
© Karikatur: Schwarze-Blanke
Josef Terhalle tritt wenige Wochen vor dem Ende seiner Amtszeit zurück
Ärger bei der Feuerwehr
Der stellvertretende Leiter der Feuerwehr Ahaus, Josef Terhalle (62), ist zurückgetreten. Nur wenige Wochen vor dem Ende seiner Amtszeit. Für ihn gibt es ein Problem in der Wehrführung.
Josef Terhalle hat hingeworfen: Wenige Wochen vor dem Ende seiner dritten Amtszeit als stellvertretender Leiter der Feuerwehr Ahaus ist der 62-jährige Ottensteiner zurückgetreten. Fristlos.
Ein Abgang mit Knall. Wenn auch einem kleinen: Denn trotz des deutlichen Signals möchte Josef Terhalle zu dem Vorgang erst einmal gar nichts sagen. Er wolle nicht mehr Öl ins Feuer gießen, erklärt er gegenüber unserer Redaktion. Ein anonymer Hinweis hatte unsere Redaktion überhaupt erst auf den Rücktritt hingewiesen.
Doch dann spricht Josef Terhalle doch. Redet über sein jahrzehntelanges Engagement für die Feuerwehr und sein Bestreben, haupt- und ehrenamtliche Kräfte so gut es geht miteinander zu vernetzen. „Wir sind eine Truppe, eine Gemeinschaft“, betont er.

Josef Terhalle (l.), hier bei der Verleihung der Förderplakette für Arbeitgeber, zum Ehrenamt, durch NRW-Innenminister Herbert Reul, in Düsseldorf im September 2021, ist als stellvertretender Leiter der Feuerwehr Ahaus zurückgetreten. © IMNRW / Jochen Tack
Und entsprechend müsse auch die Führung der Feuerwehr ausgerichtet sein. Genau das sieht er im Moment aber nicht: Der Feuerwehr Ahaus steht ein größerer Wechsel bevor – haupt- wie ehrenamtlich: Bei den hauptamtlichen Kräften löst zum 1. Mai Dirk Honekamp den bisherigen Feuerwehrchef Berthold Büter als Leiter der Feuer- und Rettungswache ab. Büter geht in den Ruhestand.
Dirk Honekamp, bisher im Ehrenamt auch stellvertretender Leiter der Feuerwehr Ahaus, soll auch als Leiter der Freiwilligen Feuerwehr ernannt werden. Gleichzeitig wäre die Amtszeit von Josef Terhalle als stellvertretender Leiter der Feuerwehr ausgelaufen.
Freiwillige Feuerwehrleute wollten mehr Gewicht in der Führung
Die Freiwilligen Feuerwehrleute in der Stadt und den Ortsteilen hätten sich laut Josef Terhalle mehr Gewicht in der Führung der Feuerwehr gewünscht: „Beide Stellvertreter-Posten sollten durch Freiwillige Feuerwehrleute besetzt werden“, sagt Josef Terhalle. In einem Gespräch mit den Löschzugführern aus den Orten habe er sich dafür viel Unterstützung geholt. Doch nun werde das offenbar anders geregelt.
Das Gespräch hatte er nur mit den Löschzugführern und ohne die übrige Wehrführung geführt. „Man hat mir deswegen mangelnde Loyalität vorgeworfen“, sagt Josef Terhalle.
Für ihn ein Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Auch so habe er über die vergangenen Monate eine negative Entwicklung beobachtet. „Ich wollte jetzt ein Zeichen setzen – wenn auch nur für knapp zwei Monate“, sagt er. Gleichzeitig habe er Platz für einen Neuanfang machen wollen. „Für eine weitere Amtszeit wäre ich ja ohnehin nicht angetreten“, sagt er. Mitte Mai wäre seine dritte Amtszeit als stellvertretender Leiter der Feuerwehr zu Ende gegangen.
Haupt- und Ehrenamt arbeiten gut zusammen
Das Problem sieht er ausschließlich in der Führung der Feuerwehr. „So arbeiten die haupt- und ehrenamtlichen Kräfte sehr gut zusammen“, betont er. Auch er wolle Mitglied der Feuerwehr bleiben. „Das bin ich seit 1979“, sagt er. Das bleibe er auch.
Hans-Georg Althoff, Erster Beigeordneter bei der Stadt Ahaus, hatte gegenüber unserer Redaktion den Rücktritt Josef Terhalles lediglich bestätigt und ihn bedauert. Inhaltlich wollte er sich aber nicht dazu äußern. Das sei eine Sache der Feuerwehrführung.
Nachfrage dort: Auch Stadtbrandinspektor Berthold Büter, Leiter der Feuer- und Rettungswache, möchte inhaltlich nicht viel sagen. „Das ist eine personelle Angelegenheit innerhalb der Feuerwehr“, betont er.
Nachfolgesuche ist gesetzlich strikt geregelt – und nicht abgeschlossen
Dabei verweist er auf die gesetzlich klar geregelte Nachfolgesuche für die Wehrführung: „Die Feuerwehr macht sich darüber Gedanken, wer persönlich und fachlich geeignet ist“, sagt er. Am Ende entscheide der Rat: Auf Vorschlag des Kreisbrandmeisters und nach der Anhörung der Feuerwehr. Ende Januar sei die Führung der Feuerwehr zusammengetreten, um das Vorgehen abzustimmen: „Wachleitung, Wehrführung, Löschzugführer und ihre Stellvertreter und der Jugendfeuerwehrwart“, zählt Berthold Büter auf.
Einstimmig habe man dort beschlossen, dass Dirk Honekamp als neuer Leiter der Feuerwehr vorgeschlagen werden solle und er gleichzeitig den Auftrag bekommen soll, entsprechende Stellvertreter zu suchen. „An diesem Vorschlag wird aktuell noch gearbeitet“, sagt Berthold Büter. Dieser erste Schritt sei noch gar nicht abgeschlossen. Auch deswegen werde er sich nicht zu Inhalten äußern. Nur so viel: „Josef Terhalle war mit diesem Vorgehen einverstanden“, sagt er.
Großes Bedauern für Josef Terhalles Rücktritt
Ob er Terhalles Rücktritt bedauere? „Ja, ausschließlich. Er ist seit Jahrzehnten aktiver Feuerwehrmann und seiner Leistung in der Wehr kann man nur allerhöchsten Respekt zollen“, sagt Berthold Büter. Das zeige ja beispielsweise auch die Auszeichnung, die das Unternehmen von Josef Terhalle 2019 für das „Ehrenamt im Brand- und Katastrophenschutz“ des Landes NRW bekommen hat. Die weitere Zusammenarbeit mit ihm stehe außerhalb jedes Zweifels.
„Er ist aus persönlichen Gründen zurückgetreten. Diese beurteile ich nicht“, sagt Berthold Büter. Man könne und dürfe nicht erwarten, dass alle immer einer Meinung seien.
In der kommenden Woche soll das Führungsgremium der Feuerwehr wieder zusammentreten um weitere Gespräche über die zukünftigen Führungspersonen zu führen.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
