der designierte BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl, „hat sich sehr für Axel gefreut und wünscht ihm, dass es funktioniert.“ Dem belgischen Verband und Witsel selbst aber machte der BVB deutlich, dass sein Klub an erster Stelle stehen müsse. Kehl: „Wir planen für die kommende Saison fest mit Axel.“

Witsel steigt nach dem Urlaub ganz normal in die BVB-Vorbereitung ein

Witsel gewann den Wettlauf gegen die Zeit am Ende in beeindruckender Manier, im Turnierverlauf beeindruckte er immer mehr auch die Bosse bei Borussia Dortmund. „Dass er so schnell wieder auf die Beine gekommen ist, spricht für seinen Ehrgeiz und seine enorm professionelle Arbeit in der Reha“, sagt Michael Zorc im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. Dortmunds am Saisonende scheidender Sportdirektor stand in Kontakt zu einem seiner Schlüsselspieler in der Zentrale vor der Abwehr. Die Rückmeldung, die Zorc erhielt, war ausschließlich positiv. Witsel wird nach seinem Urlaub ganz normal in die Vorbereitung beim BVB einsteigen, das dürfte in der Woche der Fall sein, an deren Ende die Borussia ins Trainingslager nach Bad Ragaz reist.

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Mit dem Urlaubsende beginnt Witsels letztes Vertragsjahr in Dortmund. Anders als in vergleichbaren Fällen ist Eile bei diesem Thema nicht angebracht. Witsel hat im großen Exklusiv-Interview mit den Ruhr Nachrichten im Frühjahr betont, wie wohl er sich fühle beim BVB. Ob die Zeit endet, wenn der Vertrag ausläuft, sei völlig offen. Witsel ist dann 33, „zwei, drei Jahre, sagte er damals, „will ich auf jeden Fall noch spielen und natürlich möglichst erfolgreich sein.“

Witsel und BVB-Trainer Rose haben sich bislang nur am Telefon ausgetauscht

Mit welchem Ehrgeiz er seine schwierige Reha anging, das beeindruckte auch seinen neuen Trainer. Marco Rose und Axel Witsel haben sich bislang nur am Telefon ausgetauscht, er habe dem Belgier gesagt, wie „erstaunlich und bemerkenswert“ er es finde, wie Witsel sich „da herangekämpft hat“, erzählte Rose über das Gespräch.

Witsels ungebrochen großer Ehrgeiz lässt vermuten, dass es ihm auch gelingen könnte, die Konkurrenz in Dortmund weiter in Schach zu halten. Für den BVB ist das eine Top-Nachricht: Auch wenn Witsel nicht mehr der Schnellste ist, hat seine Ballsicherheit der Borussia doch oft aus der Bredouille geholfen. Das merkte man vor allem, als er in der Rückrunde fehlte.