Sanierung im Amtsvenn stockt

Nach Ölkatastrophe

Im Amtsvenn ist rund 16 Monate nach der Ölkatastrophe Ruhe eingekehrt - trügerische Ruhe. Die Sanierungsarbeiten an der betroffenen Kaverne S5 sind ins Stocken geraten. Man warte auf ein Signal von höchster Ebene, heißt es beim Kavernenbetreiber SGW.

GRAES

, 24.07.2015, 18:13 Uhr / Lesedauer: 2 min

"Irgendwann können wir sagen: Jetzt ist Schluss, Ihr müsst das Öl da rauspumpen." Werner Isermann macht deutlich, dass die aktuelle Situation rund um die leckgeschlagene Ölkaverne S5 "kein Idealzustand" ist. Und der Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg hat auch einen Zeitrahmen im Blick, innerhalb dessen seine Behörde das Problem gelöst haben will. Die insgesamt drei Ölkavernen im SGW-Kavernenfeld würden weiter beobachtet. Irgendwann müsse seine Behörde handeln. "Ende dieses Jahres wäre so ein Punkt."

Beim Eigner und Betreiber der Kaverne, der Salzgewinnungsgesellschaft Westfalen (SGW) wird bestätigt: "Es passiert tatsächlich nichts." Grund: "Wir warten auf ein ‚Go' von Erdölbevorratungsverband und Bundeswirtschaftsministerium."

Hintergrund: Im April 2014 kam an drei Stellen im Graeser Venn Öl aus dem Boden. Kühe mussten notgeschlachtet, ein Hof evakuiert und schließlich aufgegeben werden. Im Umfeld fördert die Salzgewinnungsgesellschaft Westfalen seit 1970 Salz in Form von Sole, wobei unterirdische Hohlräume, so genannte Kavernen entstehen, die unter anderem als Speicher für die nationale Ölreserve genutzt werden. So auch die Kaverne mit der Kennung S5, an deren Verrohrung schließlich ein Leck entdeckt wurde.

Bodensanierung beendet

"Die Bodensanierung ist im wesentlichen abgeschlossen", erklärt Isermann zum aktuellen Stand. Konkret betrifft das die obere Erdschicht, etwa drei Meter dick. Darunter beginnt der Fels. Man werde weiter das Grundwasser beobachten, versichert Isermann, wenn auch nicht mehr in der Dichte wie zuletzt. "Von 50 Hauswasserbrunnen haben wir acht ausgewählt." Gefahr gehe von der Kaverne aktuell keine aus. Das Öl sei zwar noch drin, aber nicht unter Druck, die Kaverne also stillgelegt und ohne Betriebserlaubnis.

Isermann bestätigt auch Meldungen, nach denen statt 73 Kubikmetern Öl "nur" etwa 50 Kubikmeter aus Erdreich und Wasser entsorgt werden mussten. "Das waren zunächst geschätzte Mengen. Jetzt hat man über die Entsorgungsnachweise die genauen Mengen."

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Was fehlt, ist die Umrüstung der Kaverne auf ein von der Bezirksregierung für eine neue Betriebserlaubnis zur Auflage gemachtes Doppelrohrsystem. "Das würde die SGW sofort umsetzen", erklärte dazu gestern ihr Sprecher Martin Gritzbach. Aber zunächst müsse beim Erdölbevorratungsverband (EBV) und auf Ministeriumsebene entschieden werden: "Wie gehen wir mit der Erdölbevorratung um?" Es mache schließlich wenig Sinn, "nur die Kavernen im Amtsvenn mit einheitlichen Standards zu versehen."

Bei der Bezirksregierung ist man da indes skeptisch. Isermann: "Ob man aus diesem einzigartigen Fall ableitet, dass etwa für die Kavernen in Niedersachsen Veränderungen vorgenommen werden, muss man sehen", sagt Isermann. Im Amtsvenn hätte ein Zusammentreffen von technischem Fehler und einer besonderen "geologischen Anomalie" zu der Katastrophe geführt. Auch Isermann sieht den EBV am Zug. "Die SGW ist da ja nur Dienstleister."

Eigentümer am Zug

Das sehen die Verantwortlichen beim EBV und bei der BP, deren Öl in der betroffenen Kaverne lagert, ganz anders. "Die SGW ist Betreiber, die haben auch das technische Know How", sagt BP-Pressechefin Stefanie Hansen. Es lägen verschiedene Optionen für die Umrüstung auf dem Tisch. "Die SGW muss nun entscheiden." Man sei als Vertragspartner an entsprechenden Gesprächen beteiligt, mehr nicht. Aus Sicht von BP geht es dabei längst nicht ums große Ganze. "Dass das möglicherweise Auswirkungen auf andere Kavernen hat, kann sein, ist aber im Moment nicht im Gespräch."

Auch beim EBV sieht man die SGW als Eigentümer der Kaverne in der Pflicht. Vorstand Dr. Dirk Sommer sagte im Gespräch mit der Münsterland Zeitung, man sei natürlich sehr daran interessiert, "dass nach den unglücklichen Ereignissen das Ganze ein gutes Ende findet." Die Verantwortung aber liege beim Eigentümer. "Wir sind da letztlich nur Mieter."