Aufwärtstrend bei BVB-Profi Meunier: Wieso das Rose-System zu ihm passt

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Aufwärtstrend bei BVB-Profi Meunier: Wieso das Rose-System zu ihm passt

rnBorussia Dortmund

BVB-Profi Thomas Meunier zeigt in seinem zweiten Jahr bei Borussia Dortmund endlich seine Vorzüge. Die Spielweise hilft ihm, zur Power kommt Präzision – und noch mehr?

Dortmund

, 21.09.2021, 17:56 Uhr / Lesedauer: 3 min

Mit seinen 1,91 Metern gehört Thomas Meunier (30) zu den längsten Spielern im BVB-Kader. Viel Platz für ehrliche Haut: „Ich bin nicht super talentiert, aber ich arbeite hart“, sagt der Belgier über sich. Er weiß um seine Schwächen, er kennt seine Stärken. Nach 14 schwierigen, auch enttäuschenden ersten Monaten im schwarzgelben Trikot ruft der Rechtsverteidiger mehr und mehr sein Potenzial ab. Sein Trainer Marco Rose schwärmt: „Thomas macht im Moment richtig Spaß, weil er in Form kommt, ins Rollen.“

Thomas Meunier macht beim BVB die meisten Kilometer

Er hätte auch sagen können: Meunier kommt ins Rennen. Regelmäßig spult er die meisten Kilometer ab in seiner Mannschaft, in den jüngsten drei Bundesliga-Spielen jeweils knapp zwölf Kilometer. Auch bei den intensiven Läufen liegt er vorne. Auf der Außenbahn rauf und runter, da wird Meunier munter. „Ich kann nonstop rennen, für Stunden. Auch 13 Kilometer pro Spiel sind kein Problem“, sagt er. Zu seinem und Borussia Dortmunds Vorteil setzt er (Spitzname: Maschine) seine exzellente Physis immer gewinnbringender ein.

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Drei Torvorlagen, durchschnittlich zwei Flanken pro Spiel, entscheidende Pässe – im Vorwärtsgang fühlt sich Meunier wohl. Roses Spielsystem, in dem nicht die Flügelstürmer, sondern die Außenverteidiger ausgesprochen hoch im Feld stehen und dort die Breite besetzen, kommt ihm entgegen. Mit etwas mehr Platz kann er seine Dynamik besser ausspielen, technische Mängel kommen weniger zum Tragen. Ab die Post beim früheren Postboten? „Ich sehe mich als Offensivspieler, kreativ“, betont er. Davon bekommen die BVB-Fans einen immer besseren Eindruck. Zwei perfekte Flanken auf Erling Haaland, die zu Toren führten, ein direkter Assist für Jude Bellingham in Istanbul und immer öfter diese Antritte.

BVB-Profi Meunier bleibt selbstkritisch: „Das Tor geht auf mich“

Mal dribbelt er mit dem Ball am Fuß auf den Gegenspieler zu, manchmal sogar an ihm vorbei. Oder er sieht den weiten Raum vor sich, prescht nach vorne und wartet nur auf die Spielverlagerung aus dem mit den feinfüßigeren Kollegen überfüllten Zentrum. Seine Power ergänzt er zunehmend mit Präzision in seinen Zuspielen. Die Passquote von nur knapp 80 Prozent muss zwar besser werden, aber er wird gesucht und gefunden: Gegen Union Berlin war nur Raphael Guerreiro (109 Ballkontakte), der als kleiner Techniker mit feiner Klinge auch sonst das Pendant darstellt, häufiger ins Spiel eingebunden als der eher Keulen schwingende Meunier (94).

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Dass ihm dann ausgerechnet im Kopfballspiel, mit durchschnittlich zwei gewonnenen Duellen pro Partie eine seiner Domänen, ein fataler Fehler unterlaufen ist, verschwieg der 52-fache Nationalspieler nicht, Stichwort ehrliche Haut: „Das zweite Tor nach der Ecke geht auf mich.“

Meunier will die vergangene Saison beim BVB vergessen machen

In diesem Fall hatte die Selbstanzeige ihre Berechtigung. Zuvor stellte sich Meunier in Dortmund mit hohen Ansprüchen selbst Hürden in den Weg. Weil er sich mit seinem kritischen Kopf manchmal im Weg stand, gehörte dann ein verkrampftes „stets bemüht“ zu den wenig schmeichelhaften Attributen seiner Arbeit. Damit soll Schluss sein. „Er will die vergangene Saison vergessen machen“, berichtete Rose aus den Zwiegesprächen. „Er weiß, dass er besser ist als das, was er letztes Jahr zeigen konnte.“

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Meunier ist auf einem guten Weg. Unerzwungene Fehler oder verlorene Zweikämpfe in der Defensive schleichen sich weiter in sein Tun ein, aber er bekommt „inhaltlich und fußballerisch immer mehr Stabilität in sein Spiel“, wie Rose betont, der schlicht ergänzt: „Gefällt mir gut, was er macht.“

BVB-Trainer Marco Rose mit Luftküsschen für Thomas Meunier

Beim Berlin-Spiel gab es prompt ein Luftküsschen für den Malocher, als der aus seinem rechten Fuß eine perfekt getimte Vorlage herausgeschüttelt hatte. Im Internet kursiert ja auch ein Video-Schnipsel mit einer boshaften Zusammenstellung vieler misslungener Flanken. Nun liefert Meunier die ersten Sequenzen für ein gegenteiliges Filmchen. Es sollen weitere folgen, von ihm und der Mannschaft. „Jeder ist sich sicher“, sagt er, „dass wir mit dieser Gruppe noch viel Positives erreichen werden.“ Thomas Meunier will mit neuem Selbstvertrauen vorangehen.

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