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Exklusiv: Hier tritt Gregor Kobel seinen Dienst beim BVB an
Borussia Dortmund
Gregor Kobel legt beim BVB einen Frühstart hin. Nur zehn Tage nach dem EM-Aus mit der Schweiz nimmt der 23-Jährige seinen Dienst bei Borussia Dortmund auf. Er wird sein Spiel umstellen müssen.
Auf der harten Ersatzbank im Gazprom-Stadion von Zenit St. Petersburg sah Gregor Kobel vor knapp zwei Wochen, wie brutal ein Elfmeterschießen in einem K.o.-Spiel ablaufen kann. Die Schweiz verschoss im EM-Viertelfinale gegen Spanien gleich die ersten drei Elfmeter und musste den Traum vom Halbfinale begraben.
Gregor Kobel genießt beim BVB eine hohe Wertschätzung
Nur eine gute Woche Erholung gönnte sich der Schlussmann, ehe er die wohl beeindruckendste Erfahrung seiner noch jungen Karriere abhakte und mit der individuellen Vorbereitung auf die neue Saison begann. Am Montagmittag startete der Schweizer nun in das nächste Kapitel - gemeinsam mit seiner Freundin traf er um 12.35 Uhr am Trainingsgelände in Brackel ein. Leistungsdiagnostik beim BVB, das erste Training auf dem Rasen soll am Dienstag folgen.
Der Sprung zu Borussia Dortmund ist der größte in seiner bisherigen Karriere, wenn man mal außer Acht lässt, dass Gregor Kobel im Alter von nur 16 Jahren seine Heimat verließ, um in Deutschland Fußball zu spielen. Die Wertschätzung für den jungen Mann ist enorm. In Kobel glaubt der BVB einen Torhüter mit einem stimmigen Gesamtpaket zu bekommen, schon sehr weit für sein Alter, aber mit 23 natürlich auch noch entwicklungsfähig. Auch deshalb war man bereit, die in Corona-Zeiten durchaus happige Ablöse von 15 Millionen Euro zu investieren und sieht das Geld gut angelegt.
BVB-Neuzugang Kobel erlebt in Hoffenheim „phänomenale“ Jahre
Vor sieben Jahren wagt Kobel den Schritt nach Deutschland. Für zwei Jahre schließt er sich der U19 der TSG Hoffenheim an, die ihm einen spannenden Plan aufzeigt: Zwei Jahre lernen, dann der Sprung zu den Profis. In Zürich ist er nur einer von vielen, in Hoffenheim glaubt man an ihn. Kobel überlegt nicht lange und packt seine Koffer. Seitdem ist Deutschland seine sportliche Heimat.

Gregor Kobel und seine Freundin auf dem Weg zum BVB-Trainingsgelände. © Groeger
Die gut zwei Jahre bei der TSG Hoffenheim bezeichnet Gregor Kobel später als „phänomenal“. Er begibt sich unter die Fittiche von Michael Rechner, der im positiven Sinne als „Guru“ gilt. Ein detailversessener Torwart-Trainer, der Kobel fordert und fördert. U19-Trainer ist in dieser Zeit Julian Nagelsmann.
Kobel ist ein Garant für Stuttgarts Klassenerhalt
Der nimmt ihn mit zu den Profis, doch Nummer drei oder Nummer zwei zu sein, das reicht dem ehrgeizigen Schlussmann irgendwann nicht mehr. Im Winter 2018 folgt die Leihe zum FC Augsburg, bei dem er im Abstiegskampf seinen Mann steht. Im Sommer 2019 die Leihe zum damaligen Zweitligisten VfB Stuttgart, mit dem er als Rückhalt und Stammkeeper in die Bundesliga aufsteigt und dort in der vergangenen Saison ein Garant für den Klassenerhalt ist. Längst ist er zu diesem Zeitpunkt auch Borussia Dortmund aufgefallen.
Kobel hat den Traum vom Profifußball mit der Zielstrebigkeit verfolgt, die es wohl braucht, wenn man es bis nach ganz oben schaffen will. Sie ist eine seiner hervorstechendsten Charaktereigenschaften. U-Torwarttrainer Rechner, quasi ein Ziehvater, nennt Kobel einen „kompletten Torhüter“, der über eine gute Raumverteidigung und Spieleröffnung verfüge und auch im Eins-gegen-Eins stark sei. Mit seinen 1,94 Metern verfügt er dazu über die perfekte Größe für einen Schlussmann.
Kobel wird sein Spiel bei Borussia Dortmund umstellen müssen
Als er auch in Stuttgart überzeugt, sagt Gregor Kobel einen Satz, der viel aussagt über seinen großen Ehrgeiz. Er wolle in zwei Jahren Goalie der Nationalmannschaft sein. Alle U-Mannschaften der Schweiz hat er durchlaufen, eigentlich aber will A-Trainer Vladimir Petkovic dennoch bei der jetzt beendeten EM auf ihn verzichten. Die Begründung ist durchaus kurios: Kobel sei extrem ehrgeizig, sagt Petkovic, er wolle im Camp aber keine Unruhe haben. Als sich in der EM-Vorbereitung die Nummer zwei Jonas Omlin verletzt, reist Kobel dann doch noch zur „Nati“.
Kobel scheint darauf vorbereitet zu sein, was ihn in Dortmund erwartet. Er wird sein Spiel umstellen müssen, weil der BVB deutlich öfter den Ball hat und höher steht, als er das aus Stuttgart gewohnt war. Die größte Umstellung aber wird sicher im Kopf stattfinden: In Dortmund steht der 23-Jährige deutlich stärker im medialen Fokus, die Bühne ist eine ganz andere. Er wird in der Champions League spielen und irgendwann auch mit 24.500 Zuschauern auf der Südtribüne im Rücken, die ihn enorm pushen können, deren Murren aber auch viel deutlicher in den Ohren brummt, wenn es mal nicht laufen sollte.
Roman Bürki wird für den BVB wohl kein Spiel mehr absolvieren
Da Kobel nur eine kurze Pause hinter sich hat, sollte er sehr schnell im Training auch an die volle Belastungsgrenze gehen können. Gut möglich, dass der neue Mann dann schon am kommenden Samstag beim „Cup der Traditionen“ erstmals im Tor seiner neuen Mannschaft stehen wird, wenn der BVB in dem Kurzturnier auf den VfL Bochum und den MSV Duisburg trifft.
Denn auch wenn er aktuell noch im Kader der Borussia steht, wird man Roman Bürki wohl nicht mehr in einem BVB-Spiel erleben. Nach Informationen der Ruhr Nachrichten möchte der Klub das Verletzungsrisiko bei Bürki so gering wie möglich halten, um einen potenziellen Transfer nicht zu gefährden.
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.

Premium-Jahrgang 1981. Besetzte im Mittelfeld von Rot-Weiß Unna die Acht, bevor die Position überhaupt erfunden wurde. Studium der Germanistik und Politikwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum, anschließend ablösefreier Wechsel zu Lensing Media. Im BVB-Team polyvalent einsetzbar.
