
© Leon Gerhards
Soeckers bringen zweites Album heraus und spielen zweimal in Ahaus
„Nie wieder“
Wegen der Pandemie gab es auch für die Ahauser Band „Soeckers“ zwei Jahre Zwangspause. Kein Grund für Langeweile: Gerade ist ihr zweites Album erschienen. Und damit geht die Band völlig neue Wege.
Erst haben sie jahrelang überhaupt nichts veröffentlicht, sondern nur live gespielt und plötzlich haben die Soeckers gleich zwei Alben im Nacken: „Nie wieder“ heißt das neue Album der Ahauser Band – und endlich geht es für die Vier wieder auf die Bühne. Am 9. April wollen Nils Temme (28), Julian Marpert (27), Johannes Schulte (26) und Lars Temme (25) das Release ihres Albums im Attic feiern.
Aber nochmal eben einen halben Schritt zurück: Seit 2014 gibt es die Soeckers, seit 2016 stehen sie regelmäßig auf kleinen und auch immer größeren Bühnen, waren Vorband von Wanda oder Madsen. Doch auf Spotify hatten sie jahrelang nur ein einziges Lied. „Die Leute kannten uns gar nicht“, sagt Johannes lachend, als wir ihn zusammen mit Nils vergangene Woche in Ahaus treffen
Vom ersten direkt ans zweite Album
Trotzdem hatten sie Erfolg. Auf ungezählten Bühnen von kleinen oder größeren Clubs und Festivals. Ihr erstes Album „Kopfkarussell“ erschien erst 2020. Danach wollten sie auf große Tour gehen. Eigentlich. Dann kam die Pandemie. „Und wir hatten plötzlich eine Menge Zeit“, ergänzt Nils. Und so fingen sie eben direkt mit der Arbeit für das zweite Album an.
Karten für zwei Konzerte im Vorverkauf
- Für das Release-Konzert im Attic am 9. April sind noch wenige Karten erhältlich. Sie kosten zwölf Euro. www.attic-musicclub.de/events
- Bei Karpaten steigt am 17. April das Benefizkonzert zugunsten der Ukraine. Tickets dort kosten sieben Euro. Die gesamten Einnahmen werden gespendet. Außerdem berechtigen die Tickets zum Eintritt auf die anschließende „reguläre“ Party bei Karpaten. www.karpaten-online.de
Kein Problem: „Wir schreiben eh immer sehr viel“, sagt Johannes. Aus einem Haufen von 30 oder 40 Ideen konnten sie die Stücke für das zweite Album aussuchen. „Und wir könnten jetzt schon ein drittes Album bestücken“, fügt er breit grinsend hinzu.

Die Soeckers 2019 beim Stadtfest auf der Bühne vor dem Ahauser Schloss. Erst haben sie überhaupt keine Alben veröffentlicht, sondern sind "nur" live aufgetreten. Jetzt erscheint – wegen der Pandemie – schon das zweite Album. © Luis Engels
Aber es geht ja erstmal um das zweite Album, also den September 2020: „Da hatten wir eine grobe Vorauswahl für eine EP. Für sechs Songs wollten wir zurück ins Studio“, erzählt Nils. Und dann sei einfach immer einer dazu gekommen. Und noch einer. „Am neunten Tag meinte unser Produzent dann, dass wir ja eigentlich an einem Album arbeiten – und so war‘s dann auch“, sagt er im Rückblick.
Zwei Wochen haben sie im Studio mit ihrem Produzenten Paul Gallister in Wien gearbeitet. „Da war aber schon viel fertig, weil wir vorher viel zuhause gemacht hatten“, sagt Johannes. Umso mehr Zeit sei gewesen, zu experimentieren, zu improvisieren und auch spontan noch komplett neu zu schreiben.
Soeckers haben sich noch einmal neu erfunden
Beide Alben sind die Soeckers. Und doch könnten sie unterschiedlicher nicht sein: „Kopfkarussel haben wir so aufgenommen, wie wir die Songs live auf der Bühne spielen. Zu viert in einem Raum und gib ihm“, sagt Johannes. Einfach nach vorne. Laut, ein bisschen dreckig, so wie live. „Nie wieder“ ist viel ausproduzierter, detailverliebter.
