
© Stephan Rape
Dirk Honekamp (43) wird der neue Mann an der Spitze der Feuerwehr Ahaus
Leiter der Feuerwehr
25 seiner 43 Jahre hat Dirk Honekamp bisher bei der Feuerwehr Ahaus verbracht – ehren- und hauptamtlich. Bald wird er der neue Leiter der Feuer- und Rettungswache – mit ersten festen Zielen.
Dirk Honekamp wird der neue Leiter der Feuer- und Rettungswache in Ahaus. Am 1. Mai übernimmt er das Kommando über rund 70 hauptamtliche Feuerwehrleute
und löst damit Berthold Büter ab, der in den Ruhestand geht. Für die rund 400 ehrenamtlichen Feuerwehrleute bleibt er vorläufig stellvertretender Leiter.
Als sich Dirk Honekamp zum ersten Mal die Feuerwehr-Jacke anzog, war er gerade 18. „Früher ging es damals noch nicht“, sagt der heute 43-Jährige. Eine Jugendfeuerwehr gab es in Ahaus da noch nicht. „Mit 17 stand ich beim damaligen Löschzugführer auf der Matte“, sagt er. Immer sei für ihn klar gewesen, dass er einmal zur Feuerwehr gehen wolle.

Dirk Honekamp in der Fahrzeughalle der Feuer- und Rettungswache Ahaus am Adenauerring. Der geplante, millionenschwere Um- und Neubau in den kommenden Jahren wird sicherlich eines der größten Projekte in seiner Laufbahn. © Stephan Rape
Freiwillige Feuerwehr in Ahaus, Zivildienst beim Rettungsdienst in Coesfeld, im Jahr 2000 der Wechsel zur Berufsfeuerwehr – und damit der langsame Aufstieg in der Hierarchie. Und immer wieder Einsätze, die sich in sein Gedächtnis gebrannt haben.
Im Schneechaos den Spaß an der Einsatzkoordination entdeckt
Das Schneechaos 2005 beispielweise: Damals habe er über 30 Stunden in der Einsatzzentrale gesessen und die Einsätze koordiniert. „Dabei habe ich den Spaß an der Koordination entdeckt“, erklärt er. So wie auch beim Ölaustritt im Kavernenfeld im Amtsvenn. Der Einsatz zog sich über Wochen hin. Kürzer, dafür aber mit noch mehr Personal, sei der Einsatz beim Vennbrand in Alstätte gewesen. Auch da hatte er die strategische Einsatzplanung inne.
Eines der einschneidendsten Erlebnisse sei aber die Massenkarambolage auf der A31 gewesen: Im November 2011 waren auf der A31 in Höhe Heek 52 Autos ineinander gerast. Drei Menschen kamen ums Leben, 35 wurden teils schwer verletzt.

Im Hauptausschuss hat sich Dirk Honekamp am Dienstagabend als neuer Leiter der Feuer- und Rettungswache Ahaus den Politikern vorgestellt. Ein offizieller Antrittsbesuch, denn natürlich ist der 43-jährige Ahauser längst allen bekannt. © Stephan Rape
Dirk Honekamp war damals als Einsatzleiter vor Ort. „Normalerweise können wir eine Einsatzstelle relativ schnell abarbeiten“, sagt er. Damals habe allein die Aufnahme der Unfallsituation zehn Minuten gekostet. „Bis wir einen Überblick hatten. Und dann muss man noch entscheiden, wem man mit begrenzten Mitteln als erstes hilft“, erinnert sich Dirk Honekamp. Bilder, die er nie vergessen wird.
Flache Hierarchien außerhalb vom Einsatzgeschehen
Eindrücke, mit denen er aber offen umgeht. So wie alle Mitglieder der Feuerwehren: Gemeinsam werde viel über das Erlebte gesprochen. Der Umgang außerhalb der Einsätze sei freundschaftlich kollegial. Klar, im Einsatz gelte Befehl und Gehorsam. „Das funktioniert nicht anders“, erklärt er.
Außerhalb der Einsätze gebe es bei der Feuerwehr aber extrem flache Hierarchien. Auch das sei früher anders gewesen: „Ich kann mich noch an den ein oder anderen alten Feuerwehr-Haudegen erinnern. Da herrschte ein anderer Umgangston.“ Überhaupt habe sich viel geändert. Nicht nur von der Einstellung her.
Auch technisch: Ein Maschinist, der vor 30 Jahren eine Pumpe bedient hat und seither keine Fortbildungen gemacht hat, würde eine heutige Pumpe nicht mehr in Betrieb bekommen“, sagt er. Natürlich würde ein Feuer immer noch in den meisten Fällen mit Wasser gelöscht. Aber schon das Strahlrohr, also das vordere Ende des Schlauchs, sei eine komplette Neuentwicklung. Es vernebelt das Wasser viel feiner als früher, um so die Löschwirkung zu erhöhen.

