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BVB-Einzelkritik: Befreiung für Brandt - Wolf nutzt seine Chance gegen Augsburg
Borussia Dortmund
Borussia Dortmund zittert sich zum 2:1-Sieg gegen den FC Augsburg. Julian Brandt ebnet mit seinem Treffer den Weg, Marius Wolf nutzt seine Chance. Die BVB-Einzelkritik.
In Berlin suchen sie noch nach einer neuen Bundesregierung, bei Borussia Dortmund regiert seit Juli Marco Rose. Folgendes Kabinett sicherte den 2:1-Sieg gegen den FC Augsburg.
Gregor Kobel: Der Schweizer hielt stabil den Puls des BVB-Spiels, sorgte wie so oft für eine wohltuende Work-Life-Balance. Mit seiner Sicherheit auf der Linie stellte er das Erfolgsrezept aus, impfte seinen Mitspielern den Glauben an eine stabile Defensive ein - so zum Beispiel bei der Faustabwehr nach dem Caligiuri-Freistoß (17.). Kobel hat selbst bisher offenbar nur eine Erstimpfung erhalten, ist damit noch nicht vollständig immun gegen Gegentore. Ist dennoch ein geeigneter Gesundheitsminister. Note: 3,0
Raphael Guerreiro: Der Kandidat für Bildung und Forschung, unternahm als Linksverteidiger immer wieder Expeditionen in die gegnerische Hälfte. Hatte dabei aber nicht immer den Kompass richtig eingestellt, verirrte sich bisweilen im Mittelfeld-Dickicht. Erzielte cool vom Punkt seinen ersten Elfmeter im BVB-Trikot zum 1:0. Note: 3,0
Mats Hummels: Besetzte beim BVB das Innenministerium, kannte kein Erbarmen, versuchte die Grenzen dichtzumachen und die Gegner kompromisslos aus der eigenen Hälfte auszuweisen, was meist gelang. Verteilte obendrein in 90 Minuten mehr Pässe als Horst Seehofer in der gesamten vergangenen Legislatur. Note: 3,5
Manuel Akanji: Ohne Pannen bei der Beschaffung des Arbeitsgeräts, geriet zu keiner Zeit in die Defensive, hatte für jede Phase des Spiels die passende Ausrüstung dabei. Deshalb gut geeignet für den Posten des Verteidigungsministers. Note: 3,0
Thomas Meunier: Wäre ein guter Familienminister, umsorgte offensiv seine Mitspieler, behielt in den meisten Fällen defensiv wie ein Oberhaupt den Überblick, musste nach der Pause angeschlagen für Hazard weichen. Note: 3,0
Jude Bellingham: Könnte mit seinen 18 Jahren auch bei Fridays for Future mitlaufen, ist aber meistens samstags schon die Zukunft des BVB. Hinterließ einmal mehr einen guten Eindruck – sorgte im Spiel der Augsburger für atmosphärische Störungen, in dem er den Gegner gemeinsam mit Witsel auf der Doppelsechs immer wieder auf den Füßen stand – weil er auch noch bei Offensivaktionen auf seine Umgebung achtete, ist er im Rose-Kabinett der ideale Mann für Umwelt und Naturschutz. Note: 2,5
Axel Witsel: Kommt im Kabinett von Marco Rose gleich für zwei Aufgaben in Frage. Als Sechser zum einen idealer Kanzleramtschef: Zieht im Hintergrund die Strippen und sorgte auch gegen Augsburg dafür, dass die Agenda des BVB Punkt für Punkt abgearbeitet wurde. Zugleich wäre der Belgier auch ein guter Justizminister. Er hielt im offensiv ausgerichteten System der Schwarzgelben die Waage aus stürmischem Anrennen sowie kontrolliertem Verteidigen – und er verurteilte den FCA damit letztlich zu einer Niederlage. Note: 2,5
Julian Brandt: In den vergangenen Wochen ähnlich umstritten wie Armin Laschet. Gegen Augsburg aber von Beginn an auf dem Feld und in der Spur, leistete auf den Halbpositionen einen wertvollen Beitrag zur Energiewende, markierte das wichtige 2:1. Verkehrtminister war einmal, Brandt bewirbt sich um das Amt des Verkehrsministers. Note: 2,5
Marius Wolf: Überraschend in der Startelf und gleich der Kandidat für Ernährung und Landwirtschaft, säte auf den Halbpositionen viel und erntete dafür Applaus von den Rängen, sorgte für Nährstoff-Zufuhr im BVB-Spiel, pflügte den Acker um und hatte mit seinem Vorstoß über die linke Seite Anteil am 2:1. Musste später verletzungsbedingt vom Feld. Mit dieser Leistung gelang es ihm aber allemal, seine Vita im Gegensatz zu Annalena Baerbock legal zu frisieren. Note: 2,5
Marco Reus: Als Kapitän für das Amt des Außenministers prädestiniert, war permanent auf Reisen im gegnerischen Strafraum, wurde von den Mitspielern immer wieder gesucht, hatte aber in der ersten Hälfte als Diplomat einen schweren Verhandlungsstand. Gedankenschnelles Zuspiel vor dem 2:1 auf Brandt, hatte Pech, als er nur die Latte traf (56.), schoss aus bester Position drüber (70.). Note: 3,0
Donyell Malen: In Abwesenheit von Erling Haaland gab der Niederländer den Stoßstürmer, malochte wie ein Ochse, an vielen Offensivaktionen des BVB direkt beteiligt - und holte dabei den Elfmeter raus. Gab viele kluge Pässe, immer wieder mit schnellem Antritt, legte sich ins Zeug, eindeutig im Aufwind - ein echter Arbeitsminister. Note: 2,0
Thorgan Hazard: Kam kurz nach Wiederanpfiff für Meunier, beackerte die linke Seite, verpasste es, mit dem 3:1 (67.) den Deckel draufzumachen, als er nur den Pfosten traf. War mit seiner Frische und Dynamik wohl als Minister für Wirtschaft und Energie vorgesehen. Es gelang ihm aber zu wenig, diesem Amt gerecht zu werden. Note: 3,5
Emre Can (66. für Witsel), Marin Pongracic (66. für Hummels) Nico Schulz (72. für Wolf) und Reinier (72. für Malen) bleiben ohne Note.
Cedric Gebhardt, Jahrgang 1985, hat Germanistik und Politikwissenschaft an der Ruhr-Uni Bochum studiert. Lebt aber lieber nach dem Motto: „Probieren geht über Studieren.“ Interessiert sich für Sport – und insbesondere die Menschen, die ihn betreiben. Liebt Wortspiele über alles und kann mit Worten definitiv besser jonglieren als mit dem Ball. Schickt deshalb gerne humorige Steilpässe in die Spitze.
