„Wie Basketball“: BVB-Youngster Bellingham bringt Hexenkessel zum Schweigen
Champions League
Der BVB untermauert mit dem 2:1 bei Besiktas seine Ambitionen in der Champions League. Bellingham bringt den Hexenkessel in Istanbul zum Schweigen. Einen Kritikpunkt gibt es aus Dortmunder Sicht dennoch.

BVB-Jubel in Istanbul (v.l.): Jude Bellingham, Donyell Malen, Erling Haaland und Raphael Guerreiro. © imago / Depo Photos
Die gefürchtete Kulisse schwieg konsterniert, so dass sogar der Jubel der Spieler in Schwarzgelb deutlich zu vernehmen war. Mit dem 2:1 (2:0) bei Besiktas Istanbul feierte Borussia Dortmund den erhofften Traumstart in die Champions League und untermauerte gleich zum Start seine Ambitionen auf den Gruppensieg.
Dem BVB gelingt ein perfekter Start in die Gruppenphase
Nach dem defensiv bisweilen bedenklichen Auftritt beim 4:3 in Leverkusen war viel die Rede davon, dass der BVB schleunigst seine Abwehrarbeit stabilisieren müsse. Drei Flugstunden von Deutschland entfernt wartete schließlich eine enorm undankbare Aufgabe auf die Borussia - in einem der lautesten Stadien der Königsklasse, mit einem frenetisch die Heimmannschaft anfeuernden Publikum.
Doch mit deutlich mehr Biss, Konzentration und gemeinsamer Arbeit gegen den Ball gelang dem BVB bei Besiktas Istanbul ein perfekter Start in die Gruppenphase der diesjährigen Champions League. Der BVB machte es wie die Bayern tags zuvor: Tore zur rechten Zeit und eine weitgehend konzentrierte Defensivleistung bescherten Borussia Dortmund den optimalen Auftakt.
BVB-Youngster Bellingham stellt neue Bestmarke auf
Treffer von Jude Bellingham (20. Minute) und Erling Haaland (45.+3) verdarben den Anhängern der Heimmannschaft die Lust auf laute Anfeuerung. Die deutlich vernehmbare Stille nach dem perfekt herausgespielten ersten Dortmunder Treffer war Musik in den Ohren des BVB. Es sollte nach den beiden spielentscheidenden Treffern nie mehr so laut werden wie in der Anfangsphase.
Das Tor, eine sehenswerte Kombination der Gäste mit der guten Verlagerung von Mahmoud Dahoud auf Thomas Meunier, der perfekten Weiterleitung des Belgiers aus der Luft in den Lauf von Bellingham und dem perfekten Abschluss des jungen Engländers aus spitzem Winkel beendete eine Anfangsphase, in der Dortmund noch nicht so griffig agierte, auch beeindruckt schien von der stimmungsvollen Kulisse. Bellingham avancierte mit dem Treffer zum jüngsten Spieler, der (saisonübergreifend) in zwei aufeinander folgenden Partien der Königsklasse traf.
BVB-Torhüter Gregor Kobel verhindert den frühen Rückstand
Probleme hatte der BVB auch mit dem sandigen Boden. Passversuche von Mats Hummels, erstmals wieder in der Startelf, und Thomas Meunier blieben unterwegs hängen und sorgten für Gefahr. Es dauerte, bis sich die Borussia mit dem weichen Untergrund arrangiert hatte. Michy Batshuayi, Chelsea-Leihgabe mit kurzer BVB-Vergangenheit, hatte nach fünf Minuten den Torschrei schon auf den Lippen. Seinen technisch sehenswerten Drop-Kick wischte Gregor Kobel mit einer Hand so eben noch über den Winkel.
Doch es sollte die einzige gefährliche Annäherung der Gastgeber bis zur Pause bleiben. Denn mit dem Tor änderten sich die Kräfteverhältnisse auf dem Platz. Dortmund war nun voll da, Haaland (28.) und Marco Reus (29.) hätten erhöhen können. Sehenswerter Kombinationsfußball deckte die defensiven Schwächen der Istanbuler auf.
BVB-Joker Ansgar Knauff verfehlt das leere Tor
Auch bei der Heimmannschaft entfaltete das Tor seine Wirkung. Von Istanbul kam nur noch wenig in der Phase bis zur Pause. Und mit dem 2:0, das der überragende Bellingham mit einem unwiderstehlichen Dribbling einleitete, gab Dortmund den Gastgebern eine schöne Denkaufgabe mit in die Kabine.
Durch war die Partie allerdings noch nicht. Bellingham hätte auf 3:0 stellen können, im Gegenzug blieb Kobel gegen Batshuayi zum zweiten Mal Sieger und unterstrich seine Stärke im Eins-gegen-Eins (66.). Auf der anderen Seite scheiterte auch Haaland im direkten Duell an Istanbuls Keeper Destanoglu (71.), der eingewechselte Knauff traf vor dem leeren Tor fahrlässig nur die Latte (90.+2).
BVB-Lizenzspielleiter Kehl: „Eher das dritte Tor machen“
Es war ein gefährliches Spiel: Ein Tor für die in weiß gekleideten „schwarzen Adler“ hätte die Partie wieder offen gemacht - und vor allem die Kulisse wieder entfacht. Doch es dauerte bis in die vierte Minute der Nachspielzeit, ehe Monteros Kopfball zum 1:2 das Spiel noch einmal scharf machte. So ganz ohne Zittern ging es am Ende nicht mehr ab, es wurde ein Arbeitssieg. Auch der aber brachte drei Punkte.
„Es fühlte sich wie Basketball an“, erklärte Jude Bellingham, „Wir haben angegriffen, dann haben sie angegriffen - wir waren am Ende aber etwas kaltschnäuziger.“ Borussias Lizenzspielleiter Sebastian Kehl betonte: „Wir hätten früher das dritte Tor machen müssen, dann wäre es nicht so eng geworden.“