25 Jahre liegen zwischen der ersten (l.) und der aktuellen Einsatzjacke von Dirk Honekamp. Nicht nur die Technik auch die Organisation der Feuerwehr hat sich in den vergangenen Jahren grundlegend geändert. © Stephan Rape
Oder die Schutzkleidung: Dirk Honekamp hat seine erste Feuerwehrjacke noch im Spind hängen. Ein dünner Kittel aus etwas festerem Stoff. Schutzwirkung oder Isolation? Gleich Null. Damals habe man das Feuer noch gespürt, sagt er. „Wenn man in einer modernen Schutzjacke merkt, dass es zu heiß wird, ist es schon fast zu spät“, ergänzt er.
Problem für Ehrenamt: Hoher Ausbildungs- und Wartungsaufwand
Mit der neuen Technik kommt auch ein höherer Ausbildungs- und Wartungsaufwand. Aufgaben, die gerade für die ehrenamtlichen Feuerwehrleute eine Belastung darstellen können. „Wir müssen in Zukunft sehen, wie wir die Freiwilligen Feuerwehrleute entlasten können“, sagt er. Beispielsweise in dem theoretischer Unterricht online erteilt wird. Dadurch hätten die Feuerwehrleute an den Dienstabenden mehr Zeit für praktische Übungen.
Auch im Einsatz sei digitale Technik immer wieder Thema: Etwa mit digitaler Überwachung der Atemschutzgeräte im Einsatz oder autonomen Drohnen, die der Feuerwehr schon auf der Anfahrt Bilder der Einsatzstelle übermitteln. „Künstliche Intelligenz ist auch für die Feuerwehr ein riesiges Thema“, sagt er. Dabei gehe es aber ausdrücklich nicht um technische Spielereien: All das diene der Sicherheit der Einsatzkräfte. „Die Technik muss aber verlässlich sein und darf uns nicht behindern“, macht er ganz deutlich. Auch Projekte wie der Neubau der Feuerwache werden ihn wohl über Jahre begleiten. Es gibt viel zu tun.

Dirk Honekamp (l.) als Einsatzleiter beim Wohnhausbrand in der Ahauser Innenstadt im vergangenen Mai. Die enge Verzahnung von Haupt- und Ehrenamt ist ihm extrem wichtig. „Wir haben eine top motivierte Truppe", freut er sich. © Stephan Rape
Über allem stehe die Gewinnung und das Halten von Personal: „Wir haben eine hochmotivierte Truppe“, sagt er. Sowohl im Ehren- als auch im Hauptamt. Und die gelte es zu pflegen.
Einsatzbereitschaft kennt keinen Feierabend
Die Einsatzbereitschaft geht aber auch über den klassischen Alarm hinaus. „Auch jetzt bin ich immer erreichbar, wenn es Probleme gibt“, erklärt er. Er wüsste nicht, wann er in den vergangenen 20 Jahren das Handy einmal ausgestellt hätte. Den klassischen Feierabend gebe es bei der Feuerwehr eben nicht.
Seine Frau habe sich mit dem Beruf arrangiert. „Sie hat viel Verständnis“, sagt er. Die drei Kinder – 4, 7 und 9 Jahre alt – kennen es nicht anders: „Wenn der Melder geht, dann bin ich weg“, sagt Dirk Honekamp. Völlig egal, was gerade zuhause anliegt. „Da gibt es auch gar keine Nachfrage“, sagt er. Und natürlich koste das viel Umorganisation. „Aber das ist eben meine Berufung“, fügt er hinzu.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