„Es zeigt eine neue Seite von uns. Mit Streichern, vielstimmiger, ruhiger. Es muss jetzt nicht mehr ganz so viel knallen“, sagt Nils. Immer noch machen sie Rock, sagen beide. „Früher war das eher Garagenrock, heute mehr Indie“, erklärt Johannes. Aber die Richtung bleibe die Gleiche.
Trotz aller Einschränkungen und Nachteile: Die Pandemie habe der Band gut getan: „Vor der Pandemie waren wir viel mit Gesprächen beschäftigt. Mit dem Label, mit PR, mit dem Booker. Es ging um alles, aber nicht mehr um uns und unsere Musik. Das hat schon fast genervt“, erklärt Johannes im Rückblick. Die Frage war, wie man die Band für den Mainstream erfolgreich machen könne. „Dafür sind wir von Termin zu Termin gehetzt und sollten uns verbiegen“, fügt er hinzu. Nils nickt.
Die Pandemie habe diesen ganzen Fragen einfach den Stecker gezogen. Und sie haben etwas gelernt: Sie wollen den Spaß an der Sache nicht mehr am Ergebnis messen: „Deswegen ist das Album auch so gut geworden. Weil wir uns einfach darauf konzentrieren konnten, was uns allen Spaß macht: Zusammen die Musik machen, die jeder von uns geil findet“, sagt Johannes.

"Wessumer Platz" ist eine der 14 Nummern auf dem neuen Album. Darin dreht sich alles um den Bruch von der Jugend zum Erwachsen-werden. Um die Zukunft, aber auch den leicht melancholischen Blick zurück, als das Stück Fußballrasen und die Freunde die Welt bedeuteten. © Luis Engels
Doch jetzt habe die Band auch genug Ruhe gehabt. Es geht zurück auf die Bühne. Ausgerechnet dort, wo für die Soeckers alles angefangen hat: „Der Attic ist praktisch unser Zuhause. Wir können es gar nicht erwarten“, meint Nils. Hier ist immer noch ihr Probenraum. Hier kommen sie immer noch zu den gemeinsamen Probenwochenenden zusammen. Auch wenn drei von ihnen mittlerweile in Münster und einer in Köln studieren. „Hier ist zuhause, hier kommen wir her“, sagt Nils. Und von hier aus wollen sie alles mitnehmen, was kommt.
Apropos „Was kommt“: Welchen Stellenwert hat die Musik für die Vier mittlerweile eigentlich? „Noch können wir nicht davon leben“, sagt Johannes. Klar müssten sie Arbeiten, um das Geld für die Band zusammenzubekommen. Und klar sei darauf auch das Studium ausgelegt. „Von der Regelstudienzeit haben wir uns aber längst verabschiedet“, sagt Nils grinsend.
Mehr noch: Sie wollen sogar noch mehr in die Band stecken. „Wenn es klappt, legen wir noch eine Schüppe drauf“, ergänzt er. 40 bis 50 Shows sollen es dieses Jahr werden. „Das sieht für dieses Jahr richtig gut aus“, sagt Johannes.
Soeckers spielen Ostersonntag für die Ukraine bei Karpaten
Doch nicht nur im Attic stehen die Soeckers im April auf der Bühne: Am Ostersonntag, 17. April werden sie beim Karpaten-Festival ein Benefizkonzert für die Aktion Lichtblicke zugunsten der Ukraine-Hilfe spielen. „Schon komisch, so schnell nacheinander zwei Konzerte in der Heimat zu spielen“, sagt Johannes Schulte. Aber für ein Benefizkonzert sei es natürlich gar keine Frage, dass die Soeckers auch da auf der Bühne stehen werden.
Einlass zum Konzert ist ab 19.30 Uhr, Beginn ist für ca. 20.30 Uhr geplant. Der komplette Eintritt in Höhe von sieben Euro (das normale Abendticket kostet 15 Euro), wird für die Aktion Lichtblicke gespendet. Alle Besucher des Benefizkonzerts können im Anschluss auf allen Areas bei Karpaten weiter feiern.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
