Ralf Haveresch, Technischer Leiter bei den Stadtwerken Ahaus, weist auch auf den Zusammenhang zwischen Wasser- und Gasverbrauch hin.

Ralf Haveresch, Technischer Leiter bei den Stadtwerken Ahaus, weist auch auf den Zusammenhang zwischen Wasser- und Gasverbrauch hin. © dpa/Stadtwerke

Baugebiete stören Grundwasser: Kritik bleibt, aber kein Mangel in Sicht

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Wohnraum wird dringend gebraucht, aber jedes neue Baugebiet ist ein Eingriff in die Wasserversorgung. Auch bei Wüllen-Nord 2. Droht Ahaus nach diesem Extremsommer daher der Wassermangel?

Ahaus

, 01.10.2022, 04:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Das Venn vertrocknete, die Früchte auf den Feldern ebenfalls. Dieser Sommer hat hässliche Spuren hinterlassen, und Regen ist bislang nur in homöopathischen Dosen gefallen. Wasser wird vielerorts zur Mangelware, weitere Trockenjahre sind vorausgesagt. Genau in dieser Phase hat der Ahauser Rat gerade Fakten geschaffen und den Satzungsbeschluss für den entsprechenden Bebauungsplan für den zweiten Abschnitt des Baugebiets Wüllen-Nord gefasst. Gegen die Stimmen von Grünen und UWG.

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Das Problem: Das Gebiet befindet sich im Wasserschutzgebiet Ortwick, Schutzzone 3. Kein Problem sieht darin die Ratsmehrheit von CDU und FDP und befindet sich damit im Widerspruch zum eigenen „Trinkwasserversorgungskonzept“. Darin heißt es: „Der Kreis Borken (Fachbereich Gesundheit) sieht durch die Erweiterung der Baugebiete in Wessum, Wüllen und Ahaus einen Einfluss auf das Wasserschutzgebiet Ortwick, da der Zuwachs an versiegelter Fläche die Grundwasserneubildung stört. Dies wird auch von den Stadtwerken Ahaus kritisch gesehen.“

Situation wird angespannter

An der kritischen Haltung der Stadtwerke hat sich auch nichts geändert, aber führen die geplanten Häuser, wenn sie denn gebaut sind, tatsächlich zu einer Verschärfung bei der Wasserversorgung für Ahaus oder vielleicht sogar zu einem Wassermangel? Einer, der sich auf diesem Gebiet auskennt, ist Ralf Haveresch, Abteilungsleiter Netze und Werke bei den Stadtwerken Ahaus.

An dieser Grafik wird deutlich, wie der Wasserverbrauch über die Jahre gestiegen ist.

An dieser Grafik wird deutlich, wie der Wasserverbrauch über die Jahre gestiegen ist. © Stadtwerke Ahaus

Ja, die zunehmende Versiegelung von Flächen in Wasserschutzgebieten, die sich auch durch vergleichende Bilder aus mehreren Jahren „beweisen“ ließe, sei schon sehr lange ein Thema in seinem Haus. „Das spannt die Situation an und sollte nach Möglichkeit vermieden werden.“

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Außerdem wirke es sich nicht nur auf die Menge, sondern auch auf die Qualität des Trinkwassers aus. Entsprechende Hinweise der Stadtwerke habe es schon mehrfach gegeben. Wie mühsam die Wassergewinnung ist, macht Haveresch an einem Bild deutlich: „Ein Tropfen braucht 60 Tage bis zum Brunnen.“

Stetig steigender Wasserverbrauch

Eine Dramatik, dass es in Bälde zu einem Ausfall in der Trinkwasserversorgung komme, sieht er aber nicht. Trotz sinkender Niederschlagsmengen. Auch nicht dadurch, dass sich der Wasserverbrauch in den letzten Jahren stetig nach oben geschraubt hat und sechs Jahre in Folge bei über 9000 Kubikmetern lag. Verantwortlich dafür sieht auch Haveresch veränderte Gewohnheiten im Alltag und gibt auch vor dem Hintergrund der Energiekrise Tipps für wirkungsvolle Veränderungen.

Während der Verbrauch steigt, sinkt der "Nachschub" an Wasser weiter.

Während der Verbrauch steigt, sinkt der "Nachschub" an Wasser weiter. © Stadtwerke Ahaus

Pools und Gartenbewässerung, erst recht in den zunehmend trockenen Sommern, seien sicher Hauptauslöser, aber auch das ganz normale Duschverhalten. Haveresch spricht hier von „Normal-, Funktions- und Wellnessduschern“, wobei der Funktionsduscher rund 10, Wellnessduscher über 100 Liter verbrauchten: „Vielleicht gibt es inzwischen ja einfach mehr Wellnessduscher.“

Das aber sei nicht nur ein Problem des Wassers. „Warmes Wasser benötigt sehr viel Energie“, sagt der Stadtwerke-Technik-Experte. Und weitergedacht: Wenn dafür Gas eingesetzt werde, verschärfe es auch das Energieproblem.