Die Verantwortlichen waren sich einig: Als Borussia Dortmund vor einem halben Jahr zu einer Siegesserie ansetzte, zehn Spiele hintereinander gewann und in der Rückrunde der Bundesliga eine starke Aufholjagd fast mit der Deutschen Meisterschaft gekrönt hätte, lag einer der Schlüssel für die Verbesserungen im verschärften Konkurrenzkampf.
BVB-Verletzungspech schlägt wieder zu
Nach einer durchwachsenen ersten Saisonphase mit vielen verletzungsbedingten Ausfällen stand die nominelle Qualität des Kaders endlich auch real gemeinsam auf dem Rasen. Der interne Druck, in jeder Trainingseinheit gute Leistungen zu zeigen, stieg. „Wir sind glücklich darüber, dass wir schwere und harte Entscheidungen treffen müssen“, das betonte Trainer Edin Terzic häufiger. Gerne würde er das im Rahmen der USA-Reise wiederholen. Doch das pünktlich zur heißen Vorbereitungsphase zurückgekehrte Verletzungspech macht dem BVB einen Strich durch die Rechnung.
Neun Spieler fehlen derzeit, darunter potenzielle Stammspieler wie Gregor Kobel, Nico Schlotterbeck, Felix Nmecha oder Giovanni Reyna, dazu Jamie Bynoe-Gittens und Julien Duranville, außerdem noch Thomas Meunier, Mateu Morey und Soumaila Coulibaly. Hätte Terzic nicht acht Spieler aus der U23 und der U19 in den Vorbereitungskader hinzugezogen, wäre in den USA schon ein geordneter Trainingsbetrieb ein Problem. Statt von den Positionsrivalen gereizt zu werden, stellt sich Borussia Dortmunds Startelf für den nahenden Ernstfall im DFB-Pokal bei Schott Mainz (12. August, 15.30 Uhr) und in der Bundesliga gegen den 1. FC Köln (19. August, 18.30 Uhr) fast von selbst auf.
Kaum BVB-Konkurrenzkampf möglich
Auf der einen Seite steht Terzics Idealbild vom Reißbrett, „dass wir uns gegenseitig herausfordern im Training. Es darf bei uns einfach nicht egal sein, ob man ein Trainingsspiel gewinnt oder verliert.“ Fakt ist, dass auf den meisten Positionen mindestens für die nächsten Wochen klar sein dürfte, welche Spieler den Vorzug erhalten. Das darf nicht zu Nachlässigkeiten führen. „Wenn wir unseren Kader insgesamt anschauen, sind wir sicher nicht zu klein aufgestellt. Wir haben viele Optionen in verschiedenen Bereichen unseres Spiels“, betonte Sportdirektor Sebastian Kehl zu Beginn der USA-Reise „Der Trainer hat auch die Möglichkeit, taktisch und auf unterschiedliche Gegner zu reagieren.“
Diese Einschätzung trifft zu, wenn der Trainingsplatz voll ist – aber nicht, wenn ein halbes Dutzend Spieler fehlt. So steht es im positionsbezogenen Hierarchie-Rennen:
BVB-Tor:
Gregor Kobel ist und bleibt Borussia Dortmunds Nummer eins. Er soll auf und neben dem Platz eine Führungsrolle übernehmen. Sein Vertreter Alexander Meyer ist eine verlässliche Aushilfe und könnte zum Saisonstart zwischen die Pfosten rücken, falls Kobel aufgrund seines Muskelfaserrisses doch länger als die prognostizierten sieben bis zehn Tage fehlen sollte.
BVB-Innenverteidigung:
Zementierte Verhältnisse gelten vorerst auch weiterhin für das Innenverteidiger-Pärchen, das seit dem Frühjahr kontinuierlich Mats Hummels und Niklas Süle gebildet haben. Glück im Unglück: Nico Schlotterbeck muss aufgrund einer Knieprellung nur kurzzeitig pausieren. Einen weiteren zentralen Abwehrmann mit internationaler Klasse sucht man im Kader vergeblich, Antonios Papadopoulos bleibt nicht mehr als eine Ergänzung, Soumaila Coulibaly nicht einmal das. Es ist klar, wer spielt.
BVB-Außenverteidigung:
Nominell und qualitativ gehört Borussia Dortmunds Besetzung auf den Außenbahnen nicht zum obersten Regal. Neuzugang Ramy Bensebaini kann auf der linken Seite eine gute Rolle spielen, kämpft dort gegen Winter-Neuzugang Julian Ryerson, der wiederum rechts dem formschwachen Marius Wolf den Posten streitig machen könnte. Ein weiterer Außenverteidiger könnte noch dazustoßen. Thomas Meunier und Mateu Morey hängen hinterher. Guille Bueno ist ein Außenseiter-Tipp.
Defensives BVB-Mittelfeld:
Eindeutig sieht es im defensiven Mittelfeld aus. Der neue Kapitän Emre Can ist unangefochtener Stammspieler, Salih Özcan fehlt ein gutes Stück fußballerischer Klasse, um den Platzhirschen anzugreifen.
Zentrales BVB-Mittelfeld:
Trotz des Abgangs von Jude Bellingham gehört die Zentrale zu den bestbesetzten Mannschaftsteilen. Nach den bisherigen Eindrücken der USA-Reise könnten Julian Brandt und Marcel Sabitzer das Achter/Zehner-Pärchen bilden. Marco Reus und Felix Nmecha heißen ihre Herausforderer. Giovanni Reyna muss erst einmal fit werden. U23-Antreiber Ole Pohlmann darf auf Kader-Nominierungen hoffen.

BVB-Außenstürmer:
Quantitativ hat der BVB auch auf den Flügeln ein reich gefülltes Reservoir. An Donyell Malen, beim 3:2 im Test gegen Manchester United doppelt erfolgreich, sowie Karim Adeyemi führt allerdings kaum ein Weg vorbei. In Jamie Bynoe-Gittens und Julien Duranville befinden sich zwei Alternativen im Aufbautraining oder in der Reha, auf Thorgan Hazard hält man keine großen Stücke. Eigengewächs Samuel Bamba hinterlässt einen guten Eindruck, bis zum Toplevel auf Bundesliga-Ebene fehlt aber noch ein gutes Stück.
BVB-Mittelstürmer:
Sebastien Haller, der künftig auch zum Mannschaftsrat gehört, besitzt ein signifikant größeres Leistungsvermögen als Youssoufa Moukoko. Der Youngster muss sich Teilzeit-Chancen erarbeiten. Paul Besong ist für die Drittliga-Mannschaft eingeplant.
Die aktuell wahrscheinlichste BVB-Startelf:
Kobel – Ryerson, Süle, Hummels, Bensebaini – Can – Sabitzer, Brandt – Adeyemi, Haller, Malen
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