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Das sind die Gewinner und Verlierer unter BVB-Trainer Marco Rose
Borussia Dortmund
Drei Monate Marco Rose beim BVB. Etliche Spieler hat der neue Trainer wieder in die Spur gebracht. Es gibt aber auch einige, die nach dem Neustart hinten dran sind. Unsere Gewinner und Verlierer nach dem ersten Saisonviertel.
Eine arg zerstückelte Vorbereitung, viele verletzungsbedingte Ausfälle, dennoch befindet sich der BVB nach dem Trainerwechsel zu Rose voll im Plan. Vom neuen Kurs profitierten gleich einige Spieler, die zu unseren Gewinnern zählen.
Die Gewinner unter BVB-Coach Marco Rose:
Thomas Meunier: Die Hoffnung war groß, dass Meunier sich nach seinem unbefriedigenden ersten Jahr fangen würde. Der Belgier hat vor allem seine offensiven Qualitäten deutlich öfter gezeigt als in der Vorsaison, in vielen Einzelgesprächen hat ihm Rose Selbstvertrauen eingeimpft, den Rest holte er sich selbst über Erfolge im Spiel. Drei Torvorlagen in sieben Pflichtspielen, das kann sich sehen lassen und gibt Anlass zu Optimismus. Passspiel, Konzentration bei der Ballannahme und in einigen Situationen auch das Defensivverhalten sind Dinge, an denen Meunier weiter arbeiten muss.
Gregor Kobel: Die neue Nummer eins hat sofort gezündet. Kobels Stärke mit dem Ball am Fuß, seine Reflexe und seine klaren Kommandos und Ansprachen an die Mitspieler haben das Torwartspiel beim BVB auf ein neues Niveau gehoben. Über die Notwendigkeit der Verpflichtung wird nicht mehr diskutiert, Lizenzspieler-Leiter Sebastian Kehl, der diesen Transfer maßgeblich voranschob, darf sich bestätigt fühlen. Kobel ist bislang frei von Patzern geblieben, seine Ruhe und Sicherheit strahlen auch auf die Vorderleute aus. Dass es erst zu zwei gegentorlosen Spielen reichte, ist ihm kaum anzulasten.
Jude Bellingham: Der 18-Jährige hat sich zum Schlüsselspieler im Dortmunder Mittelfeld entwickelt, unter Rose hat sein Spiel noch einmal ein deutlich höheres Niveau erreicht. Der Engländer zahlt das Vertrauen zurück, ist nicht mehr wegzudenken aus der Dortmunder Elf. Rose hat ein väterliches Auge auf Bellingham, in den kommenden Wochen gilt es auch, ihn nicht zu verheizen und mit dosierten Pausen bei größtmöglicher Frische zu halten.
Marius Wolf: Die große Überraschung in dieser Liste. Wolf wäre kein Dortmunder mehr, wenn sich im Sommer ein Abnehmer gefunden hätte, sein Verbleib hat Rose in den ersten Saisonwochen allerdings eine willkommene zusätzliche Option beschert. Sicherlich ein Profiteur des großen Verletzungspechs, aber Wolf hängt sich rein, gibt nie auf und liefert von der Bank nach Einwechslungen sofort wertvolle Impulse. Damit verdiente er sich am Wochenende auch sein erstes Startelf-Mandat. Schon acht Pflichtspiele zu diesem Zeitpunkt – damit hätte er wohl selbst nicht gerechnet.
Manuel Akanji: Rose erkor den Schweizer in Abwesenheit von Mats Hummels zum Abwehrchef. Startete mit nur einer Woche Vorbereitung in die Saison und stand in allen (!) elf bisherigen Pflichtspielen über die volle Distanz auf dem Platz. Akanji bestätigte seine starken Leistungen bei der EM auch im Verein. Hat sein Aufbauspiel deutlich verbessert, riskiert die von Rose geforderten Vertikalpässe nun deutlich öfter und mit höherer Präzision. Für Rose ein Anker in der Abwehr, auch neben Hummels.

Vor allem die Werte von BVB-Verteidiger Manuel Akanji können sich sehen lassen. Mo Dahoud ist ein wichtiger Faktor, schießt aber manchmal übers Ziel hinaus. © deltatre
Mahmoud Dahoud: Seine Aggressivität tut dem Dortmunder Spiel gut. Das hat auch Marco Rose erkannt, der Mahmoud Dahoud immer wieder das Vertrauen im Mittelfeld schenkt. Manchmal schießt der BVB-Profi zwar übers Ziel hinaus – wie auch seine Gelb-Rote Karte gegen Borussia Mönchengladbach zeigt. Seine Risikobereitschaft aber gibt oftmals den nötigen Impuls nach vorne und auch gegen den Ball hat sich der Deutsch-Syrer gemausert.
Nicht alle Spieler aber haben vom Trainerwechsel profitiert. Ein BVB-Trio muss zu den Verlierern der bisherigen Saison gezählt werden.
Die Verlierer unter BVB-Coach Marco Rose:
Felix Passlack: Der 23-Jährige gehörte in den ersten Pflichtspielen sogar zum Stammpersonal, startete im Pokal in Wiesbaden ebenso wie beim Bundesliga-Auftakt gegen Frankfurt. Nach Meuniers Rückkehr ins Team aber außen vor. Der Kurzeinsatz gegen die TSG Hoffenheim Ende August war sein bislang letzter Auftritt, seither nur Bankdrücker. Passlack kann auf beiden Abwehrseiten eingesetzt werden, rechts hat ihm Wolf den Rang abgelaufen, links ist Nico Schulz erster Ersatz für Raphael Guerreiro. Ein unbefriedigender Verlauf für das Eigengewächs, die Situation kann sich allerdings schnell ändern, wenn ein Positionskonkurrent ausfallen sollte.
Reinier: Highlights erlebt der talentierte Brasilianer zumeist in anderen Trikots, wie zuletzt bei den Olympischen Spielen. Da holte er mit der brasilianischen Mannschaft Gold und kam in fünf der sechs Partien zum Einsatz, wenn auch nicht als Stammspieler. Für sein zweites BVB-Jahr hätte das eine Anschub-Motivation sein müssen, doch in der bisherigen Saison setzt sich fort, was schon das erste Jahr der Real-Leihgabe ausmachte: Es reicht weiter nur zu Kurzeinsätzen. Vier Partien stehen beim 19-Jährigen zu Buche, in keiner stand er länger als 18 Minuten auf dem Platz. Das ist unbefriedigend für beide Seiten.
Roman Bürki: Degradiert zur Nummer drei, mehrere Versuche, einen neuen Arbeitgeber zu finden, scheiterten – Bürki bekommt die Schattenseiten des Profi-Geschäfts aktuell knallhart zu spüren. Umso bemerkenswerter, dass er sich nie hängen lässt. Sein Arbeitseifer ist ungebrochen hoch, seine Einstellung weiter professionell. Dafür erntet er intern großes Lob. Dennoch wird der Schweizer die Winter-Transferperiode herbeisehnen – in der Hoffnung, seiner Karriere dann an einem neuen Standort neuen Schwung geben zu können.
Dirk Krampe, Jahrgang 1965, war als Außenverteidiger ähnlich schnell wie Achraf Hakimi. Leider kamen seine Flanken nicht annähernd so präzise. Heute nicht mehr persönlich am Ball, dafür viel mit dem Crossbike unterwegs. Schreibt seit 1991 für Lensing Media, seit 2008 über Borussia Dortmund.
