
Roman Bürki erlebte sieben BVB-Jahre mit Höhen und Tiefen. © imago / osnapix
„Ein großes Kapitel meiner Karriere“: Bürki erlebt berührenden BVB-Abschied
Borussia Dortmund
Für BVB-Torhüter Roman Bürki endet „ein großes Kapitel meiner Karriere“. Nach schwierigen Monaten steht der Schweizer noch einmal für 90 Minuten auf dem Rasen. Bald beginnt ein neues Abenteuer.
Viele Fans im Stadion hatten es schon bei Twitter, Instagram oder Facebook gesehen. Aber eben nicht alle. Und so ging doch ein kurzes Raunen durch den Signal Iduna Park, als plötzlich der Song „Black and Yellow“ von Whiz Khalifa aus den Stadionboxen dröhnte. Das bedeutete tatsächlich: Roman Bürki würde noch ein letztes Mal für Schwarzgelb zwischen den Pfosten stehen. Bald beginnt für ihn ein neues Abenteuer.
Bürki feiert sein BVB-Comeback nach einem Jahr ohne Einsatz
Marco Rose hatte unter der Woche noch ein großes Geheimnis daraus gemacht, ob er dem Schweizer wirklich diesen Abschied bereiten würde. „Es wird keine Geschenke oder irgendetwas geben“, sagte der BVB-Trainer auf der Pressekonferenz am Donnerstag auf die Frage, ob Bürki ein paar Minuten bekommen oder vielleicht sogar von Anfang an auf dem Feld stehen würde. Er fügte aber auch gleich hinzu: „Roman ist ein Torwart, auf den man sich immer verlassen kann. Natürlich können wir ihn auch gegen Hertha ins Tor stellen.“

Am Sonntag verabschiedete sich Roman Bürki von den BVB-Mitarbeitern in Brackel. © Groeger
Rose wolle sich allerdings nicht in die Karten schauen lassen. Dabei war intern zu diesem Zeitpunkt schon längst klar: Roman Bürki wird nach fast exakt einem Jahr ohne Spiel ins Tor zurückkehren. „Wir hatten den Gedanken an ein letztes Spiel schon länger im Kopf“, verriet der zukünftige Sportdirektor Sebastian Kehl am Sonntag im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. „Das war für ihn ein schöner und wertschätzender Abschluss seiner Zeit beim BVB. Wir wünschen Roman alles Gute!“
Sieben Jahre beim BVB: Roman Bürki absolviert 233 Pflichtspiele
Verdient hatte es der Schlussmann allemal. Vor sieben Jahren war er vom SC Freiburg ins Ruhrgebiet gewechselt, bestritt insgesamt 233 Partien für Borussia Dortmund, war vier Jahre lang die (nicht immer unumstrittene) Nummer eins beim BVB - bis es in der vergangenen Saison unerwartet zur Wachablösung kam. Erst übernahm Marwin Hitz Bürkis Posten, im Sommer 2021 überwies der Klub für Gregor Kobel 15 Millionen Euro an den VfB Stuttgart. „Ich kam aus dem Urlaub zurück und war nicht mehr die Nummer 1, sondern die Nummer 38. Natürlich habe ich mich da erst einmal gefragt: Was ist denn jetzt los?“, schilderte Bürki die rasante Entwicklung vom Stammtorhüter zur Nummer drei im Interview mit den Ruhr Nachrichten.
