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BVB-Linksverteidiger Raphael Guerreiro: Was ihn so wertvoll macht
Borussia Dortmund
Gegen den FC Augsburg trat Raphael Guerreiro erneut als Torschütze in Erscheinung. Der Portugiese ist in der noch jungen Phase der Saison bereits sehr wertvoll für Borussia Dortmund.
Dass Erling Haaland bei Borussia Dortmund die Torschützenliste anführen würde, war im Vorfeld der Saison durchaus zu erwarten. Der Norweger ist mit seinen Treffern die Lebensversicherung für die Ambitionen der Schwarzgelben. Dass ein Abwehrspieler nach sieben Spieltagen der zweitbeste Kanonier des BVB sein würde, kommt dagegen durchaus überraschend.
Raphael Guerreiro als sicherer BVB-Elfmeterschütze
Mit drei Treffern belegt Raphael Guerreiro Platz zwei im internen Ranking. Wie wichtig der Portugiese für den BVB ist, zeigte er auch beim 2:1-Sieg gegen den FC Augsburg. Dort übernahm er in der Anfangsphase gleich Verantwortung, als er nach Foul von Jeffrey Gouweleeuw an Donyell Malen zum Elfmeterpunkt schritt. In Abwesenheit von Erling Haaland wäre eigentlich Marco Reus für gewöhnlich stellvertretender Strafstoßschütze. Doch weil der Kapitän zuletzt zweimal verschoss, drückte er Guerreiro den Ball in die Hand. Der schickte FCA-Torwart Rafal Gikiewicz ins falsche Eck und traf abgeklärt zum 1:0. Es war das erste Elfmetertor des 27-Jährigen im BVB-Trikot.
Schon beim 4:3 gegen Bayer Leverkusen und beim 4:2 gegen Union Berlin zählte er zu den Torschützen. Es war also bereits der dritte Treffer in der noch jungen Saison für Guerreiro – so oft hatte er nach sieben Spieltagen niemals zuvor Grund zum Jubeln. Insgesamt war es auch bereits das 25. Bundesliga-Tor des Portugiesen. In Hugo Almeida (42) und Andre Silva (41) waren nur zwei seiner Landsleute bislang erfolgreicher.
BVB-Linksverteidiger Guerreiro interpretiert seine Rolle offensiv
Dass Guerreiro so häufig trifft, hat mit der durchaus offensiven Interpretation seiner Rolle zu tun. Zwar gehört es zur Stellenbeschreibung eines Linksverteidigers nicht nur die eigene Flanke abzudichten, sondern auch das eigene Spiel anzukurbeln. Aber Guerreiro schaltete sich gegen Augsburg auch immer wieder abseits der Außenbahn ins Geschehen ein, zog auffällig häufig nach innen – immer mitten rein ins Getümmel.
Wie prägend er für das Dortmunder Spiel am Samstag war, belegen auch ein paar weitere Zahlen. Guerreiro war auf dem Platz am häufigsten am Ball (121 Mal), er war an den meisten Torschüssen beteiligt (zwei Torschüsse, vier Torschussvorlagen) und legte die meisten Tempoläufe hin (55).
BVB-Trainer Rose lobt Fähigkeiten des Portugiesen
Nicht immer war das allerdings gewinnbringend. So positiv Fleiß und Umtriebigkeit des Portugiesen zu bewerten sein mögen, so negative Folgen können auch dessen Ausflüge bei Ballverlusten haben. Gegen Augsburg offenbarte er auch defensiv einige Probleme, die der Gegner jedoch nicht bestrafte. Guerreiro muss dringend daran arbeiten, die richtige Balance zu finden, damit sein Ausschwärmen dem Gegner keine überfallartigen Konter über dessen Seite ermöglichen.
Marco Rose schätzt Raphael Guerreiro für dessen Fähigkeiten. „Rapha hat immer eine Idee, er gibt unserem Spiel immer etwas, er kurbelt es als Außenverteidiger an und trägt es nach vorne“, lobte der BVB-Trainer. Der Offensivdrang seines Linksverteidigers ist unverkennbar, weshalb er auch auf der Halbposition im offensiven Mittelfeld eine Option ist. Dort fühlt sich Guerreiro nach eigenem Bekunden sehr wohl.
In der Viererkette des BVB ist Guerreiro eine Institution
Dennoch sagte er schon im Juli im Trainingslager in Bad Ragaz: „Meine Lieblingsposition ist Linksverteidiger, aber ich muss mich anpassen und da spielen, wo der Trainer es will.“ Derzeit wird der dreifache Familienvater in der Viererkette gebraucht, da Stellvertreter Nico Schulz die offensive Kreativität und Durchschlagskraft Guerreiros nicht im Ansatz für sich in Anspruch nehmen kann.
Wenn er dies künftig auch noch mit mehr Gewissenhaftigkeit und Kompromisslosigkeit bei der Verrichtung seiner defensiven Aufgaben paaren kann, dürfte Raphael Guerreiro nicht nur ein erfolgreicher Torschütze, sondern auch ein für den BVB noch wertvollerer Abwehrspieler sein.
Cedric Gebhardt, Jahrgang 1985, hat Germanistik und Politikwissenschaft an der Ruhr-Uni Bochum studiert. Lebt aber lieber nach dem Motto: „Probieren geht über Studieren.“ Interessiert sich für Sport – und insbesondere die Menschen, die ihn betreiben. Liebt Wortspiele über alles und kann mit Worten definitiv besser jonglieren als mit dem Ball. Schickt deshalb gerne humorige Steilpässe in die Spitze.
