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BVB-Abwehrchef Hummels überzeugt im DFB-Trikot - Zukunft bleibt offen
Europameisterschaft
Die DFB-Rückkehr von Mats Hummels endet mit einer bitteren Enttäuschung. Der BVB-Abwehrchef überzeugt als einer der wenigen deutschen Spieler, seine Nationalmannschafts-Zukunft bleibt aber offen.
Nach der späten Landung in Nürnberg war es Mats Hummels auf der anschließenden Busfahrt zurück ins deutsche Camp in Herzogenaurach ein Bedürfnis, seinen Gedanken und Empfindungen freien Lauf zu lassen. Dafür nutzen (nicht nur) Fußballprofis gern die sozialen Medien, Hummels hat zum Beispiel bei Instagram 3,3 Millionen Follower.
Hummels darf der EM erhobenen Hauptes den Rücken kehren
Die erfuhren kurz vor Mitternacht, dass der BVB-Abwehrchef das Ausscheiden „immer noch nicht wahrhaben“ wollte. „Die Enttäuschung ist riesengroß“, schrieb der 32-Jährige, „am Ende haben wir nur eins von vier Spielen gewonnen und fahren dann irgendwie auch verdient nach Hause.“ Dem stünde gegenüber, so Hummels, „wie viel wir investiert haben in den vergangenen Wochen, jeder einzelne, und als Gruppe.“ Es habe ihm unendlich viel Spaß gemacht, wieder bei der Nationalmannschaft dabei gewesen zu sein. Hummels‘ Fazit: „Wir hatten alles, was es braucht, um dieses Turnier zu gewinnen.“
Darüber lässt sich sicherlich diskutieren, unstrittig in jedem Fall ist, dass Hummels einer der Spieler sein darf, die erhobenen Hauptes dieser EM den Rücken kehren. In einem Turnier, das für ihn persönlich denkbar schlecht begann mit einem spielentscheidenden Eigentor gegen Frankreich, brachte Hummels überwiegend seine Leistung. Die Rückholaktion des nun scheidenden Bundestrainers erfüllte die Erwartungen.
Hummels will im Urlaub seine Gedanken ordnen - auch zu seiner DFB-Zukunft
Drei Wochen Urlaub schließen sich für den Dortmunder nun an. Zeit, in der er seine Gedanken ordnen wolle, formulierte Hummels nach dem 0:2 gegen die Engländer. In seinem konkreten Fall heißt das auch, dass sich Hummels entscheiden muss, ob die Rückkehr ins DFB-Team nach zweieinhalbjähriger erzwungener Auszeit mit dem Ausscheiden aus der Europameisterschaft auch schon wieder ein Ende findet – oder ob Hummels seine DFB-Karriere fortsetzen wird.
Das wird von mehreren Faktoren abhängen, nicht nur von seinem persönlichen Empfinden. Hummels wird aber natürlich zuallererst für sich entscheiden, er wird in seinen Körper hineinhorchen. Er weiß einzuschätzen, wie viel an zusätzlicher Belastung mit den Reisen zur Nationalmannschaft einhergeht. Allein im Kalenderjahr 2021 stehen noch sieben Länderspiele auf dem Programm.
Der neue Bundestrainer Flick kommt an Hummels kaum vorbei
Hummels wird dazu mit Löw-Nachfolger Hansi Flick in den Austausch treten. Flick steht vor einer Herkulesaufgabe, er muss in Rekordzeit einen längst überfälligen Umbruch einleiten und eine Mannschaft zusammenstellen und entwickeln, die bei der Heim-EM 2024 titelfähig ist - und die schon in 18 Monaten bei der Weltmeisterschaft in Katar zumindest eine Weiterentwicklung erkennen lässt. Die Frage, die Flick beantworten muss, lautet: Soll der Dortmunder Hummels ein wichtiger Eckpfeiler dieses Prozesses sein?
Spätestens mit der Abreise nach Bad Ragaz am 23. Juli wird Mats Hummels seinen Dienst bei Borussia Dortmund wieder aufnehmen, er geht dann in sein letztes Vertragsjahr mit der Spieleroption auf eine weitere Saison. Der Manndecker hat bereits angekündigt, dass er zumindest mit diesen beiden Spielzeiten noch fest plant – und bringt Hummels seine Leistung wie in den vergangenen beiden Jahren nach seiner Rückkehr aus München, kommt Flick eigentlich an ihm nicht vorbei. Auf ähnlichem Niveau agieren aktuell allenfalls Mathias Ginter und Antonio Rüdiger. Niklas Süle kämpft zu oft mit gesundheitlichen Problemen, aus der noch jüngeren Generation erreicht bislang keiner der vom ehemaligen Bundestrainer Joachim Löw getesteten Kandidaten das notwendige Niveau.
Hummels mit mehr als 50 Spielen in dieser Saison stark belastet
Vor allem die zu erwartende hohe Belastung ist ein Punkt, den Mats Hummels allerdings genau betrachten wird. In der abgelaufenen Saison stand er in 48 der 51 Pflichtspiele auf dem Platz. Bei der EM schlossen sich vier weitere Spiele an. Damit leistete Hummels die meisten Pflichtspielminuten aller BVB-Profis ab.
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.