Seit dem 34. Spieltag der vergangenen Saison stand Bürki nicht mehr im Tor der Borussia. In keinem Freundschaftsspiel, in keinem Pflichtspiel. Die meiste Zeit stand er nicht einmal im Kader. Trainiert habe er dennoch immer vorbildlich, sowohl Trainer als auch die Verantwortlichen des BVB attestierten dem 31-Jährigen höchste Professionalität in allen Bereichen. „Ich habe alles gegeben, aber das hat zu keiner echten Chance geführt.“ Trotzdem hatte Bürki immer die Hoffnung: „Vielleicht gibt es zum Ende der Saison ein paar Minuten als würdiges Geschenk.“
BVB-Torhüter Roman Bürki stehen die Tränen in den Augen
Es wurden letztlich sogar 90 gegen die Hertha aus Berlin. Bürki erlebte einen entspannten Nachmittag. Bis auf diese eine Szene in der 16. Minute, als Ishak Belfodil vom Punkt gegen ihn antrat. „Ich hätte mir gewünscht, dass ich noch einen Elfmeter halte in der Bundesliga“, sagte der ehemalige Schweizer Nationalkeeper nach dem 2:1-Sieg. Er ahnte die Ecke, aber es fehlten Zentimeter. Damit blieb Bürki auch im 23. Elfmeter-Duell seiner Bundesliga-Karriere nur zweiter Sieger.

Ishak Belfodil (r.) traf gegen Roman Bürki per Elfmeter zur Berliner Führung in Dortmund. © imago / Matthias Koch
Trüben konnte das seine Stimmung aber nicht. Schon beim Aufwärmen klopfte sich der Torhüter immer wieder auf das BVB-Wappen, wenig später stand er mit Tränen in den Augen vor der Südtribüne. Mit Sprechchören verabschiedeten die Fans den Keeper. „Ein großes Kapitel meiner Karriere geht zu Ende. So verabschiedet zu werden, ist das Tüpfelchen auf dem i. Es ist unglaublich, was die Fans emotional nochmals rausholen“, meinte er später.
BVB-Torhüter Roman Bürki freut sich auf das Abenteuer in den USA
Das neue Kapitel für Bürki heißt nun St. Louis City SC. „Ich gehe am 1. Juni rüber“, sagte der Schweizer am Sonntag im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. Bis er in der Major League Soccer auflaufen wird, wird es aber noch ein wenig dauern. „Ich werde zunächst in der zweiten Mannschaft von St. Louis spielen.“ Dabei handelt es sich allerdings nicht um eine sportliche Entscheidung, sein neuer Klub wird erst im Jahr 2023 der MLS beitreten. „Ich freue mich auf dieses Abenteuer.“
Da seit Samstagmittag offiziell feststeht, dass auch Marwin Hitz noch einmal ein neues Abenteuer sucht (nach Informationen der Ruhr Nachrichten zieht es in in seine Heimat zum FC Basel), gibt es plötzlich bei Borussia Dortmund akuten Handlungsbedarf auf der Torwartposition. „Wir werden uns nun Gedanken machen, wie wir mit dem kurzfristigen Abschied von Marvin umgehen“, erklärte Sebastian Kehl gegenüber der Ruhr Nachrichten. „Wir werden sicher noch etwas machen wollen.“ Machen müssen.
Wer wird beim BVB die neue Nummer zwei hinter Gregor Kobel?
Denn der einzig verbliebene Torhüter im Profi-Kader ist Gregor Kobel. Luca Unbehaun traut man die Rolle des Ersatzmannes hinter dem Schweizer nicht zwingend zu, er ist weiterhin für die U23 vorgesehen. Und wie es mit dem bereits verkündeten Neuzugang Marcel Lotka weitergehen wird, wird sich in Kürze klären. Eigentlich sollte der 20-Jährige im Sommer von Hertha zum BVB II wechseln. Nachdem er in Berlin aber überraschend Bundesligaluft schnuppern konnte und auch am Samstag im Tor stand, würde er nun gerne dort bleiben.
Jahrgang 1991, tritt seitdem er Vier ist selbst gegen den Ball, hat mit 14 das erste Mal darüber berichtet, wenn es andere tun. Wollte seitdem nichts anderes machen und hat nach Studium und ein paar Jahren Lokaljournalismus seine Leidenschaft zum Beruf gemacht: Seit 2021 BVB-Reporter.
