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Im Schatten von Haaland und Bellingham: Heimlicher BVB-Matchwinner Kobel
Borussia Dortmund
Erling Haaland und Jude Bellingham werden von den BVB-Fans lautstark gefeiert. Doch der eigentliche Matchwinner beim 3:2 gegen Hoffenheim ist Gregor Kobel. Der Schweizer erhält ein besonderes Lob.
Die eine Hälfte des Stadions feiert Erling Haaland, die andere Jude Bellingham. Die BVB-Fans skandieren nach Abpfiff lautstark ihre Namen. Der klassische Wechselgesang - Erling - Haaland - hallt durch den Signal Iduna Park, begleitet von langgezogenen „Juuuude“- Rufen. Sie sind die offensichtlichen Matchwinner des BVB. Doch der stille Held dieses Freitagabends ist jemand anderes. Das weiß auch Bellingham, der ihn in den Arm nimmt und immer wieder mit dem Finger auf ihn zeigt. Soll heißen: Ihm gebührt der Dank.
BVB-Torhüter Gregor Kobel kann sich endlich auszeichnen
Die Rede ist von Gregor Kobel. Das mag im ersten Moment vielleicht etwas komisch klingen. Denn auch in seinem dritten Bundesligaspiel für Borussia Dortmund konnte der Schweizer nicht zu Null spielen, musste die Gegentore fünf und sechs hinnehmen. Für eine Topmannschaft zu viele zu diesem frühen Zeitpunkt. Doch bei allen war Gregor Kobel machtlos.
In den Partien gegen Frankfurt und Freiburg war bereits zu erahnen, dass dort hinten einer zwischen den Pfosten steht, der für den BVB ein echter Gewinn sein könnte. Die Möglichkeit, sich auszuzeichnen und zu zeigen, wieso der BVB ihn - obwohl er Marwin Hitz und Roman Bürki im Kader hat - für 15 Millionen Euro vom VfB Stuttgart abgeworben hat, hatte er bislang aber nicht. Bis Freitagabend.
Gregor Kobel hält den BVB mit starken Paraden im Spiel
Gegen Christoph Baumgartner bewahrte Gregor Kobel den BVB mit einer schnellen Fußreaktion vor dem Rückstand. Gegen Andrej Kramaric, als der Hoffenheimer Stürmer in Hälfte zwei völlig frei auf ihn zulief, blieb der 23-Jährige ruhig. Viele Torhüter hätten sich früh für eine Ecke entschieden oder zumindest gezuckt. Kobel nicht. Er blieb stehen.

Starke Parade gegen Andrej Kramaric: Gregor Kobel hielt den BVB gegen Hoffenheim im Spiel. © imago images/Nordphoto
Was geht einem Torhüter in so einem Moment durch den Kopf? „Nicht viel, da kommen sehr viele Instinkte einfach raus“, sagt Kobel. Von denen hat er viele. Und er kann sie steuern und kontrollieren. Schon gegen Frankfurt kam er in Manuel-Neuer-Manier herausgestürmt, um lange Bälle frühzeitig abzulaufen. Aber das wirkt nicht ungestüm oder gar unüberlegt. Im Gegenteil. Gegen Hoffenheim verließ Kobel zweimal seinen Strafraum. Einmal, um das Leder auf die Tribüne zu dreschen. Ein zweites Mal, um den Ausflug nach fünf Metern abzubrechen und einzusehen: An den Ball würde ich nicht drankommen. Auch eine wichtige Eigenschaft.
BVB-Torwarttrainer Kleinsteiber ist voll des Lobes für Gregor Kobel
„Wir sind total überzeugt von Gregor Kobel. Da waren ein paar richtig gute Paraden bei. Er ist in seinen jungen Jahren schon ein fast kompletter Torhüter, der über viele Qualitäten in allen torwartspezifischen Bereichen verfügt“, lobt BVB-Torwarttrainer Matthias Kleinsteiber im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten. „Und trotzdem hat er noch viel Potenzial zur Entwicklung.“
Das Torwartspiel bei Borussia Dortmund habe andere Anforderungen als bei seinen bisherigen Vereinen Augsburg und Stuttgart, wo er im Schnitt deutlich mehr Bälle aufs Tor bekommen hat. „Darauf stellt er sich ein und setzt das bisher sehr gut um“, sagt Kleinsteiber. Sportdirektor Michael Zorc meint: „Gregor Kobel hat für mich in allen Spielen gezeigt, warum wir ihn verpflichtet haben.“
BVB-Torhüter Gregor Kobel spricht von einem „geilen Sieg“
Gegen Hoffenheim hatte Gregor Kobel einiges zu tun. So wie beim Freistoß von Andrej Kramaric, den der Schweizer entscheidend über die Latte lenkte. Wenn es nach BVB-Trainer Marco Rose ginge, hätte es ruhig weniger Abschlüsse der TSG geben dürfen. Der Schlussmann selbst fand das gar nicht so schlimm. „Es war es super für mich, dass ein bisschen was aufs Tor kam und ich ein bisschen was halten konnte. Ich war super happy, dass ich dem Team helfen konnte und es war geil, dass wir den Sieg holen konnten.“
Dafür war er einer der Garanten. Sprechchöre von den Tribünen gab es am Freitag von den BVB-Fans zwar noch nicht. Wenn aber bei einem Rückpass auf den Torwart kein lautes Raunen durch den Signal Iduna Park geht, dann ist das auch schon ein großes Kompliment. Seine Mitspieler beziehen ihren neuen Hintermann ohne Magenschmerzen ins Aufbauspiel ein. Und die Kobel-Rufe werden dann sicherlich auch irgendwann noch folgen. Matthias Kleinsteiber erklärt: „Wir arbeiten beim BVB schon immer viel mit jungen Feldspielern, jetzt auch mal mit einem jungen Torhüter. Er kann lange der Rückhalt und die Nummer eins bei Borussia Dortmund sein.“
Schon als Kind wollte ich Sportreporter werden. Aus den Stadien dieser Welt zu berichten, ist ein Traumberuf. Und manchmal auch ein echt harter Job. Seit 2007 arbeite ich bei den Ruhr Nachrichten, seit 2012 berichte ich vor allem über den BVB. Studiert habe ich Sportwissenschaft. Mein größter sportlicher Erfolg: Ironman. Meine größte Schwäche: Chips.

Jahrgang 1991, tritt seitdem er Vier ist selbst gegen den Ball, hat mit 14 das erste Mal darüber berichtet, wenn es andere tun. Wollte seitdem nichts anderes machen und hat nach Studium und ein paar Jahren Lokaljournalismus seine Leidenschaft zum Beruf gemacht: Seit 2021 BVB-Reporter.
